Heraus zum 8. März 2023

Mi, 08.03.23, 18 Uhr

Hier Termine und der Aufruf des 8. März Bündnis Nürnberg:

8. März: 18 Uhr Kundgebung des 8. März Bündnis Nürnberg am Weißen Turm (all gender) – im Anschluss „Reclaim the night“ Demo des Nachttanzkollektives (FLINTA only)

11. März: Demo des 8. März Bündnis Nürnberg um 14 Uhr am Nürnberger Plärrer (all gender)

 

Frauen kämpfen international gegen Krieg, Krise und Kapital

Inflation, Teuerungen, Versorgungsprobleme, Kriege und Krisen sind unser neuer Alltag in einem System, das zwanghaft am Leben gehalten wird. Doch nicht zu Gunsten eines menschenwürdigen Lebens für alle, sondern für Einzelinteressen einiger Weniger. Von Kindesbeinen an wird uns gesagt:“ Du kannst alles erreichen, wenn du dich nur genug anstrengst.“ Denn Deutschland sei ein Land der Freiheit und Chancengleichheit. Doch das ist eine glatte Lüge und eine irreführende Verpackung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse. Unsere Realität zeigt die soziale Ungleichheit: 13,8 Millionen Menschen gelten derzeit in Deutschland als arm, das heißt, sie haben z.B. als alleinstehende Person weniger als 1074€ zum Leben – bei einer Miete von 600€ bleibt da nicht mal der Bürgergeld Regelbedarf zum Leben übrig. In Wirklichkeit dürfte Armut also noch viel weiter verbreitet sein. Laut den Sparkassen können aktuell 60% ihrer Kunden keine Rücklagen bilden. Eine unvorhergesehene Ausgabe gleicht dann einer Katastrophe. Die aktuelle Krise bedeutet für etliche Menschen, Rechnungen hin und herzuschieben und weitere Abstriche zu machen. Es heißt aber auch, dass noch mehr Wohnungen kalt und noch mehr Kühlschränke zum Monatsende hin leer bleiben.

Armut ist weiblich

Genau wie der männliche Teil der Arbeiterklasse, sind Frauen gezwungen ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um zu Überleben. Zusätzlich sollen sie sich aber unbezahlt um Kinder, Haushalt, oder kranke Verwandte kümmern. Das geht jedoch nur mit einem Teilzeitjob und der bedeutet in diesem System zwangsweise weniger Geld. Die Selbstverständlichkeit dieser Rollenverteilung wird Frauen von Kindesbeinen an ebenso eingetrichtert, wie auf eigene Bedürfnisse zu Gunsten anderer eher zu verzichten. Die Folge: Lohnungleichheit, Altersarmut und eine ökonomische Geschlechterungleichheit durch ein Rollenbild, das häusliche Sorge-Arbeit und Frauen generell ins Private drängen soll.

Frauen arbeiten häufig im Niedriglohn-Sektor. Im Zuge der Agenda 2010 wurden unsichere Stellen massiv ausgebaut um Konzernen zu ermöglichen, diese zu streichen oder zu vergeben wie immer es ihnen gerade passt. In Krisenzeiten sind das die ersten Jobs, die weg gekürzt werden um Profitspannen aufrecht zu erhalten. Vor allem Frauen, alte Menschen, die ihre Rente aufbessern müssen, Geflüchtete und Migrant*innen werden so zur flexiblen Verfügungsmasse für die Konzerne.

Patriarchale Rollenbilder? Entsorgen!

Auch queere Menschen, die sowohl auf der Straße, bei der Wohnungssuche oder am Arbeitsplatz von Diskriminierung betroffen sind, haben ein verstärktes Armutsrisiko. Entlassungen oder nicht-Einstellung treffen inter, nicht binäre und trans Personen besonders häufig. Durch den Sexismus eines konservativen Geschlechterkorsetts ist auch ihre Gefährdung für Obdachlosigkeit besonders hoch, was ihre Lage in der Krise in Kombination mit dem Erstarken patriarchaler Kräfte noch verschärfen wird.

Besonders gefährdet von Armut sind auch alleinerziehende Mütter, da sich die Kinderbetreuung nicht mit Schichtdiensten oder ähnlichem vereinbaren lässt. Gibt es keine zusätzliche Unterstützung oder die finanziellen Möglichkeiten dazu, ist das Ergebnis Arbeitslosigkeit und Bürgergeld. Wer trotz Lohnarbeit selbst betreut, muss sie sich mit dem gesellschaftlichen Stigma, erwerbstätig und Mutter zu sein, auseinandersetzen, das ihnen bei Behörden, Arbeit, Kita, Schule aber auch in den eigenen Ansprüchen begegnet.

Wenn es „der Wirtschaft“ gut geht – geht es uns auch gut?

Dass dieser alte Satz nur in ein Märchenbuch gehört, zeigt die aktuelle Situation. Während z.B. Lebensmittel- und Energiekonzerne Rekordgewinne einfahren, sollen die Lohnabhängigen den Gürtel enger schnallen um die Profite des deutschen Kapitals weiterhin zu sichern und sogar zu steigern. Arbeiter*innen sollen ihre Arbeitskraft immer billiger verkaufen um die Konkurrenzfähigkeit der nationalen Wirtschaft auf dem internationalen Markt zu erhalten und auszubauen. Im Kampf der wirtschaftlichen Machtblöcke ist das jedoch nur die eine Seite. Der Kampf um Ressourcen, Investitionsmöglichkeiten und Einflusssphären tobt und endet immer öfter in militärischen Auseinandersetzungen.

Krieg und Krise produziert Gewalt

Frauen und queere Menschen sind in diesen bewaffneten Konflikten systematischer geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt. Von sexueller Gewalt über Vergewaltigungen bis hin zu Sklaverei. Frauen und Kinder sind Opfer dieser Kriege. Und sie bleiben es auch wenn sie fliehen. Sichere Fluchtwege wären vor allem für sie elementar aber die europäische Abschottungspolitik bietet keinen Schutz sondern lässt Menschen ertrinken, in der Wüste sterben oder prügelt Menschen hinter die Grenze zurück. Lagerpolitik und systematische Entrechtung hierzulande tragen dazu bei, dass Frauen und Kinder auch hier nicht sicher sind.

Nicht nur Kriege, sondern auch ökonomische Krisen tragen zu einer Gefährdung von Frauen und Kindern bei. Treffen die Auswirkungen der Krise, wie Arbeitslosigkeit, Schulden und Zukunftsängste Männer richten diese Frust und Aggression leider viel zu oft nicht gegen die wirklich Verantwortlichen an ihrer Misere, sondern gegen ihre Familien. Das nicht erfüllte Versprechen des patriarchalen Kapitalismus von Reichtum und Macht führen zu häufigerem Streit zu Hause und enden nicht selten mit häuslicher Gewalt, im schlimmsten Fall mit Femiziden. Diesen Zusammenhang zwischen Krisen und häuslicher Gewalt konnten wir schon während der Pandemie beobachten. Da die ökonomische Abhängigkeit der Betroffenen in der Krise steigt, haben viele neben emotionalen Hindernissen auch finanzielle Gründe, sich nicht aus gewaltvollen Haushalten lösen zu können. Die kapitalistisch produzierte Wohnungsnot, zu wenige Plätze in unterfinanzierten Frauenhäusern, fehlende soziale Netzwerke durch die zunehmende Vereinzelung oder schlicht das fehlende Geld für ein Hotelzimmer sind Brandbeschleuniger.

Mit der weltweiten Rechtsentwicklung und der andauernden Kriegssituation weltweit, den daraus resultierenden stark gewordenen Fluchtbewegungen, den gezielten faschistischen Anschlägen wie z.B. in der Türkei, Pakistan oder Hanau und vielen weiteren Orten rückt der Krieg immer näher an uns heran. Es wird immer schwerer weg zu schauen und immer einfacher, sich zum Kampf gegen imperialistische Kriege zu entscheiden, die gegen die Menschheit gerichtet sind, damit einige Wenige sich Land, Industrie, Rohstoffe und Arbeitskräfte aneignen.

Frauen, die kämpfen, sind Frauen die leben

Machen wir uns aber auch genauso bewusst, dass der ständige Kampf, den Frauen führen müssen, sie stark und kampffähig macht. Auch klar ist, dass niemand der Arbeiterin aus dieser Lage helfen wird – das beweist die Geschichte – sondern, dass sie sich selbst aus all der Unterdrückung und Ausbeutung befreien muss.

Im Iran führen Frauen seit September 2022 revolutionäre Kämpfe, angetrieben durch die unerträgliche Verwobenheit von kapitalistischer Ausbeutung, religiösen Fundamentalismus, sexistischer Gewalt und Ungleichheit. An ihrer Seite kämpfen die kurdischen Einheiten mit ihrer Vision einer Frauenbefreiung. Die Stärke beider Bewegungen wird nun bedroht durch den Angriffskrieg des faschistoiden türkischen sowie des iranischen Staates. Von den ukrainischen Frauen auf der Flucht, unseren queeren Geschwistern ohne Wohnsitz bis zu den Frauen in Kurdistan, die sich gegen die Unterdrückung des türkischen Faschismus erheben – schließen wir uns ihnen an und kämpfen Seite an Seite mit unseren Schwestern in aller Welt.

Frauenbefreiung heißt Klassenkampf – diese Ansage ist nach wie vor brandaktuell. Denn wir brauchen nicht mehr Frauen in den Parlamenten oder in den Vorständen der Konzerne, sondern Frauen, die ihre besondere Lage innerhalb der lohnabhängigen Klasse begreifen und für die Befreiung vom Patriarchat und das Ende der Ausbeutung und Unterdrückung durch den Kapitalismus kämpfen.

Inzwischen sind Krieg, Krise, Umweltkatastrophen verstärkt weltweit zu spüren. Unser Kampf um Befreiung als Frauen, Lesben, inter, nicht binäre und trans Menschen ist der um sozialen Umbruch. Wenn die Armut um sich greift, müssen wir uns holen, was uns sowieso gehört und das bedeutet den Kampf gegen das patriarchale und kapitalistische System.

Schaffen wir eine feministische Bewegung, die sich für eine Welt jenseits von Kriegen, Profitgier und Gewalt gegen Frauen und Queers und erhebt!

Ein Zeichen gegen Krieg und Krise und für einen antipatriarchalen Klassenkampf!

8.März Bündnis

Frauenkampftag-nbg@riseup.net

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Das Sternchen (*) soll deutlich machen, dass wir die Sichtweise ablehnen, die gesellschaftliche Rollenverteilung der Geschlechter erfolge zwangsläufig aus biologischen Unterscheiden. Wir gehen von gesellschaftlichen Verhältnissen aus, die das soziale Geschlechter konstruieren. Dennoch sind die Unterschiede zwischen den sozialen Geschlecht gesellschaftlich bedingt und können auch gesellschaftlich überwunden werden. Von patriarchaler Unterdrückung sind deshalb nicht nur Menschen betroffen, die sich selbst als Frauen definieren.