Infoveranstaltung „Strike & Struggle – über Kämpfe und Leben von „GastarbeiterInnen“ und deren UnterstützerInnen“

Fr, 03.10.14, 20 Uhr

Freitag 3.10. 20 Uhr in der Desi (Brückenstr. 2 in Nürnberg) Infoveranstaltung, u.a. mit Peter Bach und Kutlu Yurtseven von der Mic Mafia

Freitag, 3.10. 22 Uhr Konzert  mit Microphone Mafia & Chaoze One

Es wurden Arbeiter gerufen – doch es kamen Menschen an“
(Cem Karaca, auf „Die Kanaken“, 1984)

Anlässlich der Demonstration „From crisis to resistance“ zur Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge am 04.10.2014 in Nürnberg findet in der DESI ein Themenabend rund um Arbeitsmigration, die Lebensrealität von ArbeitsmigrantInnen und die Kämpfe von „GastarbeiterInnen“ und MigrantInnen damals wie heute statt. Seit den 50er Jahren spielt Arbeitsmigration für das Kapital und das so genannte „Wirtschaftswunder“ in der BRD eine herausragende Rolle. 1955 begann die Anwerbung von ausländischen Arbeiterinnen und Arbeitern, damals offen, als leicht auszubeutende Arbeitsmaschinen, heute als dringend benötigte „hochqualifizierte Fachkräfte“. So lange Arbeiterinnen und Arbeiter benötigt wurden waren „Gastarbeiter“, wie sie damals genannt wurden, herzlich willkommen – dass diese allerdings als Menschen kamen, in der BRD eine neue Heimat fanden und bleiben wollten, wurde angesichts kapitalistischer Krisen und gebremstem Wirtschaftswunder plötzlich zum Problem. Menschen, an denen bis dato keiner Interesse gezeigt hatte galten jetzt als integrationsunwillig, asozial und arbeitsscheu – zumal viele Arbeiterinnen und Arbeiter, beispielsweise im Ford Streik 1973 zeigten, dass sie mit dem sozialpartnerschaftlichen Kuschelkurs der deutschen BRD Gewerkschaften absolut nicht einverstanden waren und eigene Kämpfe starteten.

Auch heute spielt Arbeitsmigration für das deutsche Kapital eine herausragende Rolle. Die Methoden zur „Anwerbung“ sind filigraner geworden, die wertvollen Fachkräfte werden vorsichtiger behandelt – gleich geblieben ist dennoch eines – die Zuwanderungspolitik der BRD entscheidet nach dem Grad der Verwertbarkeit der Zuwandernden. Während politisch und sozial verfolgte Menschen, die Asyl beantragen häufig „draussen“ bleiben sollen, werden „nützliche Ausländer“ angeworben – gerade so, wie es das Kapital eben zum aktuellen Zeitpunkt braucht. Angesichts der Erweiterung des Schengen-Raumes hetzt die Politik gleichzeitig gegen sozialschmarotzende EU-Zuwanderer.

Kutlu Yurtseven, Rapper der mittlerweile dienstältesten HipHop-Crew in der BRD, der „Microphone Mafia“, wurde in Köln als Sohn einer „Gastarbeiterfamilie“ geboren und berichtet vom Leben und den Kämpfen seiner Eltern und nicht zuletzt seiner selbst, von entwürdigender Behandlung und Isolation, vom plötzlichen Integrationszwang und der ewigen Behandlung als Ausländer.

Peter Bach kämpfte als einer der wenigen Deutschen 1973 Schulter an Schulter mit türkischen Arbeiterinnen und Arbeitern im berühmt gewordenen wilden Streik bei Ford. Der Streik war Teil einer großen Welle wilder Streiks im Jahr 1973, die hauptsächlich von migrantischen Arbeiterinnen und Arbeitern getragen wurde und letzten Endes zur 38h Woche und Urlaubsverlängerungen führte.

Im Anschluss an den Vortrag von Peter Bach und Kutlu Yurtseven gibt es noch einiges auf die Ohren. Im Saal der Desi werden Rapper Chaoze One und die Microphone Mafia einheizen. Die mittlerweile dienstälteste Rap-Crew Mic Mafia stammt aus dem Schatten der Bayer Werke in Köln und setzte sich von Anfang an aus den Kindern von „Gastarbeiterfamilien“ und Deutschen zusammen und versuchte die Spaltung zwischen MigrantInnen und Deutschen praktisch zu überwinden. Unterstützt wird die Mafia in der Desi von Rapper und Liedermacher Chaoze One – ebenfalls ein Urgestein der linken HipHop Szene, der seit Jahren die Bühnen linker Kulturzentren und Demos unsicher macht. Wir freuen uns, beide mal wieder in der Desi begrüßen zu dürfen.