Karriere ohne Zukunft – Die Kriegspropaganda der Bundeswehr

Flugblatt der Revolutionär organisierten Jugendaktion (ROJA) zur Bundeswehr an Schulen, Arbeitsämtern und Unis.

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Seit dem Beginn des Umstrukturierungsprozesses der Bundeswehr und der damit einhergehenden Aussetzung der Wehrpflicht 2011, sind Staat und Militär dazu gezwungen sich vermehrt um die Rekrutierung neuer SoldatInnen zu bemühen. Da die Bundeswehr und ihre Auslandseinsätze in der Bevölkerung immer noch keine große Popularität genießen, muss aus Sicht der Machthaber und Generäle mehr Aufwand betrieben werden, um zum einen die Akzeptanz von Krieg und Militär innerhalb der Bevölkerung zu garantieren und zum anderen genügend Jugendliche und junge Erwachsene davon zu überzeugen, sich als SoldatInnen verpflichten zu lassen.

Die Bundeswehr an den Schulen 

Vor allem um letzteres Ziel zu erreichen, wurde eine Strategie entwickelt, die vorgibt, wie SchülerInnen und StudentInnen angeworben werden können und welche Mittel dabei zum Einsatz kommen. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie bilden die sogenannten Jugendoffiziere. Diese werden, am ehemaligem „Amt für psychologische Kriegsführung“, sowohl in Rhetorik, als auch in dem Umgang mit Jugendlichen speziell ausgebildet und verwenden diese Ausbildung, um bei ihren Vorträge die Positionen der Bundeswehr zu vertreten. So behaupten sie, dass die Einsätze der Bundeswehr rein „humanitärer“ Natur seien und verschleiern dabei die wirklichen Gründe und Ziele, die hinter solchen Einsätzen stehen. Den KapitalistInnen und ihren Armeen geht es einzig und allein um die Sicherung ihres Profits und die Erlangung geostrategischer Positionen und Einflusssphären. Schließlich wird am Horn von Afrika oder in Afghanistan nicht etwa die Freiheit oder die Menschlichkeit verteidigt, sondern wohl eher die Bestreben des deutschen Kapitals, möglichst viel vom Kuchen abzubekommen.

Werden Jugendoffiziere bei ihren Propagandaveranstaltungen mit kritischen Einwänden der SchülerInnen konfrontiert, versuchen sie diese gekonnt zu entschärfen. Dabei ist es ihnen nicht wichtig, antimilitaristische und bundeswehrkritische Standpunkte mit Argumenten zu widerlegen, sondern es genügt ihnen diese Meinungen als jugendlich-naiv und realitätsfern abzutun. Entscheidend für sie ist nämlich nicht die Bildung von reflektierten, kritischen Meinungen unter den ZuhörerInnen, sondern nur, dass das Image der Bundeswehr aufpoliert wird und die SchülerInnen dazu bewegt werden, den Dienst an der Waffe für sich in Betracht zu ziehen. Selbst in den Reihen der Militärs gibt es einzelne Stimmen, die kritisieren, dass „Jugendoffiziere natürlich nur Werbung für die Sicherheitspolitik der jeweiligen Regierung machen und keine alternativen Positionen darstellen.“a

Zusätzlich zu den Besuchen der Jugendoffiziere, benutzt die Bundeswehr auch ihnen wohlgesinnte LehrerInnen um ihre Inhalte zu vermitteln. Beispielsweise können angehende LehrerInnen in Seminaren und Weiterbildungen von den Offizieren der Bundeswehr geschult werden und dienen so als getarnte Verfechter militärischer Standpunkte.

Die Bundeswehr im Arbeitsamt

Aber nicht nur in den Schulen bedient sich die Bundeswehr höchst fragwürdiger Strategien, besonders makaber ist auch die Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit. In vielen Arbeitsämtern hat die Bundeswehr schon ihre eigenen Räumlichkeiten und benutzt diese, um gezielt Arbeitslose anzusprechen.

Die Perspektivlosigkeit einiger Arbeitssuchender und die finanzielle Not, die durch die Kürzungen von Sozialleistungen entsteht, nutzt die Bundeswehr schamlos aus, um neue RekrutInnen anzuwerben. Hartz IV-EmpfängerInnen sind einem immensem ökonomischen und sozialen Druck ausgesetzt, der bewirkt dass viele von ihnen indirekt dazu gezwungen werden zur Bundeswehr zu gehen. Dies wird von offizieller Seite natürlich vehement abgestritten, jedoch sähe sich die Bundeswehr ohne diesen Mechanismus mit einem noch viel größerem Personalmangel konfrontiert, als dem, der bereits heute besteht. Statistiken belegen, dass ein überproportionaler großer Anteil von RekrutInnen aus strukturschwachen Regionen kommt, in denen es sonst kaum Möglichkeiten gibt einen Arbeitsplatz zu bekommen.b

So sollen also die Teile der unterdrückten Klasse der Arbeiter, die in der deutschen Wirtschaft nicht verwertbar sind, trotzdem brauchbar gemacht werden, indem sie die Interessen der Herrschenden in militärischen Einsätzen durchsetzen. Dabei gehen sie gegen die Arbeiterklasse anderer Länder mit tödlicher Gewalt vor und müssen im Ernstfall auch selbst ihr Leben lassen.

Der „sichere“ Arbeitsplatz

Auch viele Jugendliche und junge Erwachsene, denen es auf Grund ihrer finanziellen Situation nicht möglich ist, eine schlecht bezahlte Ausbildung oder ein unbezahltes Studium anzufangen, werden gezielt von der Bundeswehr umworben, mit dem Hinweis auf die gute Entlohnung und die hohe Arbeitsplatzsicherheit. Dass diese „Sicherheit“ eigentlich nur der Bundeswehr nützt, macht sich erst bemerkbar, wenn Mensch sich bereits für mehrere Jahre verpflichtet hat und sich es dann doch anders überlegen will. Denn obwohl formell die Möglichkeit besteht, auch als Soldat ein Kriegsdienstverweigerungsantrag (KDV) zu stellen, zieht eine damit begründete Entlassung mit sich, dass die willkürlich festgelegten Kosten für das Studium oder die Berufsausbildung an die Bundeswehr zu zahlen sind. Diese können, je nach Dauer der Ausbildung, im 5- bis 6-stelligen Bereich liegen und sind somit eine abschreckende Hürde, die viele darin hindert frei nach ihrem Gewissen aus der Bundeswehr auszutreten.

Der Beruf SoldatIn

Selbst in den eigenen vier Wänden versucht die Bundeswehr so präsent wie möglich zu sein, schließlich soll Mensch überall mit der Kriegspropaganda konfrontiert werden. So setzt die Bundeswehr neben der klassischen Fernseh- und Radiowerbung auch auf neue Medien, wie Spotify, YouTube oder Facebook, um auf sich aufmerksam zu machen. Mit diesen wird versucht, eine „Karriere“ bei der Bundeswehr, als abwechslungsreiche und spannende Alternative zu anderen Jobs darzustellen.

Das offensichtliche Berufsrisiko, eben mal abgeknallt zu werden, wird ebenso verschwiegen, wie der Umstand, dass einem eine freie Meinungsbildung in der Bundeswehr verwehrt bleiben wird. Denn wer sich beim Militär verpflichten lässt, ordnet sich einer Struktur unter, in der die eigene Meinung nichts zählt und das blinde Befolgen von Befehlen oberstes Gesetz ist. Schließlich sollen die SoldatInnen nicht dazu verleitet werden darüber nachzudenken ob ein erteilter Befehl rechtmäßig, moralisch richtig und mit ihrem Gewissen vereinbar ist. Dementsprechend ist der Drill der Grundausbildung auch darauf ausgelegt, Gehorsam zu erzwingen und die RekrutInnen hinsichtlich ihres Mitgefühls abzustumpfen.

Immer wieder werden in diesem Zusammenhang Fälle von Misshandlungen aufgedeckt, von denen sich kaum behaupten lässt, diese hätten weder Tradition noch System. Insbesondere Minderheiten in der Bundeswehr, wie Frauen und Homosexuelle, sind betroffen von den Anfeindungen und sexuellen Übergriffen ihrer „Kameraden“ und können sich gegen dieses Schicksal auch kaum wehren, da die Meldung solcher Vorfälle schnell dazu führen kann, als „Verräter“ zu gelten und die persönliche Situation nur noch zu verschlechtern.

Solche negativen Konsequenzen, die der Dienst bei der Bundeswehr mit sich trägt, sollten einem nicht erst auffallen, wenn die Bemühungen der Bundeswehr Erfolg hatten. SoldatInnen sind nur die Handlanger des aktuell herrschenden Systems des Kapitalismus. Sie werden dazu benutzt die Interessen der Mächtigen durchzusetzen und lassen dafür auch oftmals ihr Leben. Sie dienen weder der Menschlichkeit, noch können ihre Einsätze als humanitär bezeichnet werden. Lasst euch nicht von den Lügen der Bundeswehr und des Staates einwickeln. Schließt euch zusammen und wehrt euch gegen die Werbekampagnen der Bundeswehr an Schulen und die fortschreitende Militarisierung der Gesellschaft.

Bundeswehr raus aus den Schulen, aus dem Arbeitsamt und aus dem Privatleben!

Hoch die internationale Solidarität!

Für die soziale Revolution weltweit!

 

a Helmut Prieß zitiert aus: Michael Schulze von Glaßer: Die Eroberung der Schulen, 2010

http://www.imi-online.de/download/MSG_Jugendoffiziere_Studie.pdf

b Jonna Schürkes: Armee der Arbeitslosen, 2006

http://www.imi-online.de/download/IMI-Analyse-2006-020JS.pdf