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November 2023 | Zeitung der organisierten autonomie

Der Krieg und die Faschist*innen

Einige Bemerkungen von der NSDAP bis zur AfD

„Man redet vom Rückfall in die Barbarei […] Auschwitz war er“ – T. W. Adorno
Dass Faschismus meist mit Krieg einhergeht, ist den allermeisten Menschen irgendwie klar. Zumindest soweit reicht dann das Geschichtsbewusstsein der Meisten doch noch, um die mörderische Zerstörung, die der deutsche und italienische Faschismus sowie ihre Kollaborateure von der OUN (Ukraine) bis zur Ustascha (Kroatien) über Europa und die Welt gebracht haben, nicht schon vergessen zu haben. Über 60 Millionen Tote belegen die ungeheure Zerstörungskraft der faschistischen Ideologie. 6 Millionen ermordete Juden und Jüdinnen sowie Roma und Romnja, „Asoziale“ und Kommunist*innen, zeugen davon, dass der faschistische Krieg kein Krieg wie jeder andere war.

Der Vernichtungskrieg des historischen – insbesondere des deutschen – Faschismus (nicht mit dem zu verwechseln, was liberale Waffenschieber*innen von den Grünen bis zur FDP meinen, im Krieg Russlands gegen die Ukraine zu erkennen) war eben, wie der Name verrät, ein Krieg mit dem unbedingten Ziel der Vernichtung „unwerten“ Lebens, um Platz zu schaffen für die selbsterkorenen Herrenmenschen. Nebenher wurden freilich etliche dieser „Unwerten“ bis zum Tode geknechtet, um für das deutsche Kapital noch das letzte Quäntchen Extra-Profit aus den Leibern dieser Menschen zu pressen. Dieser ungeheure Akt der Barbarei, der absolute Bruch mit jeder Vernunft und Zivilisation, ist eine Errungenschaft, die sich der Faschismus allein auf seine Fahnen schreiben kann.

„Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen“ – Primo Levi
In Anbetracht dessen, dass im Land der Täter*innen von damals, 90 Jahre nachdem der Siegeszug der Nazis begann, wieder eine zumindest in Teilen faschistische Partei wie die AfD bei etwa 20 Prozent der deutschen Wähler*innen steht, scheint es geboten, sich gerade jetzt mit der Frage zu beschäftigen, ob ein solcher Wahnsinn auch von der AfD zu erwarten ist.

Die einleitende Überschrift zu diesem Absatz, ein Zitat des Holocaust-Überlebenden Primo Levi, angesprochen auf die wichtigste Lehre aus den Gräueln des NS, bringt es auf den Punkt.

Kein Mensch kann voraussagen, ob sich das faschistische Potential, welches in der AfD schlummert, jemals entfalten wird. Italien kann dafür ein Beispiel sein, dass es nicht, zumindest nicht sofort, zwingend dazu kommen muss, selbst wenn extreme Rechte in Regierungsverantwortung sind. Dort scheint die Faschistin Meloni einen zunehmend neoliberalen autoritären, transatlantischen Kurs zu fahren. Für das Kapital sicher vollkommen ausreichend ohne drohende proletarische Revolution. Trotz dieser scheinbaren Mäßigung der heutigen Faschist*innen findet diese zum einen nur statt, da momentan keine härtere Gangart notwendig scheint, zum anderen ist es natürlich möglich, dass sie unter den entsprechenden Voraussetzungen in ähnliche barbarische Ekstase fallen werden, wie es schon ihre geistigen Väter taten.

„Hinter dem Ruf nach Frieden verschanzen sich die Mörder“ – Paul Spiegel
Neben der oberflächlichen Mäßigung sollte man sich genauso wenig von Friedensbekundungen der Rechten blenden lassen. Das Geplärre, für das die AfD von Teilen der sogenannten Friedensbewegung mit offenen Armen begrüßt wird, ist keinen Pfifferling wert, sobald es lohnend für sie erscheint von dem vermeintlichen Friedenskurs abzulassen. Diese recht offenkundige Tatsache kann man zum einen aus ihrem Grundsatzprogramm ablesen, in dem sie etwa fordern die „Wehrfähigkeit Deutschlands wiederherzustellen“, oder, dass wieder jeder junge Mann im Alter zwischen 18 und 25 Jahren gezwungen werden soll, seinem Vaterland bewaffnet zu dienen.

Des Weiteren stimmten viele Abgeordnete der AfD im Bundestag für das 100 Milliarden Paket für die Bundeswehr. Zum anderen hat der Ruf nach Frieden zwischen den Völkern eine altehrwürdige Tradition in der faschistischen Propaganda. So trat etwa auch Hitler zuerst äußerst friedliebend auf und beschwor die Selbstbestimmung der Nationen, während er natürlich parallel die illegale „Wiederherstellung der Wehrfähigkeit“ Deutschlands betrieb. Was folgte, ist bekannt.

Es ist also klar, dass diejenige Partei, welche ihr geistiges Erbe aus dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte bezieht, mitnichten als Friedensstifterin gelten kann, auch wenn sie versucht, sich momentan genau als solche zu inszenieren.

Abschließend bleibt jedoch zu bemerken, dass das Geschäft der Kriegstreiberei seit Jahrzehnten wunderbar ohne Faschist*innen an der Macht funktioniert. Trotzdem sollte diese Feststellung nicht zu Illusionen führen: Im Zweifelsfall steht die AfD bereit: die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen.

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