Jedes Jahr treffen sich am dritten Advent zahlreiche Studentenverbindungen, Korps und sonstige Burschenschaften in der Nürnberger Innenstadt. Viele dieser Verbindungen gelten als reaktionär und nationalistisch, einige haben gute Verbindungen zu Organisationen der extremen Rechten oder beteiligen sich aktiv in faschistischen Netztwerken.
Seit vielen Jahren jedoch nehmen auch Burschenschaften am Thomasbummel teil, die sich deutlich gegen Nationalismus, Sexismus und Rassismus positionieren. Sie nennen sich die Ururburschenschaften und ihre Trachten unterscheiden sich leicht von denen der rechten Verbindungen: Sie bestehen zum Beispiel aus Kartoffelsäcken, Klobürsten und Alu-Mützen. Vereinigt haben sich diese Ururburschenschaften im „Nürnberger Convent“.
Dieses Jahr beteiligten sich gleich fünf Ururburschenschaften aus mehreren Städten mit etwa 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Thomasbummel. Traditionell verläuft das Nebeneinander von Burschenschaften und Ururburschenschaften während des gleichzeitigen Bummelns sehr entspannt – trotz der sehr unterschiedlichen Werte und Anschauungen. Gar nicht entspannt zeigte sich dieses Jahr die mittelfränkische Polizei. Neben der Brauchtumsveranstaltung hatten antifaschistische AktivistInnen Flugblätter verteilt, in denen PassantInnen über die Umtriebe rechter Burschenschafter aufgeklärt wurden. Die Polizei nahm dies zum Anlass, Personenkontrollen durchzuführen und erklärten auch die Teilnahme des Nürnberger Convents am Thomasbummel zu einer politischen Kundgebung. Tatsächlich handelt es sich beim Bummel der Ururburschenschaften aber um den Ausdruck eines gemeinsamen Lebensgefühls. Als die Ururburschenschaften sich anschickten, mit der U-Bahn nach Hause zu fahren, versuchten Teile der eingesetzten Polizeieinheiten und das berüchtigte USK offenbar, die Lage zu eskalieren, indem sie Menschen bedrängten, schubsten, provozierten und selbst Unbeteiligte daran hinderten, aus der U-Bahn auszusteigen.
Trotz dieser völlig überflüssigen Aktionen der Polizei nach dem Thomasbummel wertet der Nürnberger Convent den Tag als einen schönen und gelungenen Teil antifaschistischer Brauchtumspflege. Es ist aber bezeichnend, dass die Polizei, die immer wieder Nazis ihre Aufmärsche ermöglicht und teils dabei zusieht, wenn FaschistInnen auf ihren Kundgebungen Straftaten begehen, ein weiteres Mal einen Beißreflex zeigt, wenn AntifaschistInnen auf die Straße gehen.
Dem Nürnberger Convent derzeit angeschlossene Verbindungen:
Fäkalia zu Nürnberg
Almania Regensburg
Transvestitia zu Trier
Pogoanarchistische Fachhochschul- und Universitäten Interessengemeinschaft (PFUI Bayern)
Für tatkräftige Unterstützung bedankt sich der Nürnberger Convent bei der Partei
und den Gruppen
Auf der Suche – Anarchistische Gruppe Nürnberg
Pension Ost
Revolutionär organisierte Jugendaktion (ROJA)
Sozialrevolutionäre Aktion Regensburg (SRA)
sowie bei zahlreichen Einzelpersonen