DEMO | 9. Mai 2015 | 13.00 Uhr | Aufsessplatz, Nürnberg
Am 8. Mai 2015 jährt sich zum 70. Mal die endgültige militärische Zerschlagung des deutschen Faschismus. Dieses Datum markiert den Sieg über das menschenverachtende Regimes des Hitler-Faschismus. An diesem Tag danken wir allen, die für die Befreiung vom deutschen Faschismus gekämpft haben und gedenken Aller, die ermordet, eingesperrt, gefoltert und unterdrückt wurden. Mehr als 55 Millionen Menschen sind dem deutschen Griff nach der Weltherrschaft zum Opfer gefallen: Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung, politische GegnerInnen und andere wurden massenhaft und systematisch ermordet.
Unser Dank und unser ehrendes Andenken gilt allen antifaschistischen FreiheitskämpferInnen und insbesondere den SoldatInnen der Roten Armee. Wir dürfen niemals vergessen, dass die die Bevölkerung der Sowjetunion mit 20 Millionen Toten im Zweiten Weltkrieg den größten Blutzoll für die Zerschlagung der Hitler-Barbarei gegeben hat.
Doch sowohl in Politik als auch in der Gesamtgesellschaft will man glauben, die Geschichte des Nationalsozialismus aufgearbeitet und bewältigt zu haben – die Stimmen, die einen „Schlussstrich“ fordern und sich damit der gesellschaftlichen Verantwortung entziehen kreischen schon lange nicht mehr nur von rechts außen. Von einer „Aufarbeitung“ konnte jedoch noch nie die Rede sein. So ist die Gesellschaft bis heute in weiten Teilen von Nationalismus und Rassismus geprägt. „Mein (Ur-)Opa war kein Nazi“ denkt immer noch die Mehrheit der deutschen Gesellschaft, belügt sich dabei größtenteils selbst und wird Teil einer antisemitischen, revisionistischen Geschichtsfälschung. Eine ernsthafte Entnazifizierung hat in Westdeutschland niemals stattgefunden, und so saßen die gleichen Nazis nach Kriegsende in Behörden, Gerichten und Universitäten. Diese Kontinuität wirkt sowohl im Staat als auch in der Wirtschaft bis heute fort. Im Zuge des Kalten Krieges gegründet steht der Verfassungsschutz noch immer in seiner alten Tradition der Bekämpfung der „linken Gefahr“ während gleichzeitig (neo)faschistische Strukturen gezielt unterstützt, gefördert und finanziert werden.
Die materiellen Ursachen des Faschismus sind nach wie vor nicht aus der Welt geschafft. Als AntifaschistInnen kämpfen wir daher gegen die gesellschaftlichen Bedingungen, aus denen heraus die Bereitschaft der Menschen entsteht, faschistische Denkmuster anzunehmen: gegen rassistische, nationalistische, patriarchale und autoritäre Strukturen. Gegen den zerstörerischen Kapitalismus, der geprägt ist von Konkurrenz und Ausbeutung, Profitlogik, Entfremdung und realer Ohnmacht des Einzelnen gegenüber dem System.
Seit dem Wiedereintritt Deutschlands in die Reihe der Krieg führenden Länder sind nicht mehr nur Waffen, die von Deutschland in alle möglichen Länder exportiert werden: Die Bereitschaft, „deutsche Interessen“ mit militärischen Mitteln durchzusetzen, ist seit dem NATO-Angriffskrieg auf Jugoslawien im Jahr 1999 unter dem herbei gelogenen Vorwand „ein neues Auschwitz verhindern zu wollen“ (damaliger Außenminister Joseph Fischer, Grüne) gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung wieder politische Praxis geworden.
Der rasante Aufstieg neofaschistischer und rechtspopulistischer Kräfte in nahezu allen europäischen Ländern verlangt unsere entschlossene Gegenwehr. Es vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem nicht über Übergriffe auf Geflüchtete oder Brandanschläge auf (geplante) Flüchtlingsunterkünfte berichtet wird. Die rassistische Mordserie des NSU hat erst vor Kurzem gezeigt, welches mörderische Potenzial in der militanten Neonaziszene steckt.
Der 8. Mai ist für uns daher nicht nur ein Tag des Gedenkens sondern auch die Mahnung einer historischen Verantwortung:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.?Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ (Schwur von Buchenwald)
Nie wieder Faschismus!
Nie wieder Krieg!
Demonstration des AAB Nürnberg: 9. Mai 2015 um 13.00 Uhr,
zuvor Kundgebung des „Bündnisses 8. Mai“ am Aufsessplatz ab 11.00 Uhr