Die Heuchler demaskieren! Rein in den internationalistischen Block!

Bereits Ende September haben wir gemeinsam mit dem offenen internationalistischen Treffen „come||fight||stay – together“ den Nürnberger Friedenstafeln einen Besuch abgestattet. Zu diesem jährlichen Event in Nürnberg, der so genannten Stadt der Menschenrechte, feiert die Nürnberger Politiklandschaft sich selbst, die Menschenrechte, eineN internationalen PreisträgerIn und überhaupt die ganze Demokratie, Freiheit, Brüderlichkeit. Ein Tag der Selbstbeweihräucherung, des Wegschauens und der Heuchelei – ohne uns? Von wegen..

 

— macht mit — Jeden ersten Sonntag im Monat ab 13:00 Uhr — 

come||fight||stay – together — Brunch und offenes internationalistisches Treffen

nächstes Treffen: Sonntag 06.10.

Rein in den internationalistischen Block!

zum Aufruf — achtsprachig

Stop killing our people! 

12.10.2019 – 14:00 Uhr – Plärrer 

mehr Bilder gibts nach einem klick auf…

Mitten während der Festtafelei haben wir mit einem schönen und entschlossenen Mob die Veranstaltung geentert – und dafür gesorgt, dass Nürnberg sich nicht einfach so feiern kann: in der Anker Dependance Beuthener Straße leben bis zu 600 Menschen in einem Hochhauslager, mit allem was zum Leben im Ankercamp dazugehört: erschwerter Zugang zu Anwälten, Securityschikane, mangelhafte Gesundheitsversorgung, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und vieles mehr. Am Nürnberger Flughafen starten neben wöchentlichen Militärflügen mittlerweile auch Abschiebeflüge. Das SEK holt traumatisierte Kriegsgeflüchtete mit vorgehaltener Maschinenpistole und Blendgranaten zur Abschiebung ab. Währenddessen erklärt Maly die Stadt zum sicheren Hafen und die Politikbonzen stopfen sich Leckereien während den Friedenstafeln rein. Dabei sind sie und ihre ihre ParteigenossInnen in der Bundesregierung, die die reaktionäre Offensive gegen unser aller Freiheitsrechte genauso zu verantworten haben wie die massive Armut der lohnabhängigen Klasse im Niedriglohnsektor und der prekären Arbeit, das Erstarken rechter und rechtsradikaler Netzwerke durch schlichtes wegschauen (oder aktive Unterstützung), die Schaffung von Fluchtursachen weltweit durch die Durchsetzung der eigenen imperialistischen Interessen und das massenhafte Morden.

Um all das zu zeigen haben wir die Friedenstafeln als Bühne genutzt – Einladung hin oder her. Mit großformatigen Schildern machten unsere GenossInnen ohne sicheren Aufenthaltsstatus auf ihre Situation aufmerksam. Ein kurzer Satz, die Frage wo sind meine Menschenrechte – und schon stellte sich die ganze Widersprüchlichkeit der Veranstaltung dar. Der Großteil der mehreren tausend NürnbergerInnen, die an den Tafeln teilnahmen fühlten sich aber ganz und gar nicht gestört – sondern unterstützten uns teilweise lautstark, teils mit standing ovations oder machten wohlwollend Fotos. Mit von der Partie und schnell mit uns vereint waren übrigens auch Aktive des runden Tiusch Kirchenasyl in Nürnberg und der Region und von der Seebrücke. Am Ende konnten wir noch den Abschlusszug mit Kinderchor entern – zu Berthold Brechts „Die Gedanken sind frei“ schlossen wir uns dem Zug durch die Straße der Menschenrechte an – und sorgten dafür, dass wohl kaum ein Bild ohne eins von unseren Schildern in die Öffentlichkeit gelangen konnte.

Die Heuchelei aufzudecken ist auch mehr als notwendig – und sich vor allem nicht zum Spielball machen zu lassen. Es ist egal wo die Morde stattfinden: im Mittelmeer, der Sahara, den Internierungslagern in Libyen und Zentralafrika und nicht zuletzt auch hier in Deutschland, wo die Nachricht vom polizeilichen Schusswaffengebrauch oder anderen Morde durch Bullen mittlerweile beinahe zur Routine geworden ist: von Halim Dener über Tenesee Eisenberg, Oury Jalloh, Laye Conde bis hin zu den jüngsten Fällen:  Hussam Hussein (Berlin, 2016, drei Schuss in den Rücken)  Matiullah (Fulda, 2017, erschossen), Amad A. (2018, Kleve, in der Zelle im Knast verbrannt), Adel B. (Berlin, 2019, erschossen) A. (Stade, 2019, mit 4 Schuss getötet) und vielen weiteren, die keine Namen in der Öffentlichkeit haben oder deren Fälle gar nicht erst bekannt werden..

Die Aktion bei den Friedenstafeln war eine gute Gelegenheit, auf die Verweigerung von Menschenrechten für Teile der Menschen aufmerksam zu machen, aber auch zu zeigen, dass die Gewalt über kurz oder lang uns alle trifft. Heute sind es vor allem Geflüchtete, die nicht nur mit Sondergesetzen gegängelt werden – und auch die Namen der von der Polizei in Deutschland ermordeten Menschen ist meistens wenig Deutsch. Direkt nach MigrantInnen stehen psychisch Kranke, die ebenfalls wenn die Polizei kommt lieber nicht mit Hilfe rechnen – überproportional oft, sind sie am Ende der Begegnung nicht mehr am Leben. Aber auf dem Rücken dieser marginalisierten Menschen werden Sondergesetze ausprobiert, Lager errichtet, Polizeieinsätze geprobt und nicht zuletzt die Normalisierung all dessen in Behörden und Bevölkerung vorangetrieben. Genau wie die kapitalistische Ausbeutungsmaschinerie global das Leben derjenigen zerstört, die nichts haben außer ihrer Arbeitskraft (und hier in Hartz, dort in Hunger und Elend enden), bedroht der Sicherheits- und Repressionsaparat und die zunehmende Normalisierung seiner brutalen Einsätze unser aller Freiheit gleichermaßen – wehren können wir uns nur gemeinsam und auf der Basis internationaler, klassenkämpferischer Solidarität!

Deshalb — rein in den internationalistischen Block am 12.10! Come Fight Stay — Together! Nieder mit Imperialismus, Ausbeutung und Polizeistaat!