Teil 2: Geschichte des revolutionären 1. Mai in Nürnberg

Im 2. Teil der Geschichte des revolutionären 1. Mai in Nürnberg schauen wir auf die Jahre 1988 bis 2000 zurück. Viel Spaß!
88
und 89 fanden ebenfalls antikapitalistische bzw. Wochen gegen Kapital und Patriarchat statt. Man beteiligte sich erneut an der DGB Demo und wurde in beiden Jahren von einem Polizeispalier begleitet. 88 gab es ebenfalls wieder ein autonomes Fest, 89 fiel dieses wegen einer bundesweiten Demo zur Unterstützung des Hungerstreiks von RAF und anderen revolutionären Gefangenen aus. Ebenfalls 1988 nimmt die Autonome Proletarische Aktion ihre Aktivitäten auf, die Erwerbslosen- und Stadtteilarbeit sowie allgemein soziale Belange beinhalten.
90 gab es neben einem gemeinsamen Mai Aufruf mehrere themenspezifische, da die Arbeit in Betrieb und Stadtteil mehr fahrt aufnahm. 1990 warf außerdem der vom BRD-Imperialismus betriebene Anschluss der DDR seinen Schatten über die Mai Aktivitäten. „Die Annektion der DDR und die Kolonialisierung Osteuropas – Deutschlands Weg ins vierte Reich“ war der Titel einer Veranstaltung im Rahmen der Aktionswoche, auch auf der Demonstration wurde Großdeutschland der Kampf angesagt.

91 wurde alle Kraft die man hatte in die Mobilisierung gegen den Golfkrieg gelegt, auch der 1. Mai stand unter diesem Thema, daher fand leider keine Aktionswoche statt. Ein geplantes Straßenfest wurde Opfer des schlechten Wetters.
1992 fand zum ersten Mal eine eigenständige Mai-Demo unter dem Motto „Wir haben die Schnauze voll“ statt. Organisiert wurde auf Initiative der APA (Autonome Proletarische Aktion) und der Prolos gemeinsam mit der Gruppe Bolshevik Partizan. Man lief mit circa 200 Menschen durch Gostenhof. Ein weiterer Rechtsruck des DGB der ganz in den großdeutschen Konsens integriert mithalf, den Anschluss der DDR für das Kapital reibungslos über die Bühne zu bringen, machte den Schritt in die Unabhängigkeit notwendig. Im Anschluss besetzten Aktivisten ein Haus, rundherum fanden die weiteren autonomen Maifeierlichkeiten statt. Vor der Räumung verließ man unerkannt das Haus.
93/94/95 1993 gründete sich als Zusammenschluss aus APA und Prolos die Organisierte Autonomie, die seit bestehen den revolutionären 1. Mai vorbereitet. In diesen Jahren zog man ebenfalls mit 200-300 Leuten durch Gostenhof, bedroht durch ein riesiges Bullenaufgebot. Seit 93 beteiligten sich auch andere linksradikale Gruppen an der ganz klar antiimperialistisch und klassenkämpferisch ausgerichteten Demonstration. Auf dem von nun an jährlich stattfindenden internationalistischen Straßenfest feiern circa 1000 Menschen.

96 wehte der Wind in Nürnberg von rechts. Die Stadt hatte einen neuen CSU Bürgermeister und für den 1. Mai hatte die Jugend der NPD einen Aufmarsch angekündigt. Die Stadt, DGB Führung und Bullen diskutierten über ein Verbot der revolutionären Demo. Schließlich zog man doch unter dem Motto „Wessen Straße ist die Straße… Kein Faschistenaufmarsch in Nürnberg“ durch Gostenhof. Man meldete zeitversetzt eine Kundgebung in unmittelbarer Nähe des Nazitreffpunkts an, woraufhin die Verantwortlichen es vorzogen die faschistische Demo zu verbieten. Damit war ein Punkt gesetzt und die gestellte Frage „Wessen Straße ist die Straße“ wurde beantwortet. 800 Menschen waren zu diesem revolutionären 1. Mai gekommen die den provozierenden Cops entschlossen entgegenstanden. Längst ist die Demo nicht mehr nur Anlaufpunkt für Autonome sondern auch für einfach Unzufriedene geworden.

97/98 1997 waren 500 Menschen gekommen 1998 700, siebenundneunzig musste sich die Demo immer wieder gegen Angriffe der Polizei wehren, hielt aber stand. 98 hielten sich die USK Einheiten zurück, was aber nicht an Einsicht lag, sondern daran, dass aufgrund einer bundesweiten Antifamobi nach Leipzig die TeilnehmerInnenzahl deutlich unterschätzt wurde. Auf dem Straßenfest herrschte wie immer trotz Regens und polizeilicher Kontrollen ausgelassene Stimmung. Zweiteres wurde durch kollektives Eingreifen zeitnah beendet.

99/2000 99 war zentrales Thema der Mai-Demo der Angriffskrieg in Jugoslawien, hier nahmen sechs bis siebenhundert Menschen teil. 2000 Wurde bereits am Vorabend ein Haus besetzt (leider auch gleich wieder geräumt). Für den Tag selbst hatten mal wieder Nazis ihr Kommen, diesmal in der Nachbarstadt Fürth, angekündigt. Man führte trotzdem die Demo mit 450 Menschen durch, um sich von den FaschistInnen nicht alles diktieren zu lassen und eilte anschließend nach Fürth um gemeinsam mit 2500 AntifaschistInnen die Nazis in ihre Schranken zu verweisen und immer wieder zu blockieren.

 

Fortsetzung folgt …