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November 2023 | Zeitung der organisierten autonomie

Antikriegsbewegung – ein Interview

Hallo, du bist seit den 80er Jahren gegen Krieg aktiv. In der Zeit mobilisierte vor allem die atomare Hochrüstung Millionen. Seitdem hast du das Auf und Ab der Bewegungen miterlebt und dich mit der Geschichte und ihren unterschiedlichen Sichtweisen auseinandergesetzt.

Schon in Altertum und Mittelalter waren, teils vernunftorientiert, teils religiös oder moralisch begründet, Menschen dazu bewegt, den Krieg zu verdammen.
Die Arbeiter*innenbewegung kam dann zur Erkenntnis, dass Krieg seine Ursache in den wirtschaftlichen Verhältnissen hat, also im Kapitalismus.

Wie du sagst, sind Menschen aus den unterschiedlichsten Positionen heraus gegen den Krieg. Mit welchen Mitteln wird gekämpft?

Krieg wird mit allen Mitteln geführt. Ebenso gibt es viele Möglichkeiten einzugreifen.
Mahnwachen, Menschenketten und nicht zuletzt Massendemonstrationen setzen ein Zeichen.

Schüler*innen organisierten Schulstreiks gegen den 3. Irak-Krieg 2003 und trugen zur Verbreiterung der Bewegung bei. Darüber hinaus gibt es ein breites Spektrum zivilen Widerstands, wie angekündigte gewaltfreie Sitzblockaden, bis zur gezielten Sabotage militärischer Infrastruktur und Manöver. Während des Vietnamkriegs verweigerten Soldaten Befehle, verbrannten öffentlich ihre Wehrpässe und Uniformen. Schließlich geht es auch darum, direkt in das Kriegsgeschehen einzugreifen. Der Beginn des Endes des 1. Weltkrieges begann mit der Bestreikung kriegswichtiger Industrien und führte zusammen mit der Befehlsverweigerung der Soldaten Monate später zu dessen unweigerlichen Ende.

Wie kann der Herausforderung durch die herrschende Politik begegnet werden, deren Mittel in letzter Konsequenz der Krieg ist, ihre Interessen also mit Gewalt durchsetzt?

Friedens- und Antikriegsbewegung fällt die wichtige Rolle zu, notwendige Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Sie muss den Kriegskurs der Herrschenden in Frage stellen. Dafür wird sie natürlich mit allen Mitteln bekämpft. Vom Belächeln ihrer scheinbaren Naivität, über das Stempeln zum Putin-Versteher oder Antisemitin bis zum Vorwurf der Kollaboration mit dem Feind, des Hochverrats und der Wehrkraftzersetzung. Die Bewegung muss sich kritisch mit den Rechtfertigungen der kriegführenden Parteien auseinandersetzen. Bekanntlich ist das erste Opfer des Krieges die Wahrheit. Die Bewegung darf sich nicht durch ihre Lügen spalten lassen oder gar in einem Krieg kapitalistischer Staaten nur für eine Seite Partei ergreifen. Gegen den 2. Irak-Krieg (1991) protestierten noch viele. Es ging ziemlich offensichtlich um das Interesse am Öl. Gegen den sogenannten Kosovo-Einsatz, dem Angriffskrieg auf Serbien, war der Protest viel schwächer. Die geostrategischen und hegemonialen Interessen ließen sich leichter verbergen und die auch aus der Friedensbewegung heraus entstandene bürgerliche Partei, die Grünen, lief ins Lager der Kriegsbefürworter*innen über und verbreitete die kriegstreiberische Lüge, ein zweites Auschwitz zu verhindern.

Wie kann die Antikriegsbewegung Stärke entwickeln?

Natürlich ist das Ziel die Beendigung von Kriegen und deren Vorbereitung. Um also erfolgreich zu sein, muss die Bewegung ihren Widerstand immer weiter vorantreiben, auf politischer, sozialer und kultureller Ebene. Es gilt also dranzubleiben und beständig in der Gesellschaft zu wirken. Krieg kapitalistischer Staaten ist ja keine isolierte Erscheinung. Er ist die Folge kapitalistischer Machtinteressen und wirkt wiederum auch zurück auf die sozialen Verhältnisse.

Richtig kraftvoll kann sie werden, wenn sie Ausgangspunkt und Motor einer umfassenderen Bewegung wird, die die herrschenden Machtverhältnisse grundlegender in Frage stellt.
Am Ende könnte eine Gegenmacht mit internationalistischen Charakter heranwachsen.

Hoch die internationale Solidarität – Arbeiter*innen aller Länder, vereinigt euch

Antikriegsbewegung

Interview mit einem langjährigen Aktivisten der Antikriegsbewegung

Alle Themen:

Inhalt

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