
Am 06.Juni fand die Kundgebung „Komm zur Brache! Für mehr Platz zum draußen spielen!“ statt. Aufgerufen hatten die Falken Nürnberg und unterstützt wurde der Aufruf durch die organisierte autonomie, Reclaim Gostenhof und Auf der Suche. Es beteiligten sich bei strömenden Regen ca. 35 interessierte Menschen und lauschten den verschiedenen Redebeiträgen. Im folgenden könnt ihr den Redebeitrag der organisierten autonomie und Reclaim Gostenhof lesen.
Redebeitrag:
Brachen sind wichtig. Leerstellen in einer zugebauten Stadt sind notwendig. Sie lassen ein bisschen Luft zum Atmen, sie lassen ein wenig freien Raum. Doch sie werfen eben keinen Gewinn ab und deswegen ist die ungenutzte Fläche in der kapitalistischen Stadt eher ein Schimpfwort. Ungenutzt ist gleich unprofitabel. Und wo kämen wir denn da hin, wenn die Stadt nach den Bedürfnissen der Bewohner:innen gestaltet wird, statt nach handfesten Kapitalinteressen einiger Weniger? Denn genau darauf läuft es hinaus, wenn GfK und Co entscheiden, was hier gebaut wird. Ein echter demokratischer Prozess hat natürlich schon in den letzten Jahren nicht stattgefunden und wird es auch diesmal nicht. Die Konzerne haben eine Wunschliste erstellt und bekommen geliefert: Büroquartier, Parkhäuser und jetzt vielleicht noch ein Einkaufszentrum für die Mitarbeitenden? Das alles ist natürlich im Kontext des Frankenschnellweg Ausbaus zu sehen. Die Kohlenhofstraße soll eine sogenannte Zubringerstraße für den Frankenschnellweg werden. Verschiedene Konzerne sehen ein hohes Potential zur Wertsteigerung in diesem Areal. Was das für uns Menschen aus der Arbeiter:innenklasse heißt? Verdrängung und der Ausverkauf unseres Zuhauses. Denn dieser Teil zwischen Gostenhof und Steinbühl ist vielleicht nicht das schönste Fleckchen Erde, aber es ist für Einige noch bezahlbar.
Wenn man hier schon alles zupflastern muss, wie wäre es dann also mit echten Sozialwohnungen? Wie wäre es mit dem Wagenplatz Kristallpalast, der momentan obdachlos am Straßenrand sein Dasein fristet, weil die Stadt Nürnberg ja angeblich keine Flächen hat. Das wären nur ein paar Ideen, bei denen man auch noch mitdenken könnte, wie man weiterhin Freiflächen erhält, auf denen Kinder spielen und Hunde toben können. An denen man vielleicht noch ein bisschen Schatten findet und die Flächen nicht auch noch komplett versiegelt wären. Doch das ist nicht das Interesse der Stadt Nürnberg. Diese hat die Stadtplanung schon lange dem Kapital überlassen und hat auch hier am Kohlenhof schon die Segel gestrichen: etwas mehr Park, etwas weniger Stockwerke für das Hochhaus hatte sich die Stadt bereits gewünscht. GfK und Aurelis wollten es anders und ihr Wunsch sei der Stadt Befehl – ob SPD oder CSU macht hierbei wahrlich keinen Unterschied. Während wir in Gostenhof an dieser Ecke zittern müssen, ob wir uns trotz erhöhten Umweltbelastungen unser Zuhause in ein paar Jahren noch leisten können, werden wir an der anderen Ecke mit Aufwertung durch Superblocks genervt. Heuchlerischer kann eine Stadtplanung eigentlich kaum mehr sein. Durch die massive Rolle beim Ausbau des Frankenschnellweges wird unser Viertel in den ganzen nächsten Jahrzehnten einer massiven Belastung ausgesetzt sein, aber Hauptsache man sperrt jetzt ein paar Parkplätze und verbietet, dass Autos durch kaum befahrene Straßen fahren. Danke für nichts. Wir fordern den sofortigen Stopp dieser ganzen Wahnsinnsprojekte! Wohnraum und Flächen müssen vergesellschaftet werden! Kapitalistische Planung führt für die absolute Mehrheit der Menschen von einer Katastrophe in die andere! Brecht die Macht der Banken und Konzerne! Im Kleinen wie auch im Großen!