Offener Brief von einem der „3 von der Autobahn“

Grüß Euch Genoss*innen,

heute am 18.09 hat mich, nachdem ich eine Woche keine Briefe und so bekommen habe, wieder eine neue unbeschreibliche Welle an Postkarten, Briefen, Bildern usw. erreicht.

Mir fehlen wirklich die Worte um meine Gefühle zu beschreiben. Nochmals riesigen Dank für Eure unbeschreibliche Solidarität. Jedes Mal wenn mich Eure Solidarität erreicht gibt mir das unglaublich viel Kraft. In circa einer Woche haben wir ja jetzt unsere Berufungsverhandlung, ich bin schon sehr gespannt und auch sehr aufgeregt aber zu hören was Ihr alle, alles da draußen macht und beruhigt mich sehr.

Auch wenn ich an diesem Tag nicht frei komme, habe ich immerhin schon einen Monat gepackt. Mir geht es hier relativ gut und ganz langsam „normalisiert“ sich mein Alltag hier drinnen. Ich muss hier drinnen immer viel an die (mir bekannten) Genoss*innen denken, die auch hinter Gitter verfrachtet wurde und dort teils Jahrzehnte in noch schlimmeren Umständen zu bringen mussten. Doch dieser Scheiß ist eben auch ein Part von unserem revolutionären Weg und kann jeden & jede immer & überall ereilen.

Doch auch dieser Teil des Weges kann sein Gutes haben. Wenn ich z.B. höre, dass sich die Bewegung über unser Schicksal besser vernetzt und enger zusammen kommt, erfüllt mich das mit großer Freude und alles fühlt sich gleich viel weniger beschissen, unnötig und einsam an. Für mich ist es jedenfalls auch großartig diese ganze Solidarität zu erleben und zu sehen wie dieses Wort mit Leben gefüllt wird.

Ich bin leider nicht so gut mit Worten, solange es sich nicht um irgendein Schwachsinnsgesabbel handelt, deshalb lasse ich das jetzt auch.

Nur so viel noch, ich vermisse alle von Euch ganz schrecklich und bin in Gedanken Tag & Nacht bei Euch.

Ich hoffe ich kann Euch alle spätestens am 12.10 auf der Straße sehen, wenn nicht dann zu anderen Gelegenheiten :).

Also Köpfe, Fäuste, Fahnen, usw. hoch!
Mit liebsten revolutionären Grüßen, Emil

P.S: Da das mit dem allen schnell antworten, wie gesagt nicht wirklich möglich ist. Möchte ich hier kurz die „FAQs“ beantworten.

1. Das Essen ist eine absolute Frechheit. Das ich veganes Essen möchte, ist denen hier auch ziemlich wurscht.

2. Ich bin mit einem Typen aus Irland in der Zelle, der ist recht nett. Das ist aber auch so ziemlich der einzige mit dem ich aufgrund der Sprachbarriere reden kann.

3. Wirkliche Sportmöglichkeiten gibt es für mich derzeit nicht, ich werde also als der selbe Lappen rauskommen.

4. Derzeit ist meine Hauptbeschäftigung Fernseher zu sehen, da ich fast alle Schriftstücke zwei mal durchgelesen habe. Sollte die Berufung fehlschlagen kann ich in einen französisch Kurs gehen.

5. Die Regelungen von dem Knast blicke ich selbst nicht, da so gut wie kein Schließer Englisch spricht.