Kein Geschäft mit unserem Viertel – #Gostenhof ist keine Marke

Der Trend der letzten Jahre ist deutlich: Strom-, Gas-, Miet- und Lebensmittelkosten steigen ständig. Gleichzeitig sinken die Reallöhne und Sozialleistungen werden bis zum geht-nicht-mehr beschnitten. Die Zahl der Menschen, die in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten, hat ebenso massiv zugenommen.

Einige Wenige verfügen über immer mehr Geld während ein Großteil immer weniger zum Leben hat. Und von diesem eh schon kleinen Stück des Kuchens müssen die Menschen einen großen Teil auf die Miete verwenden. Doch was, wenn die Wohnung dann auch noch saniert wird? Die Miete steigt und viele können sich das dann nicht mehr leisten. Sie müssen sich in anderen Bereichen massiv einschränken und oft bleibt nur noch der Wegzug: weg von NachbarInnen und den Netzwerken, die man sich über Jahre hinweg aufgebaut hat. Auf den Wohnungsmarkt geworfen, wird man schnell eines fest stellen: die Suche nach bezahlbarem Wohnraum wird immer schwieriger…

Gostenhof, früher unbeliebt und ein Scherbenviertel mit schlechtem Ruf, hat sich in den letzten Jahren immer mehr zur rentablen Anlage für InvestorInnen entwickelt. Als „Trend-Viertel“ wird unser Stadtteil vermarktet, in dem es sich zwischen hippen Läden, tollen Kneipen, umgeben von KünstlerInnen schick leben lassen soll. Dieses Lebensgefühl wird seit einiger Zeit unter der Marke GOHO beworben und gut verkauft. Dort, wo unsere Mieten früher relativ günstig waren, verändert sich die Situation. Kampagnen wie #meinGoho fördern die rentable Marke Gostenhof, lassen unsere Mieten noch weiter steigen und sorgen dafür, dass Ausverkauf und Verdrängung munter weiter gehen.

Mietenwahnsinn stoppen!

Anstatt bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, vergibt die Stadt Nürnberg eine Baugenehmigung nach der anderen an teure Luxusbauten und Eigenheime. Leisten können sich das nur Menschen mit hohem Einkommen. Das ist kein Skandal sondern mittlerweile Normalität.

Doch warum ist das so? Wohnen wird – ebenso wie alles andere in der kapitalistischen Wirtschaftsweise – als Ware gehandelt. Der Wert der Ware Wohnraum drückt sich durch Aspekte wie Größe, Qualität und Ausstattung aus. Während wir als MieterInnen vor allem Interesse an einer qualitativ guten Wohnung zu einem bezahlbaren Preis haben, haben die EigentümerInnen Interesse an der Maximierung der Mieteinnahmen bzw. von Verkaufspreisen. Diese Erhöhung kommt auf verschiedenen Wegen zu Stande:

In Gostenhof ist genau das passiert, was auch in Berlin Kreuzberg oder Neukölln durchexerziert wurde. Ein alter ArbeiterInnenstadtteil mit billigen Wohnraum wird von Studierenden und KünstlerInnen bezogen, die zwar über wenig Geld verfügen aber einen höheren kulturellen Anspruch in den Stadtteil mit-und einbringen. Ateliers und Kneipen werten den Stadtteil als Folge kulturell auf. Das hätte ans ich noch keinen Einfluss auf unsere Mieten, wären da nicht die InvestorInnen, die immer auf der Suche nach neuen Gebieten sind, die sich als Anlageobjekte lohnen. Alte Häuser werden aufgekauft und saniert – oder auch nicht – weitervermietet. Die Miete steigt so oder so weil man als GostenhoferIn für die Marke GOHO mitbezahlt – ob man das will oder nicht. Die alten Häuser werden meist tatsächlich saniert/renoviert. Aber nicht etwa weil es heutzutage selbstverständlich sein sollte, eine Heizung oder gut isolierte Fenster. Nein, der Grund ist schlichtweg, dass dies zur Begründung einer Mieterhöhung ausreicht und die VermieterInnen so ihre Profitspanne noch einmal vergrößern können. Letztendlich werden viele Mieterhöhungen mit der Angleichung an den Mietspiegel gerechtfertigt- Dieser Prozess ist für normale MieterInnen nicht durchschaubar. Alle zwei Jahre wird dieser Mietspiegel quasi ausgehandelt. Die Macht der großen Immobilienkonzerne in diesen Gremien lässt sich nur erahnen.

Die Kommunen machen munter mit. Bei leeren Kassen ist die Privatisierung mittlerweile ein Allheilmittel für die Herrschenden. Logischerweise wurde der kommunale Sozialwohnungsbau nahezu lahmgelegt oder sogar rückgängig gemacht indem an InvestorInnen verkauft wird, wie die Situation der GBW Wohnungen der bayerischen Landesbank vor Ort zeigt.

Dieses Geschäft mit Wohnraum, den wir alle dringend benötigen, führt zu massiven Problemen. Mehr als ein Drittel des Einkommens müssen die Lohnabhängigen hier in der BRD allein für Miete und Nebenkosten ausgeben. Bei GeringverdienerInnen und RentnerInnen sind es fast 50%. Zynisch, dass selbst viele der BauarbeiterInnen, die die Eigentums-und Luxuswohnungen für die Immobilienkonzerne bauen, sich diese niemals leisten können werden.

Dieser Zustand ist nicht länger hinnehmbar. Setzen wir uns gegen den Ausverkauf und die Umstrukturierung unseres Viertels zur Wehr! Wir lassen uns nicht verdrängen! Guter Wohnraum muss für alle Menschen verfügbar sein und nicht nur für diejenigen, die es sich leisten können! Im Kampf der Unternehmen um Rendite und Profite sind wir in jedem Fall die VerliererInnen, wenn wir einfach hinnehmen, was mit unserem Viertel passiert. Deswegen ist es wichtig, sich nicht isolieren zu lassen und zu versuchen, alleine mit Mieterhöhungen, Kündigungen etc. umzugehen. Deine Nachbarin hat sehr wahrscheinlich dasselbe Problem: redet darüber, sucht euch Rat bei Mietvereinen und Unterstützung bei Mieterinitiativen und und lasst euch nicht einschüchtern! Schaffen wir gemeinsam eine solidarische Nachbarschaft und Gesellschaft!

Wende dich an uns wenn du Informationen zur Umstrukturierung unseres Viertels hast oder selbst betroffen bist.

Komm in den Stadtteilclub jeden 4. Samstag im Monat ab 19 Uhr in der Schwarzen Katze (Untere Seitenstraße 1) oder schreib uns unter mietenwahnsinnstoppen@riseup.net