Redebeitrag der Initiative Mietenwahnsinn Stoppen an der Kundgebung am Samstag, 21. Januar in der Wodanstraße. Mehr Infos hier.
In der Wodanstraße 57 zog am 10. Juni letzten Jahres endlich wieder Leben ein. Ein knapp 18 Jahre leer stehendes Haus wurde von AktivistInnen bezogen, auf Vordermann gebracht und der Nachbarschaft geöffnet. Hierbei wurde das Potential des Hauses sichtbar: unendlich viel ungenutzter Wohnraum und eine Ladenfläche, die sich hervorragend als Nachbarschafts-Café oder ähnliches anbietet. Aber die spontane Aneignung zeigte ebenso, was mit einem Haus passiert, das über so lange Zeit dem Verfall frei gegeben wird: schwarzer Schimmel an den Wänden, Schutt und Dreck.
Im Kapitalismus ist es jedoch so, dass jeder mit seinem Eigentum machen kann, was immer er will. Und nur deshalb ist es möglich, dass ein komplettes Haus leer steht, während über achttausend Menschen in Nürnberg auf eine Sozialwohnung warten, etliche zusätzlich Bedarf hätten und offiziell knapp 1000 Menschen in dieser Stadt obdachlos sind. Diese perfide Logik wird sogar durch Gesetze abgesichert und so sehen sich nun 11 Menschen, die an jenem Tag willkürlich in der Nähe des Hauses aufgegriffen wurden, einer Anklage wegen Hausfriedensbruchs gegenüber stehen.
Wir als Initiative Mietenwahnsinn stoppen meinen: das ist Zynismus pur! Nicht diejenigen gehören auf eine Anklagebank, die ein Haus nutzen, sondern die die es leerstehen lassen oder damit spekulieren! Polizei und Justiz machen sich einmal mehr zur Marionette von HauseigentümerInnen. Die Konsequenz für uns ist klar: wir werden geschlossen an der Seite der Angeklagten stehen, denn wir wissen, dass ihr Handeln verantwortungsvoll und richtig ist. Wir verlassen uns nicht auf die bürgerlichen Parteien. Eine Stadtpolitik, die darin besteht, die letzten Wohnungen ihres Bestandes zu verkaufen; die zusätzlich eines ihrer letzten Grundstücke an die GBW verkauft, welche nach ihrem Ausverkauf nicht gerade für soziales Wohnen steht, ist nicht Teil der Lösung sondern Teil des Problems. Viel zu sehr profitiert sie von den höheren Grundsteuern durch Luxuslofts und Eigenheime. Sie handelt in der Logik des Kapitals und des Profits und nicht der Menschen, die hier leben und die so dringend ein bezahlbares Dach über dem Kopf brauchen. Da vertrauen wir lieber in Leute, die anpacken, die nicht der Logik des Profits folgen, sondern den Bedürfnissen der Menschen! Wir rufen alle dazu auf, die Prozesse am 09. Februar und am 09. März solidarisch zu begleiten! Leerstand ist das Verbrechen! Nicht dessen Nutzung!
Die Häuser denen, die drin wohnen!
Für rebellische Viertel – von Gostenhof bis in die Südstadt!
Freispruch für alle!