Vor zwei Monaten, am 4. März 2025, wurde der 38-jährige Vater, Sohn, Bruder und Mentor Qabel brutal in seiner Wohnung von der Polizei, durch Schüsse in die Lunge hingerichtet. Laut Polizeiaussagen soll er ein Küchenmesser gezückt haben, wodurch sich die Bullen wieder mal im Recht gesehen haben einen Menschen gewaltvoll aus dem Leben zu reißen. Der Grund des Besuchs war ein Haftbefehl mit Fluchtgefahr von Mitte 2024. Die Behauptung der Fluchtgefahr ist und bleibt jedoch unerklärlich, denn Qabel war ein Mensch mit einer festen Anstellung, festem Wohnsitz und einem stabilen sozialen und familiären Netzwerk. Die Mörder hatten nicht einmal den Anstand, die Familie über ihren Verlust zu informieren – sie mussten es nach Stunden durch die Medien erfahren.
Geboren in Kuwait, als Teil der verfolgten und unterdrückten Minderheit der Mändäer aus dem Irak, verbrachte Qabel die ersten Jahre seines Lebens als Geflüchteter in Kuwait, um mit 12 Jahren in Deutschland endlich ein Zuhause zu finden. Er war Vater von zwei Kindern und kümmerte sich zusätzlich liebevoll um seine zwei Chihuahuas. Sein Leben hat er der Kampfkunst und der Selbstverteidigung gewidmet. Vor allem Kindern, Jugendlichen, Frauen und auch Polizisten selbst hat er all sein Wissen vermittelt und Ihnen nicht nur die Kunst der Selbstverteidigung beigebracht, sondern auch des Selbstvertrauens. Für seine Schüler:innen war er Mentor und Vorbild. Zu seiner Beerdigung kamen hunderte Menschen, die alle diesen wunderbaren Menschen in Würde verabschieden wollten.
Der Mord von Qabel ist kein Einzelfall, sondern reiht sich in eine Serie rassistischer Morde, seitens der Bullen ein. Nicht mal im eigenen zu Hause ist man als Migrant:in sicher. Nicht mal in den eigenen vier Wänden ist man vor denen sicher, die angeblich „Schutz und Ordnung“ bringen sollen. Schutz für wen? Ordnung für was?
Und wieder bleibt alles voller Widersprüche: Warum wollten sie einen zweifelhaften und fehlerhaften Haftbefehl erst nach fast einem Jahr vollstrecken? Wieso sagt die Oberstaatsanwältin nichts von einem Messer, die Cops begründen aber all ihre Argumentation darauf?
Wenn dein Leben nur einen Vorwand braucht, um beendet zu werden, dann bist du kein Einzelfall. Du bist Zielscheibe.
Wir sind wütend, weil ihr euch mit Lügen schützt, während wir um Leben trauern. Doch unsere Wut wird zur Waffe: gegen euer Schweigen, gegen eure Gewalt, gegen euer System. Wir wissen, dass Qabel kein Einzelfall war. Und wir wissen, dass ihr alles tun werdet, um euch reinzuwaschen, während seine Familie mit einem leeren Platz leben muss. Aber wir schauen nicht weg. Wir glauben euch nichts. Und wir geben keine Ruhe, bis es Gerechtigkeit gibt: für Qabel, und für alle, die durch eure Hände gestorben sind.
// Um die Familie finanziell zu entlasten, wurde ein Spendenlink eingerichtet. Dieser ist hier zu erreichen.