Im Rahmen des Aktionstages unter dem Motto „Fluchtursachen bekämpfen! Gemeinsam gegen Krieg, Spaltung, Rassismus und Ausbeutung“ am 09.07. am Weißen Turm wurde bei einer Aktion exemplarisch eine Wohneinheit aus einer Flüchtlingsunterkunft aufgebaut und den Passant_innen präsentiert. Dies soll als symbolischer Protest gegen die rechte Hetze gegen Flüchtlinge und eine immer schlechtere Wohnsituation für ärmere Menschen, egal woher sie kommen, gesehen werden.
Der Aktionstag rückte die Thematik der Flucht einmal wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Allerdings nicht wie leider im letzten Jahr meistens von rechter Seite missbraucht, sondern mit der Intention die tatsächlichen Fluchtursachen aufzudecken und die Rolle der westlichen Industrienationen dabei zu thematisieren. Betont wurde aber auch die Situation für Geflüchtete hier vor Ort. Bernd Meyer von der revolutionär organisierten Jugendaktion (ROJA) äußert sich wie folgt dazu: „Die Wohnverhältnisse für arme Menschen, egal ob Flüchtlinge oder Einheimische, werden immer schlechter. Schuld daran ist das Prinzip des Privateigentums, das dafür sorgt, dass so wichtige Sachen wie Unternehmen und Wohnungen völlig falsch verteilt sind.“ Thema bei der speziellen Aktion war die Wohnungspolitik und die Frage, was das denn alles miteinander zu tun hat. Bernd Meyer (ROJA) meint dazu: „Gemeinsam haben diese beiden Themen das Profitstreben unserer Wirtschaftsweise. Egal ob Waffengeschäfte, die Fluchtursachen produzieren oder die Chance hier vor Ort an den Notunterkünften für Flüchtlinge als Catering-Firma auch noch etwas zu verdienen: Beides sind Beispiele dafür, worum es im Kapitalismus immer geht: Geld muss vermehrt werden!“
In einem Flugblatt, das Passant_innen zur Erklärung der Aktion angeboten wurde, wurde auch auf die Alternative zu dem Ganzen eingegangen: „Alternativ dazu müsste man sich überlegen ob es nicht besser wäre, das Privateigentum an Unternehmen und Häusern abzuschaffen, damit alle Menschen bekommen würden was sie brauchen. Warum hält man immer noch an einem Wirtschaftssystem fest, das für den Großteil der Menschen auf dieser Welt nur Nachteile hat?“
Für weitere Informationen: www.fluchtursachen.tk ; www.facebook.com/fluchtursachen
FLUGBLATT:
Asylparadies Deutschland?
Wie wohnt man hier als Geflüchtete_r?
Die Wohnsituation für Geflüchtete Menschen in Deutschland ist alles andere als gemütlich. Notunterkünfte mit Überbelegung waren letzten Sommer die traurige Normalität. Laut Gesetz hat ein Mensch, der sich im Asylverfahren befindet Anspruch auf 7 m2 Wohnraum. Außerdem gibt es laut Verordnung einen Duschplatz sowie eine Toilette je 10 Bewohner_innen. In den Notunterkünften wurden diese Zahlen allerdings ständig überschritten. Würdest du gerne so leben?
Warum wohnt man hier so?
Klar ist, dass diese Wohnsituation kein Ausdruck einer Überforderung seitens der Behörden ist. Vielmehr wurde bewusst ignoriert, dass sich weltweit so viele Menschen auf der Flucht befinden, wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Diese Überforderung wurde absichtlich inszeniert, um die Menschen, die hierher fliehen abzuschrecken und um ein propagandistisches Mittel zu haben, der einheimischen Bevölkerung klar zu machen, dass das doch alles ein großes Problem ist. Zum Problem wäre es nicht geworden, hätte man früh genug dafür gesorgt, dass es genug Wohnraum für alle gibt. Der Platz wäre ja eigentlich da, doch….
Was hat das mit unserer Wirtschaftsweise zu tun?
Im Kapitalismus ist das Privateigentum das höchste Gut. Alle staatlichen Institutionen sind darauf ausgerichtet, dieses Verhältnis auf keinen Fall anzutasten. Passiert dies, wird mit Gewalt geantwortet. Wir leben in einer Gesellschaft, in der viele wenig besitzen und wenige viel. Das Privateigentum an Produktionsmitteln (Unternehmen) und Wohnraum (Vom Mietshaus in der Südstadt bis zur Villa in Erlenstegen) sorgt dafür, dass der Großteil der Menschen auf der Strecke bleibt, wenn es um den Zugang dazu geht. Auf dem Wohnungsmarkt gibt es nicht genug Wohnungen für alle. So konkurrieren wir untereinander um jede Wohnung und müssen hoffen eine zu bekommen. Diese Konkurrenz treibt gleichzeitig den Preis für die Ware Wohnung nach oben. Dadurch ziehen diejenigen, die wenig Geld haben, da sie nun einmal kein Unternehmen besitzen, (siehe oben) den Kürzeren und müssen sich um die wenigen bezahlbaren Wohnungen streiten, während sich andere ein schickes Loft kaufen und fein raus sind.
Nun kommen noch einmal Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland und wollen tatsächlich auch ein Dach über dem Kopf. Das sorgt natürlich dafür, dass sich die Konkurrenz noch einmal steigert. Aber wem nützt es? Nicht den Geflüchteten, nicht den Arbeiter_innen, die schon vorher hier waren sondern einzig und allein den Hausbesitzer_innen! Sie können sich nun eine goldene Nase damit verdienen, aus ihren Häusern Flüchtlingsunterkünfte zu machen, da die Kommunen verzweifelt nach Wohnraum suchen, um diese irgendwie unterzubringen und das, wie bereits angesprochen, treibt den Preis weiter nach oben. So kommt es auch zu Fällen wie kürzlich in Reichelsdorf, wo ein Hausbesitzer seine vorherigen Mieter_innen rausgeschmissen hat, um daraus eine Flüchtlingsunterkunft zu machen, da er sich schlichtweg mehr Geld davon verspricht! Und darum geht es doch immer: Mehr Geld aus Geld machen! Eine Möglichkeit dazu ist es, Waffen zu verkaufen und damit Fluchtursachen produzieren. Eine andere Möglichkeit ist die Art von Unterbringung der daraus resultierenden Geflüchteten. Diese bringt z.B. Cateringfirmen, Baufirmen oder Unternehmen, die Zelte herstellen, eine gute Möglichkeit Geschäfte zu machen. Es geht also immer um Kapital, das sich vermehren muss!
Alternative?
Um aus dieser ganzen Scheiße herauszukommen hilft es nur eine Gegenmacht aufzubauen. Lassen wir uns nicht gegeneinander ausspielen und spalten! Jemand der hier in Deutschland am Band steht, hat mehr mit den Menschen die hierher fliehen gemeinsam als man vermutlich denkt. Beide sind Teil der Klasse von Menschen, die nichts besitzen, als ihre Arbeitskraft, die sie an ein Unternehmen verkaufen müssen, um ein ’normales‘ Leben führen zu können. Gleichzeitig sind sie den Besitzer_innen von Wohnungen ausgeliefert, von denen sie irgendwie ein Dach über dem Kopf mieten müssen. Alternativ dazu müsste man sich überlegen ob es nicht besser wäre, das Privateigentum an Unternehmen und Häusern abzuschaffen, damit alle Menschen bekommen würden was sie brauchen. Warum hält man immer noch an einem Wirtschaftssystem fest, das für den Großteil der Menschen auf dieser Welt nur Nachteile hat? Einen Patentrezept wird es an dieser Stelle nicht geben, aber eines ist sicher: So kann es nicht bleiben!
Wohnraum vergesellschaften – Es ist genug für alle da, nur falsch verteilt!
Kapitalismus abschaffen – für die soziale Revolution!