Am 28.03.2019 veranstaltete die Stadt Nürnberg im Nachbarschaftshaus Gostenhof um 19.00 Uhr die 2. Bürgerversammlung im Rahmen des sog. „Beteiligungsverfahrens“ zur Umgestaltung des Jamnitzerplatzes. Nachdem bereits im Vorfeld bekannt wurde, dass die im vorläufigen Platzentwurf der an diesem Tag vorgestellt werden sollte, mehrheitliche geforderten Veränderungen der PlatznutzerInnen nicht berücksichtigt wurden, mobilisierte die Initiative Mietenwahnsinn stoppen und die organisierte autonomie, NutzerInnen des Platzes um ihren Forderungen im Rahmen der Veranstaltung Nachdruck zu verleihen und die Verantwortlichen mit ihren undemokratischen Methoden zu konfrontieren (siehe Flyer). So wurde die im „Beteiligungsverfahren“ der Stadt meist genannteste Forderung nach einer öffentlichen Toilette schlichtweg ignoriert, so wie die Hecken entlang der mittleren Kanalstraße aus wohl rein ordnungspolitischen Gründen entfernt werden sollten, auch das entgegen der Stadt eigenen Umfrageergebnisse. Des weiteren wurde im vorläufigen Entwurf ein zentraler Platz um zusammen zu kommen wie es ihn bisher um den stillgelegten Brunnen gibt nicht weiter vorgesehen.
Vor ca. 100 Anwesenden stellte die Moderation des durch die Stadt Nürnbergs beauftragten Projektunternehmens zusammen mit der Landschaftsgartenarchitektin den Entwurf vor. Sie setzten rechtfertigend vorweg, dass aufgrund der städtischen Vorgaben eine öffentliche Toilette nicht eingeplant werden konnte und fuhren nichts desto trotz mit einem Rückblick über das vermeintlich erfolgreiche „Beteiligungsverfahren“ fort und dankten sich gegenseitig für ihre „großartige“ Arbeit, während vereinzelt Menschen, teils kopfschüttelnd den Saal verließen. Darauf folgend begann die eigentliche Präsentation, um im Anschluss das Publikum mit „Sachfragen“ zu Wort kommen zu lassen. Obwohl damit offensichtlich war, dass eine grundsätzlichen Kritik am Verfahren und der Planung somit keinen Raum gegeben werden sollte, wusste die Mehrzahl der RednerInnen ihre Kritik als Frage zu verpacken und schafften es damit die VeranstalterInnen vorübergehend aus der Fassung und in Erklärungsnot zu bringen. Der Verantwortliche Mitarbeiter des Servicebetriebs öffentlicher Raum Nürnberg begründete die Ablehnung eine öffentliche Toilette bereit zu stellen damit, dass ja ansonsten alle Nürnberger gerne eine in ihrem Stadtteil hätten und man stattdessen ja mit der Kneipe Faulpelz und dem Stadtteilladen Schwarze Katze einen städtischen Vertrag über die Nutzung derer Toiletten abschließen könnte. Auf die Antwort, das beide Lokalitäten bereits Leute während ihrer Öffnungszeiten die Toiletten nutzen ließen und das nicht ausreiche, wusste er nichts weiter vorzuschlagen. Gegen Ende wurde mündlich zugesichert, dass die Hecken entlang der Mittleren Kanalstraße und ein zentraler Platz zum Zusammenkommen der NutzerInnen nun doch noch einplant werden sollen. Ende September soll der Stadtrat dann als eigentlich entscheidende Instanz, den Entwurf zu lassen oder gegebenenfalls im eigenen Interesse abändern.
Entgegen der schlecht recherchierten Darstellung des Hofberichterstatters der Stadt Nürnberg von den Nürnberger Nachrichten Jo Seuß, wurde im Verlauf der Veranstaltung breitere Ablehnung und Kritik des Umgestaltungsprojekts deutlich artikuliert. Es lehnten nach einer Auswertung des Projektmanagements ca. 40 % des Publikums den Umgestaltungsplan in der vorgelegten Form ab. Wir werden die Ergebnisse des städtischen Demokratieschauspiels weiter verfolgen und auch im weiteren Verfahren auf dem laufenden halten und gegebenenfalls intervenieren, denn so oder so bestimmen am Ende wir alle, die NutzerInnen welches Gesicht der Jamnitzer Platz trägt!
Keine Entscheidung über unsere Köpfe hinweg – Für einen Jamnitzer Platz nach den Interessen der NutzerInnen!
weiterführende Informationen:
Flyer zur Umstrukturierung des Jamnitzerplatzes
Tatort Jamnitzer – Hintergrund und Bericht zu „Ein neues Gesicht für den Jamnitzer“ am 18.10