Eltern und Erzieher*innen protestieren: Do., 03.03.2022, 17 Uhr, Nürnberg, Rathausplatz
Die Stadt Nürnberg will erneut massiv Betreuungssgebühren für Kindertagesstätten erhöhen. Sie leitet damit staatliche Zuschüsse, die Eltern seit 2019 für die Kita erhalten, in die Stadtkasse um. Eltern und Erzieher*innen sind gleichermaßen empört. Im Sie fordern die Rücknahme der Beschlüsse zur Kostenerhöhung, sowie Entlastungsmaßnahmen, die die ArbeiterInnen im Erziehungs- und Sozialbereich fordern. Diese Forderungen wurden von den Kommunen im Februar kategorisch abgelehnt, obwohl 100.000e Fachkräfte fehlen.
Nürnberg gehört schon jetzt zu den Städten mit den höchsten Gebühren für Kindertagesstätten. Und nun soll es sogar noch teurer werden?
Im Februar beschloss der Stadtrat Erhöhungen für die nächsten Jahre, die bis zu 50% betragen können. Das stinkt den Eltern, denn bereits in den letzten 5 Jahren mussten sie Gebührenerhöhungen in fast gleicher Höhe hinnehmen. Dabei freuten sich noch 2018 viele darüber, dass es künftig bei der Kita-Betreuung bereits für Kinder ab 3 Jahren 100 Euro Zuschuss vom Staat geben sollte. Dieses Geld will die Stadt aber nun den Leuten wieder aus dem Geldbeutel ziehen. Das ist eine Riesensauerei!
Die unverschämte Gier der Stadtspitze stinkt auch den Erzieher*innen. Denn den Menschen, die in den Kitas arbeiten, ist es wichtig, dass kein Kind durchs Raster fallen muss. Sie möchten Menschen bilden und erziehen; nicht, dass ihre Arbeit Teil eines Geschäfts ist, bei dem es um Rentabilität und Profit geht.
Das Profit-Prinzip sorgt schließlich dafür, dass Kita-Gruppen meist viel zu groß sind, wichtige Tätigkeiten aus Personalmangel zu kurz kommen, Ausbeutung in der Ausbildung stattfindet und viele weitere Missstände herrschen, die auf keine Kuhhaut gehen.
Nicht zuletzt trägt dies alles den Stempel einer jahrhundertealten patriarchalen und kapitalistischen Praxis. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet Berufe mit einem Frauenanteil von 70-80 % unterirdisch mies bezahlt werden. Denn es sind die Berufe, in denen Sorge-Arbeit verrichtet wird, die nach ewig-gestriger patriarchaler Weltsicht die Frauen eigentlich umsonst tun sollten.
Derzeit kämpfen die Menschen, die in Sozial- und Erziehungsberufen arbeiten, mit ihren Gewerkschaften für eine Aufwertung ihrer Arbeit, bessere Arbeitsbedingungen und damit auch gegen Personalmangel und Überlastung. Bereits vor 5 Jahren waren zahlreiche Beschäftigte für diese Forderungen in den Streik getreten. Nur wenige davon wurden erfüllt. Im Gegenteil: Während Corona haben sich die Probleme noch weiter verschärft, so dass viele an ihre Grenzen gekommen sind.
Obwohl nach Angaben der Gewerkschaft ver.di allein im Bereich der Kindertagesstätten 173.000 Fachkräfte fehlen, haben die kommunalen ArbeitgeberInnen zu Beginn der aktuellen Tarifrunde Entlastungsforderungen kategorisch abgelehnt. Am Montag, 28. Februar, sind in Nürnberg daher Beschäftigte erstmals zu Streiks aufgerufen. Auch vor diesem Hintergrund ist Solidarität zwischen Eltern und Erzieher*innen gefragt.
Wir fordern von der Stadt Nürnberg:
- Rücknahme der Beschlüsse zur Kostenerhöhung, statt dessen kostenlose Kita-Betreuung!
- Als Arbeitgeberin muss die Stadt Nürnberg die gerechten Forderungen der Beschäftigten bedingungslos erfüllen!