Keine Befreiung ohne Revolution – keine Revolution ohne Befreiung!
Heraus zum internationalen Frauenkampftag!
Nieder mit Patriarchat und Kapitalismus!
8.März 2014 – 15.30 Uhr – Weißer Turm, Nürnberg | Demo des Bündnis 8.März
Der 8.März, der internationale Frauenkampftag, steht weltweit als symbolischer Tag für die Gleichstellung von Frauen und für den Kampf gegen patriarchale Unterdrückung, Ausbeutung und ungleiche Behandlung.
An diesem Tag tragen wir, gemeinsam mit hunderttausenden Menschen weltweit unsere Forderung auf die Straße, endgültig Schluss zu machen mit struktureller Unterdrückung und sexualisierter Gewalt, Schluss zu machen mit ökonomischer Ausbeutung und patriarchalen Rollenbildern und aufzubrechen, hin zu einer Welt, in der alle Menschen frei über ihr Leben, ihre Arbeit und ihren Körper entscheiden können.
Doch der Kampf um die Befreiung der Frau steht nicht nur am 8.März, nicht nur an einem Tag im Jahr auf der Tagesordnung. Der Kampf um die Befreiung aller Frauen ist ein alltäglicher, egal ob an Arbeitststelle, zu Hause oder im gesellschaftlichen Zusammenleben. Frauen sind ständig offener und verdeckter Gewalt ausgesetzt, vom Alltagssexismus über sexuelle Belästigung bis hin zu sexualisierter oder häuslicher Gewalt. Häufig findet diese Gewalt verdeckt und unsichtbar statt – Fälle wie die unlängst bekannt gewordenen Massenvergewaltigungen in Indien zeigen aber deutlich, dass sexualisierte Gewalt alles andere als Einzelfälle und Ausnahmen sind. Die massiven Proteste brachten den Staat übrigens nicht zum Eingreifen – erst nachdem die Tourismuszahlen einbrachen sahen sich indische staatlich Stellen genötigt, eine Kampagne gegen Gewalt an Frauen zu starten, um das Image Indiens in der Welt wiederherzustellen.
Auch eine ökonomische Gleichstellung existiert faktisch nicht, Rollenbilder bestimmen den Lebensweg (nicht nur) von Frauen von Anfang bis Ende und von einer Selbstbestimmung über den eigenen Körper kann bei weitem keine Rede sein. Durch alltägliche patriarchale Gewalt ebenso wie durch staatliche Gesetze und Programme, bestehende Hierarchien und Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz wird Frauen systematisch ein Platz in der Gesellschaft zugewiesen. Bei allen Erfolgen, die die Frauenbewegungen bislang erkämpft haben, bei allen Fortschritten, die es gab und gibt – das Ende der strukturellen Unterdrückung in den Grenzen einer auf Ausbeutung und Unterdrückung basierenden Gesellschaft herbeizuhoffen bleibt weiterhin eine Illusion.
Bereits von frühester Kindheit an werden Männer und Frauen in eine Rolle gezwungen, sei es über die Wahl des richtigen Spielzeugs, jungen- und mädchenspezifische Fächer in der Schule oder Auswahlkriterien bei Ausbildungsplatz und Job. Diesen Rollenbildern entsprechen auch die typischen „Frauen- und Männerberufe“. Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 22% weniger als Männer und arbeiten darüber hinaus häufig in extrem unsicheren Arbeitsverhältnissen. Ein Großteil der Frauen arbeitet in schlecht bezahlten Verhältnissen wie etwa in der Pflege, in sozialen Berufen oder im Verkauf – alles Jobs im Niedriglohnbereich. Und gerade diese Berufe sind es, in denen häufig in Teilzeit gearbeitet wird und die immer wieder in besonderem Maße von Kürzungsmaßnahmen und vermeintlichen „Krisenbewältigungsstrategien“ betroffen sind. Die Umstrukturierung des Arbeitsmarktes im Rahmen der Agenda 2010 und späterer Konjunkturprogramme, mit denen das Kapital die Lasten kapitalistischer Krisen bereits im Vorfeld auf die Schultern der Lohnabhängigen verteilt hat, Teilzeit-, Mini- und 1-Eurojobs ebenso wie der Zwang für jeden Lohn zu arbeiten erhöhen die Konkurrenz und verschärfen die Lohnarbeitsverhältnisse von Frauen.
Das Kapital freuts – wird doch genau dieses Modell in ganz Europa mit aller Macht durchgesetzt, auch im europäischen Ausland natürlich im besonderen Maße zum Nachteil von Frauen.
Gleichzeitig wird Frauen der Zugang zu traditionell als Männerberuf geltenden Berufen erschwert. Für Unternehmen spielt dabei häufig die „Gefahr“ einer Schwangerschaft eine nicht unwesentliche Rolle. Potentielle Ausfälle machen das Geschäft mit der Ware Arbeitskraft weniger profitabel und damit für das Kapital unattraktiv. Mehrheitlich ist es aber eben die Aufgabe von Frauen, Elternzeit zu nehmen oder in Teilzeit zu wechseln, wenn Nachwuchs da ist. Neben Schwierigkeiten bei der Einstellung führt das wiederum zu geringeren Einzahlungen in die Sozialkassen und zu niedrigerem Anspruch etwa auf ALGI oder Rente. Ohne verdienenden Ehemann – und damit ökonomische Abhängigkeit – häufig der vorprogrammierte Weg in die Altersarmut.
Das Kapital macht sich die Spaltung in Mann und Frau bewusst zu nutze und fördert sie, um optimale Ausbeutungsbedingungen zu erhalten. Die strukturelle Ungleichbehandlung von Frauen drückt das Lohnniveau in ganzen Branchen nach unten. Das, und das reaktionäre Frauenbild führen zu einer vermeintlichen Konkurrenz unter Männern und Frauen. Gleichzeitig werden Frauen durch Staat und Wirtschaft vermehrt in den Bereich der häuslichen, der so genannten Reproduktionsarbeit gedrängt. Auch hier leisten mehrheitlich Frauen die unbezahlte Arbeit, die zur Erholung und Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit in der Lohnarbeit nötig ist – waschen, kochen, putzen, Kinder versorgen und am besten noch liebende Ehefrau mit ehelichen Pflichten sein. Der Kapitalismus profitiert von diesen unbezahlten Tätigkeiten – sind sie doch notwendiger Bestandteil der Ausbeutung der Ware Arbeitskraft. Diese doppelte oder mehrfache Ausbeutung und Diskriminierung steigert sich für migrantische Frauen nochmals zusätzlich. Rassistische Migrationspolitik in Deutschland, Alltagsrassismus, sowie ein hochgerüstetes Grenz- und Abschiebungsregime lassen bereits die Erlangung von Asyl oder einem Aufenthaltsrecht zu einem zehrenden Kampf werden. Schaffen es Frauen trotz der rassistischen Grenz- und Abschottungspolitik einen Aufenthalt zu erkämpfen, stehen sie wiederum vor einer Mehrfachdiskriminierung und -ausbeutung. In westeuropäischen Ländern erledigen oft Migrantinnen die anfallende Haushalts-, Pflege- und Sorgearbeit, sie müssen in prekären Verhältnissen arbeiten, sind vielfach illegalisiert und in besonderem Maße von Rassismus und Sexismus betroffen. Menschen mit Migrationshintergrund werden bei der Lohnarbeit systematisch schlechter bezahlt und in unsichere Arbeitsverhältnisse gedrängt. Auch hier herrschen natürlich extreme Konkurrenz, Niedriglohndruck und verschärfte Ausbeutungsbedingungen – und auch hier in besonderem Maße für Frauen.
Die bürgerliche Frauenbewegung hat der Verquickung von Kapital, Rassismus und Patriarchat nichts entgegenzusetzen gewusst. Formal gibt es eine Gleichstellung – faktisch haben sich viele Erfolge bei genauerem Hinsehen zu Nachteilen entwickelt. Durch die vermeintliche Gleichstellung sind Frauen, die Karriere, Kinder und Haushalt optimal miteinander bewältigen, die sich in der „Männerwelt“ durchsetzen und dabei nichts von ihrer weiblichen Rolle einbüßen, heute das Vorzeigemodell der bürgerlichen Gesellschaft. Machbar ist das – wenn überhaupt – für bürgerliche Frauen, die sich eine Haushaltshilfe, Nanny, Yogastudio und so weiter leisten können – für die Mehrheit der lohnabhängigen Frauen baut dieses Rollenbild nur mehr Druck auf und bleibt unerreichbar. Es vermittelt vor allem eines – welche es nicht schafft, scheitert nicht an gesellschaftlichen Hürden, der Klassenlage oder struktureller Unterdrückung – sondern ist schlichtweg selber schuld. Neben der Verschärfung der Doppel- und Mehrfachausbeutung von Frauen im kapitalistischen Alltag, führt dies vor allem auch zu einer Individualisierung und Entkollektivierung des Problems. Sich selbst zu ermächtigen, gegen strukturelle Unterdrückung, gegen alltäglichen Sexismus sowie männliches und weibliches Rollenverhalten ist ein notwendiger und essentieller Bestandteil des Frauenkampfes heute. Ebenso wie sich in die Lage zu versetzen, die eigenen Interessen individuell zu erkennen und zu vertreten. Doch dabei stehenzubleiben reicht nicht aus..
Das Patriarchat ist im Kapitalismus verwurzelt und erhält diesen aufrecht, insofern müssen wir sowohl mit der Illusion einer feministischen Revolution unter kapitalistischen Vorzeichen Schluss machen wie mit der Annahme, das Patriarchat würde von selbst verschwinden, wenn nur der Kapitalismus erst mal auf dem Müllhaufen der Geschichte landet. Das Patriarchat hat alle bisherigen Klassengesellschaften geprägt und wurde sich von den jeweils herrschenden Klassen zu nutze gemacht, um ihre Herrschaft zu zementieren – so auch im Kapitalismus. Es existiert lange bevor und unabhängig von kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung und wird auch über diese hinweg Bestand haben, wenn wir nicht für sein Ende sorgen. Die Konkurrenz zwischen Männern und Frauen spaltet uns und zieht Grenzen wo es keine geben dürfte. Das Kapital nutzt diese Spaltung. Ohne ein kollektives Bewusstsein über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der jeweiligen Unterdrückung, ohne eine Erkenntnis über die Notwendigkeit der Überwindung dieser Spaltung und ohne den gemeinsamen Kampf gegen jede Form der Ausbeutung und Unterdrückung wird auf längere Sicht alles so bleiben wie es ist – oder sich tendentiell verschlimmern. Nur im gemeinsamen Kampf um Gleichstellung kann ein kollektives Bewusstsein über die eigene Stärke erlangt werden und ein Schritt in Richtung sozialer Revolution gegangen werden! Für uns gilt es, die Spaltung zwischen Geschlechtern und die Zurichtung auf spezifische Rollen zu durchbrechen und kollektiv und organisiert für eine Gesellschaft frei von jeder Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen. Der Kampf gegen das Patriarchat und der Kampf gegen den Kapitalismus sind untrennbar miteinander verwoben und um diese Kämpfe entschlossen und fortschrittlich führen zu können ist es notwendig sich kollektiv zu organisieren und den Schritt aus der Vereinzelung zu wagen!
Machen wir Schluss mit sexistischer Zurichtung und profitorientierter
Ausbeutung!
Gemeinsam, solidarisch und entschlossen gegen Kapitalismus und Patriarchat!
Für die soziale Revolution!
Aufruf der Revolutionär organisierten Jugendaktion (ROJA) und der organisierte autonomie (OA)