Alles begann mit einer weiteren schikanösen Polizeikontrolle. Ein paar wohl-bekannte Wutbürger hatten wegen angeblicher Ruhestörung die Polizei gerufen – da war es noch nicht einmal 23 Uhr; jeder Biergarten war noch lauter zu dieser Zeit. Die herbeigerufene Ordnungsmacht wollte Ausweise, die Betroffenen spielten das Spiel aber nicht mit und bald sahen sich die Cops einer zu großen Zahl an sich solidarisierenden Menschen gegenüber. Sie traten den Rückzug an. Das wäre es auch gewesen wenn da nicht eine handvoll Wutbürger wäre, denen es schon längst nicht mehr ausreicht, dass ihnen die Stadt Nürnberg bereits einen eigenen Runden Tisch mit sämtlichen städtischen Behörden eingerichtet hat um ihr Missfallen über den lebendigen Jamnitzer Platz und seine NutzerInnen regelmäßig zu pudern. Nein, nun muss es der Knüppel der Staatsgewalt sein, den Haase und andere Eigentümer in Kolonialherrenmanier endlich sehen möchten. Anstatt froh zu sein, dass die Cops einmal eine Situation nicht völlig eskaliert haben, wird in faschistoider Manier nach der harten Hand geschrien. Der Lokal“journalismus“ der Nürnberger Nachrichten ließ sich zum Teil willfährig vor den Karren ihrer Interessen spannen und machte aus dem lange schwelenden Konflikt in Gostenhof rund um Gentrifizierung, Aufwertungsinteressen, steigende Mieten und Verdrängung kurzer Hand eine mediale Hetze gegen „die Autonomen“. Und wo Hetze und Wutbürger aufeinander stoßen, darf die AfD nicht fehlen. Angespornt von der Zuspitzung und der Katastrophenszenerien heraufbeschworen durch die Medien machte sich AfD- Lokalhetzer Sichert ans Werk, den EigentümerInnen beiseite zu springen. Sei es drum: jeder verdient den Beifall aus der Ecke, in die er sich selbst stellt. Doch einen Erfolg hatten die besorgten Bürger zu verzeichnen: Polizeibelagerung über fast 2 Wochen hinweg.
Gostenhof – ein solidarisches Viertel
Doch was machten die Menschen am Jamnitzer? Sie blieben entspannt und rückten noch ein wenig enger zusammen. Man muss sagen: ohne das besonnene Vorgehen der vielen Menschen auf dem Platz wäre die Situation aufgrund des provokanten und massiven Auftretens der Einsatzkräfte des berühmt-berüchtigten Unterstützungs-Sonderkommandos wohl des öfteren eskaliert. Ihr militärisches Auftreten während Kinder mit Wasserspritzpistolen am Platz spielten, wird wohl vielen noch lange im Gedächtnis bleiben. Doch was auch im Gedächtnis bleibt, ist die gegenseitige Unterstützung bei Kontrollen, das gemeinsame Planen z.B. eines Picknicks und die Solidarität etlicher Menschen aus dem Stadtteil. Letztlich gehen wir gestärkt aus dieser Situation heraus – wir als NutzerInnen. Und das ist eine wichtige Basis wenn die Umgestaltung des Jamnitzer Platzes kommt. Über 300 PlatznutzerInnen haben schon damals ihr klares Votum gegeben: nutzerfreundlich statt investorenfreundlich. Dieser Sommeranfang war ein Vorgeschmack darauf, was die reichen BewohnerInnen hier für eine Macht haben, Polizei, Medien und Stadt für sich zu nutzen wann und wie immer es ihnen beliebt. Doch auch wir haben gezeigt, was unsere Macht ist: Zusammenhalten, solidarisch sein und kollektiv entschlossen auftreten. Wenn Sinn und Zweck des Jamnitzer-Umbaus ist, einen schicken ruhigen Bettvorleger für Lofts, Luxusbauten und Ferienwohnungen zu schaffen damit die InvestorInnen den Jamnitzer zur Wertsteigerung ihrer Immobilien benutzen können, haben sie die Rechnung ohne die NutzerInnen gemacht. Wir kämpfen um den öffentlichen Raum ebenso wie um unsere Wohnungen! Wir lassen uns nicht vertreiben! Gostenhof ist rebellisch, solidarisch und widerständig und wird es auch bleiben!