Dem selbstverwalteten Jugend-und Kulturzentrum P31 in der Südstadt droht das Aus + GostenhoferInnen solidarisieren sich und rufen zur Demo auf + Spekulation mit Wohnraum und den Räumen unkommerzieller Kultur muss beendet werden!
Die Pandemie bestimmt die Schlagzeilen erneut. Jedoch steht die Welt jenseits von Corona nicht still. Und erst recht nicht das Geschäft mit Wohnraum und Bauflächen. Das boomt unbeeindruckt von der Pandemie weiter und das Immobilienkapital profitiert sogar von der Wirtschaftskrise, die sich bereits vor Corona anbahnte. Nach wie vor – und vielleicht sogar jetzt erst recht – suchen InvestorInnen und SpekulantInnen das Heil in der sicheren Anlage Betongold. Dass Wohnraum Ware ist, ist für uns als Menschen, die darauf angewiesen sind, ein Dach über dem Kopf zu haben, schlicht eine Katastrophe. Doch auch für all diejenigen, die Räume anders nutzen wollen als mit der x-ten Starbucks-Filiale oder einem anderen Konsumtempel, werden die Zeiten immer härter. Das selbstverwaltete Jugend-und Kulturzentrum P31 in der Nürnberger Südstadt ist ein Beispiel aus unserer eigenen Stadt dafür. Wir müssen nicht in die Ferne schweifen, nach Berlin schauen
und feststellen, wie ein selbstverwaltetes Projekt nach dem anderen an die Immobilienhaie fällt – jedem Widerstand und Widerspruch der StadtbewohnerInnen zum Trotz – denn basisdemokratisch laufen solche Prozesse nirgendwo ab. Das Kapital steuert die Stadtplanung selbst wenn dem Berliner Senat durch den massiven Druck der Straße immer mal wieder ein Erfolg abgerungen wird. In Nürnberg sind es vor allem die öffentlichen Plätze – allen voran der Jamnitzer Platz, über dessen Gestaltung und Nutzung massive Debatten entfacht wurden und die NutzerInnen unermüdlich ihre Interessen vertreten. Oder die allgemeinen Kämpfe um Verdrängung und Aufwertung in Gostenhof, bei der die Stadt immer wieder zu Reaktionen gezwungen ist. Das Verscherbeln des Geländes des P31 im Nürnberger Süden hätte das Potential für einen weiteren Kristallisationspunkt in Nürnberg.
Zum Projekt an sich gehören momentan Wohnungen, ein Seminarraum sowie ein offener Bereich für Austausch, Zusammenkommen und Veranstaltungen. Im Untergeschoss findet sich eine Werkstatt sowie Platz für Bandproben und Auftritte. Das Gelände wurde bereits verkauft und der neue Eigentümer will es nun für einen viel höheren Preis gleich mal weiter verkaufen. Schicke Eigentumswohnungen sind der Plan und natürlich passt ein selbstverwaltetes Zentrum nicht in die Verwertungspläne der SpekulantInnen. Im Gegenteil: das Zentrum soll platt gemacht werden. Es soll Platz machen für Investitionsräume – vielleicht auch einfach nur für Parkplätze. Parkplatz gegen Stellplatzmiete oder Kultur für alle? Im Kapitalismus entscheidet die Marktmacht einer kleinen Minderheit und nicht die Interessen der Mehrheit der Menschen, die von Essen gegen Spende, Konzerte auf Spendenbasis sowie kostenlosen Veranstaltungen und Räume, in denen man sich treffen kann, food sharing und einen Umsonstladen wesentlich mehr hätten als von schicken Eigentumswohnungen, die sich die meisten niemals werden leisten können. Als im März dieses Jahres der erste Lockdown verkündet wurde, griff nicht etwa der Staat in Form der Kommune hilfsbedürftigen BürgerInnen unter die Arme, nein diese Hilfe wurde von Projekt P31, dem Stadtteilladen Schwarze Katze und dem Kinder und Jugendtreff Amikaro und einer Vielzahl engagierter NachbarInnen initiiert und koordiniert. Wenn solche Orte ans Kapital fallen, wird es immer schwieriger, zusammen zu kommen, solche Initiativen zu entwickeln und auch Widerstand zu leisten. Wo werden sich die MieterInnen treffen, wenn sie sich gegen Kündigungen, Ausverkauf und Mietsteigerungen zunehmend organisieren? Im Wohnzimmer von Frau Müller oder Herr Can? Wir brauchen selbstverwaltete Strukturen, die mutig sind und die sich entgegen der ökonomischen und politischen Macht auf die Seite der MieterInnen, der Lohnabhängigen, der Wütenden und Aktiven stellen, die nicht einknicken, sich nicht einschüchtern lassen, die experimentieren und in denen man über gesellschaftliche Perspektiven nächtelang streiten und diskutieren kann, in denen man leben und leben lassen lernen kann und in dem man sich einfach auch mal nach der Arbeit bei einem Bier oder einer Limo auskotzen kann ohne gleich horrende Preise dafür bezahlen zu müssen.
Das P31 muss bleiben! In die Stadt und ihre Gremien haben wir dabei kein Vertrauen.
Wir als BewohnerInnen Gostenhofs wissen, dass die Stadt die Gentrifizierung unseres Stadtteils gezielt vorantreibt. Wir wissen, dass sie Millionen für sogenannte Leuchtturmprojekte wie den Frankenschnellweg und die Gentrifizierung der Gostenhofer Haupstraße ausgeben werden. Während der einst von zahllosen GostenhoferInnen genutzte Fußballplatz in der Austraße seit über einem Jahr geschlossen ist und seine NutzerInnen vergeblich auf die von der Stadt versprochene Reparatur warten. Wir wissen, dass die Stadt jene HausbesitzerInnen und Immobilienhaie unterstützt, die uns verdrängen und vertreiben und durch eine zahlungskräftigere Klientel ersetzen wollen. Und wir wissen deshalb auch, dass wir von der Stadt nur etwas bekommen wenn wir sie unter Druck setzen. Dies gilt auch für das P31.
Die Stadtplanung wird auch hier in Nürnberg nach Immobilienkapital-Interessen ausgerichtet und nachdem Nürnberg nicht Kulturhauptstadt wird, werden sie das P31 auch nicht als Feigenblatt für ihr Engagement für Subkulturen benötigen. Wenn wir das P31 behalten wollen, müssen wir alle zusammen stehen. Wir müssen Druck aufbauen, wir müssen auf die Straße, wir müssen Widerstand organisieren und Protest sichtbar machen
Kommt daher alle zur Demo am 12.12. um 14 Uhr am Aufseßplatz. Treffpunkt in Gostenhof um gemeinsam zur Demo zu gehen: 13:00 Uhr Jamnitzer.
Von Gostenhof bis in den Süden: Viertelsolidarität muss praktisch werden!
Die Demo wird auch durch Gostenhof gehen und einen Zwischenstopp am Jamnitzer Platz einlegen. Das ist unsere Möglichkeit, uns als Stadtteil solidarisch zu zeigen. Hängen wir Transparente aus dem Fenster, gehen wir zusammen auf die Demo und zeigen wir, dass unsere Widerständigkeit und Solidarität nicht an den Viertel-Grenzen aufhört.