Wer wir sind
Seit Anfang des Jahres bieten wir von reclaim Gostenhof und der organisierten autonomie Sozialberatung und offenes Büro an jedem Dienstag von 13 bis 15 Uhr im Stadtteilladen Schwarze Katze an. Von Anfang an war das Angebot gut besucht und ist bis heute sehr stark ausgelastet. Wir als solidarische Berater*innen sehen uns als Unterstützung für die Leute, die zu uns kommen. Einige von uns haben selbst Erfahrungen mit Ämtern und Behörden machen müssen, andere haben schon Kämpfe gegen ihre Vermieter*innen geführt. Uns allen gemein ist, dass wir wissen, wie ausgeliefert und ohnmächtig sich Menschen gegenüber den Behörden, Chefs und Vermieter*innen fühlen können, wenn wir uns nicht wehren oder mit den Problemen alleine herumschlagen müssen. Wir alle wissen, es braucht viel Kraft, Energie und Solidarität, wenn man als Arbeiterinnen und Arbeiter zumindest das bisschen an Rechten und finanziellen Hilfen einfordern will, was uns zustehen.
Kirche will Alleinerziehende vor die Türe setzen
Am letzten Donnerstag haben wir eine unserer Besucherinnen zum Amtsgericht begleitet. Sie hatte die fristlose Kündigung erhalten, da sich aufgrund unsäglich hoher Energieforderungen, Schulden angehäuft hatten. Das Jobcenter verweigerte die Zahlung der Energiekosten, weil es diese als „nicht angemessen“ ansieht. Die Quittung jedoch bekommt die alleinerziehende Mutter. Der Vermieter – in diesem Fall die Dreieinigkeitskirche in Gostenhof – wollte ihre Mieterin so schnell wie möglich vor die Türe setzen. Nur dadurch, dass wir einen Anwalt hinzugezogen haben, konnte zumindest das abgewehrt werden und sie kann noch ein bisschen länger in der Wohnung bleiben. Die Prozesskostenhilfe wurde in ihrem Fall übrigens aufgrund mangelnder Erfolgsaussichten abgelehnt, was eine zusätzliche Schweinerei ist, da normal-sterbliche Menschen vor Gericht in der Regel eh schon schlechter wegkommen als die Reichen und Mächtigen in diesem Land. Wenn nicht einmal mehr anwaltliche Unterstützung gewährt wird, geht es statistisch betrachtet noch schlechter aus. Die Immobilieneigentümerin ging in ihrer Nächstenliebe indes soweit, dass sie die alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern „als Kompromiss“ zum Jahresende auf die Straße setzen wollte. Hier griff dann selbst die Richterin ein und erinnerte den anwaltlichen Vertreter der christlichen Einrichtung an die Feiertage. Immerhin konnte durch die Bereitstellung und Finanzierung des Anwalts letztlich eine längere Frist erreicht werden. Der Mietenwahnsinn aber bleibt bestehen!
Wir brauchen deine Unterstützung!
Wir sind autonom und kompromisslos an der Seite der lohnabhängigen Klasse, wir gehen politisch an unsere Beratung heran und wollen uns keinesfalls von irgendwelchen öffentlichen Geldern abhängig machen. Um aber wie in diesem Fall eine Anwaltsbegleitung zu zahlen, brauchen wir Spenden. Werft uns also gerne was in die Spendenbox, wenn ihr das nächste Mal in der Schwarzen Katze seid. Auch Menschen, die beim Beraten unterstützen, können wir sehr gut gebrauchen. Du musst nichts Spezielles können – wir unterstützen uns auch hierbei gegenseitig. Wir wollen als linke Stadtteilorganisierung natürlich nicht beim Beraten stehen bleiben. Als wir im Winter zum Beispiel zunehmend feststellen mussten, dass immer mehr Menschen aufgrund des Abrechnungs-Chaos des örtlichen Energieanbieters N-Ergie zu uns kamen, beschlossen wir, eine Kundgebung vor der Geschäftsstelle zu machen. Diese schaffte es auch prompt in die Lokalpresse. Und eines ist jetzt schon klar: es wird nicht die letzte Kundgebung von uns gewesen sein.