Wem gehört die Stadt?

Mi, 07.12.11, 19 Uhr

So­zi­al ge­rech­te Stadt­ent­wick­lung statt Mie­ter­hö­hun­gen, kom­mer­zi­el­le Stadt­um­struk­tu­rie­rung, Auf­wer­tung und In­nen­stadt­ver­trei­bung!

Über­all in Fürth ist das glei­che Bild zu sehen: Un­zäh­li­ge Ge­bäu­de sind von Ge­rüs­ten um­ge­ben, Bau­krä­ne sind an allen Ecken zu sehen und neue mo­der­ne Woh­nun­gen und Lu­xus­lofts schie­ßen aus dem Boden. Diese Maß­nah­men haben die lang­fris­ti­ge Auf­wer­tung be­stimm­ter Stadt­tei­le zum Ziel. Folge die­ser sind nicht nur stei­gen­de Mie­ten, son­dern auch die Ver­trei­bung von Men­schen aus ihren Woh­nun­gen. Sie müs­sen um­zie­hen und ehe­mals güns­ti­ge Stadt­tei­le wer­den meist kom­plett um­struk­tu­riert.
Im Rah­men un­se­rer Ver­an­stal­tungs­rei­he fra­gen wir uns nicht nur wem die Stadt ei­gent­lich „ge­hört“, son­dern dis­ku­tie­ren auch über Fürth, als „so­zia­le“ Stadt und die seit ei­ni­gen Jah­ren ak­ti­ven „Recht auf Stadt“-?Be­we­gun­gen. 

Ver­an­stal­tun­gen im De­zember 2011:

Recht auf Stadt?!
07.?12.?2011 | 19:00 Uhr | In­fo­la­den Be­n­a­rio
Warum ist es wich­tig in Fürth über die Recht auf Stadt Be­we­gung zu in­for­mie­ren? Auch hier fin­det pro­fit­ori­en­tier­te Stadt­ent­wick­lung statt, die wenig mit den Be­dürf­nis­sen der Für­the­rIn­nen zu tun hat. In einer kur­zen Ein­lei­tung wol­len wir die Si­tua­ti­on hier in Fürth etwas genau be­trach­ten. Im An­schluss wer­den zwei Ak­ti­vis­tIn­nen von Recht auf Stadt Ham­burg über die Grün­dung der In­itia­ti­ve be­rich­ten. Dabei er­läu­tern sie den Auf­bau und die ein­zel­nen In­itia­ti­ven, wer­den aber auch theo­re­tisch auf das Kon­zept von Recht auf Stadt ein­ge­hen. Grund­le­gend sol­len der Wi­der­stand gegen neo­li­be­ra­le Stadt­um­struk­tu­rie­rung und die mög­li­chen Er­fol­ge dar­ge­stellt wer­den.

Mie­ter­hö­hun­gen und was man da­ge­gen tun kann.
09.?12.?2011 | 19:00 Uhr | In­fo­la­den Be­n­a­rio
Wolf­gang Wink­ler ist Rechts­an­walt und Vor­sit­zen­der des Er­lan­ger Mie­te­rin­nen-? und Mie­ter­ver­ein e.V.. Er wird über das Thema Mie­ter­hö­hun­gen re­fe­rie­ren und in dem Vor­trag auf die Grün­de ein­ge­hen, die zur Stei­ge­rung des Miet­prei­ses füh­ren. Au­ßer­dem wer­den recht­li­che As­pek­te er­klärt: Wie hoch dür­fen Mie­ter­hö­hun­gen aus­fal­len, wel­chen Schutz hat man als Mie­te­rIn vor die­sen und wel­che Rech­te hat man ge­gen­über dem/der Ver­mie­te­rIn?

Spiel­film
14.?12.?2011 | 19:30 Uhr | In­fo­la­den Be­n­a­rio
Der Be­sit­zer eines alten Miets­hau­ses in einem Vor­ort der ko­lum­bia­ni­schen Haupt­stadt Bo­go­ta will das Haus räu­men und des­sen Be­woh­ne­rIn­nen auf die Stra­ße set­zen las­sen. Doch in der „Casa Uribe“ lebt eine zu­sam­men­ge­wür­fel­te Men­schen­schar, die ge­mein­sam einen ge­nia­len Plan ent­wi­ckeln, um die noch ver­blie­be­ne Zeit bis zum an­ge­droh­ten Raus­wurf zu nut­zen.
(Ko­lum­bi­en 1993, 115 Mi­nu­ten)

Po­di­ums­ver­an­stal­tung: So­zia­les Fürth?
15.?12.?2011 | 19:30 Uhr | BIKO im Ge­werk­schafts­haus, Kö­nigs­war­ter Str. 16, Fürth
Von der Miet­pau­scha­le für Hartz-?IV Emp­fän­ge­rIn­nen, über kos­ten­pflich­ti­ge Bil­dung, bis zu viel zu teu­ren Fahr­prei­sen für Bus und Bahn – das alles sind all­täg­li­che Pro­ble­me fi­na­zi­ell be­nach­tei­lig­ter Men­schen in der Stadt.
Bei der Po­di­ums­ver­an­stal­tung sol­len diese Pro­ble­me und die ak­tu­el­le Si­tua­ti­on in Fürth dis­ku­tiert wer­den. Dazu sind Ak­ti­vis­tIn­nen des Bil­dungs­streik-?Bünd­nis­ses, der Für­ther Er­werbs­lo­sen In­itia­ti­ve, dem Bünd­nis für ein So­zi­al­ti­cket und dem Bay­ri­schen Flücht­lings­rat ein­ge­la­den.

Der Auf­ruf zur Ver­an­stal­tungs­rei­he:

Wem ge­hört die Stadt?

Über­all in Fürth ist das glei­che Bild zu sehen: Un­zäh­li­ge Ge­bäu­de sind von Ge­rüs­ten um­ge­ben, Bau­krä­ne sind an allen Ecken zu sehen und neue mo­der­ne Woh­nun­gen und Lu­xus­lofts schie­ßen aus dem Boden. Diese Maß­nah­men haben die lang­fris­ti­ge Auf­wer­tung be­stimm­ter Stadt­tei­le zum Ziel. Folge die­ser sind nicht nur stei­gen­de Mie­ten, son­dern auch die Ver­trei­bung von Men­schen aus ihren Woh­nun­gen. Sie müs­sen um­zie­hen und ehe­mals güns­ti­ge Stadt­tei­le wer­den meist kom­plett um­struk­tu­riert. Wie­der ein­mal trifft es dabei die schwä­cher Ge­stell­ten. Die Stadt Fürth lässt den Im­mo­bi­li­en­fir­men dabei wei­test­ge­hend freie Hand, schließ­lich pro­fi­tiert auch sie von zah­lungs­kräf­ti­gen Be­woh­ne­rIn­nen in ihrer Stadt. Für die Men­schen, die einst in den kos­ten­güns­ti­gen Woh­nun­gen leb­ten, ist diese Po­li­tik je­doch alles an­de­re als „so­zi­al“.

„So­zia­le Stadt“ Fürth?

Das Bund-?Län­der­pro­gramm „Die So­zia­le Stadt – Stadt­tei­le mit be­son­de­rem Ent­wick­lungs­be­darf“ wurde 1999 in­iti­iert. Die Stadt Fürth ist seit dem Jahr 2000 Teil des bun­des­wei­ten Pro­jekts und be­zieht För­der­mit­tel von Bund und Land. Das Ziel ist es die sog. „Ab­wärts­spi­ra­le in be­nach­tei­lig­ten Stadt­tei­len auf­zu­hal­ten und die Le­bens­be­din­gun­gen vor Ort um­fas­send zu ver­bes­sern.“ – Auf den ers­ten Blick eine lo­bens­wer­te Ziel­set­zung. In Fürth konn­ten seit dem Start etwa 150 Pro­jek­te rea­li­siert und ge­för­dert wer­den. Schaut man je­doch ge­nau­er hin­ter die Fas­sa­den des Pro­gramms wer­den die po­si­ti­ven Ent­wick­lungs­li­ni­en schnell brü­chig, kon­zen­triert sich die Sa­nie­rungs­wut doch haupt­säch­lich auf Fas­sa­den­ar­bei­ten, die Schaf­fung von Grün­flä­chen oder der nach­träg­li­chen An­brin­gung von Bal­ko­nen. Die Ver­bes­se­run­gen im Be­reich der Städ­te­bau­för­de­rung zie­len dabei pri­mär auf die Bin­dung von Mit­tel­schichts­fa­mi­li­en in den Quar­tie­ren. Wohl­ha­ben­de Fa­mi­li­en sind In­di­ka­to­ren für eine ge­woll­te Auf­wer­tung be­stimm­ter Vier­tel. So fol­gen ihnen neue Ein­kaufs­mög­lich­kei­ten und Ge­schäf­te von die­sen wie­der­um die Stadt – durch hö­he­re Ein­nah­men der Ge­wer­be­steu­er – pro­fi­tiert. Auf­wer­tungs­pro­zes­se sind also wirt­schaft­lich at­trak­tiv für die Stadt. All die Maß­nah­men haben die Stei­ge­rung der „Wohn- und Le­bens­qua­li­tät“ zum Ziel. Die­ser Fol­gen je­doch Mietstei­ge­run­gen, die Pri­va­ti­sie­rung von ehe­mals öf­fent­li­chen Ein­rich­tun­gen und schließ­lich die Aus­gren­zung von wei­ten Tei­len der Ge­sell­schaft – um nur ei­ni­ge Fol­gen zu nen­nen. Die Hal­len­bä­der, das neue Ther­mal­bad und das Frei­bad in Fürth wur­den kom­plett pri­va­ti­siert und fir­mier­ten als „Bä­der­land“ Fürth. Teile die­ser wur­den mitt­ler­wei­le wie­der re­pri­va­ti­siert, da der In­ves­tor die hohen Kre­di­te nicht zu­rück­zah­len konn­te, wo­durch enorm hohe Kos­ten für die Kom­mu­ne ent­stan­den. Der städ­ti­sche So­zi­al­bau wurde so gut wie ein­ge­stellt und nur durch ein brei­tes Bünd­nis konn­te die Pri­va­ti­sie­rung der Stadt­ent­wäs­se­rung ver­hin­dert wer­den.
Hin­ter dem Pro­gramm der „So­zia­len Stadt“ ver­ber­gen sich also Maß­nah­men, die wenig mit einer so­zia­len Stadt­ent­wick­lung zu tun haben und schon gar nicht auf die Be­dürf­nis­se von fi­nan­zi­ell schwa­chen Men­schen aber auch „nor­mal“ Ver­die­nen­den ein­ge­hen. Bei­spiel­haft dabei ist das Vor­ge­hen der P&P Grup­pe Bay­ern. Durch eine äu­ßert enge Ko­ope­ra­ti­on mit der Stadt Fürth ist das Un­ter­neh­men an zahl­rei­chen Lu­xus­sa­nie­run­gen be­tei­ligt und er­hält na­he­zu jeden Auf­trag der Stadt den sie möch­te. Dass es P&P dabei nicht um die In­ter­es­sen der Men­schen in Fürth, son­dern um ei­ge­ne Pro­fit­in­ter­es­sen, geht liegt auf der Hand.
In der Pra­xis setz­ten viele Pro­gram­me also zu­nächst auf die Auf­wer­tung des Ima­ges der be­nach­tei­lig­ten Stadt­vier­tel und eine Ak­ti­vie­rung der Be­woh­ner­schaf­ten. Ganz im Sinne neo­li­be­ra­ler Prin­zi­pi­en der Ei­gen­ver­ant­wor­tung sol­len die Quar­tiers­ma­nage­ments die Nach­bar­schaf­ten zur Selbst­hil­fe be­fä­hi­gen. Dass oft vor allem die­je­ni­gen auf die Be­tei­li­gungs­an­ge­bo­te an­spre­chen, die auf­grund ihrer so­zia­len und öko­no­mi­schen Po­si­ti­on die Un­ter­stüt­zung am we­nigs­ten nötig haben, wird weit­ge­hend in Kauf ge­nom­men. Sind es doch meist die bil­dungs­bür­ger­li­chen Schich­ten, die in den Ge­bie­ten ge­hal­ten wer­den sol­len.

Die Be­we­gung „Recht auf Stadt“

„Neh­men wir uns das Recht auf Stadt! Es liegt auf der Stra­ße, es hängt in Bäu­men und ver­steckt sich unter Pflas­ter­stei­nen.“ Unter die­sem Motto grün­de­te sich 2009 die Recht auf Stadt (RaS) Be­we­gung in Ham­burg. Ver­schie­dens­te In­itia­ti­ven kämp­fen gegen un­ge­rech­te städ­ti­sche Um­struk­tu­rie­rung und gegen Groß­pro­jek­te, die die Be­woh­ne­rIn­nen nicht wol­len. Sie for­dern be­zahl­ba­ren Wohn­raum für Alle, städ­ti­sche Frei­räu­me, eine wirk­lich de­mo­kra­ti­sche Stadt und die Er­hal­tung von öf­fent­li­chen Grün­flä­chen, für das Recht auf Stadt für alle Be­woh­ne­rIn­nen – gegen Gen­tri­fi­zie­rung und neo­li­be­ra­le Stadt­ent­wick­lung. Dabei ver­steht RaS die Stadt nicht (nur) als geo­gra­phi­schen Ort, son­dern viel­mehr als Le­bens­raum in dem Men­schen mit­ein­an­der han­deln.
Von Ham­burg aus­ge­hend bil­de­ten sich neue städ­ti­sche Pro­test­be­we­gun­gen in Deutsch­land – bei­spiels­wei­se in Kon­stanz, Mün­chen und Frei­burg – die gegen die neo­li­be­ra­le Vor­herr­schaft ei­ge­ne An­sprü­che an den städ­ti­schen Ent­wick­lun­gen ein­for­dern. Be­reits 2007 grün­de­te sich die in­ter­na­tio­na­le „Right to the city“ Be­we­gung. Mas­sen­pro­tes­te in Me­xi­ko und an­de­ren la­tein­ame­ri­ka­ni­schen Län­dern zei­gen, dass sich auch brei­ter Pro­test gegen kom­mer­zi­el­le Stadt­po­li­tik for­miert.
Auch in Fürth ist es Zeit über die Pro­gram­me und den Hand­lungs­spiel­raum der Kom­mu­ne zu dis­ku­tie­ren. Wir kön­nen nicht län­ger dabei zu­se­hen wie Stadt­spit­ze und Po­li­tik Ko­ope­ra­tio­nen mit gro­ßen Un­ter­neh­men ein­ge­hen und dabei alles an­de­re als eine so­zia­le Stadt­ent­wick­lung vor­an­treibt. Auch wir müs­sen hier aktiv wer­den. Mit einem „Recht auf die Stadt“ ver­bin­den sich näm­lich nicht nur Mo­bi­li­sie­run­gen zu ein­zel­nen Kon­flikt­li­ni­en mar­gi­na­li­sier­ter In­ter­es­sen­grup­pen, son­dern die Chan­ce auf so­zia­le Mo­bi­li­sie­run­gen und neue Bünd­nis­se, die Per­spek­ti­ven einer Ver­ge­sell­schaf­tung jen­seits von Staat und Markt ver­fol­gen.

Die ak­tu­el­le Si­tua­ti­on in Fürth

Die Ar­beits­lo­sen­quo­te in Fürth liegt der­zeit „of­fi­zi­ell“ bei 7,4% (mit ein­ge­rech­net wer­den bei die­sen Zah­len je­doch nicht die­je­ni­gen, die sich in ar­beits­ver­mit­teln­den Maß­nah­men und in „Ein-?Eu­ro-?Jobs“ be­fin­den) und damit rund 2% über dem bun­des­wei­ten Durch­schnitt. 10,4% aller Schul­ab­gän­ge­rIn­nen er­wer­ben kei­nen Schul­ab­schluss, nur 12% aller Kin­der kön­nen in Kin­der­ta­ges­stät­ten be­treut wer­den und die kom­mu­na­len Schul­den in Fürth lie­gen mit 1.?716 Euro je Ein­woh­ne­rIn deut­lich über dem deut­schen Durch­schnitt. Die so­wie­so zu nied­rig an­ge­rech­ne­te Miet­pau­scha­le für Hartz IV Emp­fän­ge­rIn­nen, wel­che von Kom­mu­ne zu Kom­mu­ne va­ri­iert, wurde seit der Ein­füh­rung von Hartz IV nicht er­höht, ob­wohl die Mie­ten flei­ßig stei­gen. Es scheint also, dass es in Fürth ob­jek­tiv nur we­ni­ge Grün­de für die ge­ziel­te Auf­wer­tung und Ver­trei­bung gibt. Nichts­des­to­trotz stei­gen in Fürth laut dem ak­tu­el­len Miet­spie­gel, die Mie­ten im Durch­schnitt um über 5%. Dabei sind ins­be­son­de­re die bis­her bil­li­ge­ren Woh­nun­gen im In­nen­stadt­raum be­trof­fen.
All diese Werte und Ent­wick­lun­gen geben viel­mehr An­lass ein Pro­gramm der So­zia­len Stadt zu ent­wi­ckeln, wel­ches Men­schen nicht aus dem ge­sell­schaft­li­chen Leben aus­schließt, wel­ches so­zi­al ge­rech­te Stadt­ent­wick­lung zu­grun­de legt und wel­ches keine Auf­wer­tung auf Kos­ten der Schwächs­ten voll­zieht. Es liegt an uns der Po­li­tik, die wenig mit den Be­dürf­nis­sen der Men­schen in Fürth zu tun hat, ihre Gren­zen auf­zu­zei­gen. Eine Po­li­tik, die ein So­zi­al­ti­cket für un­fi­nan­zier­bar hält, die Er­werbs­lo­se aus dem ge­sell­schaft­li­chen Leben aus­schließt, die Flücht­lin­ge und Mi­gran­tIn­nen nach wie vor dis­kri­mi­niert und die nicht dafür sorgt eine so­zi­al ge­rech­te Bil­dung zu eta­blie­ren. Es liegt an uns Al­ter­na­ti­ven zu ent­wi­ckeln und diese durch­zu­set­zen, denn un­se­re In­ter­es­sen kön­nen wir nur selbst um­set­zen. Es liegt an uns Wege auf­zu­zei­gen, wie sich Mie­te­rIn­nen vor un­ge­rech­ten Mietstei­ge­run­gen und wenig so­zia­ler Um­struk­tu­rie­rung schüt­zen kön­nen. Und es liegt auch an uns, dass ge­sell­schaft­li­che Aus­gren­zung, Dis­kri­mi­nie­rung und ge­rin­ge Bil­dungs­chan­cen end­lich ad Acta ge­legt wer­den. Wir müs­sen uns die Stadt zu­rück­er­obern!

Sie wer­den uns nicht ver­trei­ben! – Eine Stadt für Alle!

Na­tür­lich stellt sich die Frage, warum das ganze hier in Fürth und an­ders­wo so ge­schieht. Was sind die Hin­ter­grün­de für diese Stadt­ent­wick­lung? Warum wer­den be­wusst Men­schen aus be­stimm­ten Vier­teln ver­drängt und aus­ge­grenzt? Wes­halb zielt Stadt­um­struk­tu­rie­rung auf die Ver­trei­bung fi­nan­zi­ell schwa­cher Men­schen und auf die­je­ni­gen mit Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund ab?
Die Ant­wort ist über­all die glei­che: Das heu­ti­ge Wirt­schafts­sys­tem, wel­ches auch das Ge­sell­schafts­sys­tem be­stimmt, zielt di­rekt auf diese Me­cha­nis­men ab. Im Ka­pi­ta­lis­mus müs­sen wir uns dem Pro­fit­in­ter­es­se We­ni­ger, der Ak­ku­mu­la­ti­on von Ka­pi­tal und Aus­beu­tungs­ver­hält­nis­sen ein­fach un­ter­ord­nen, weil sie ver­meint­lich bes­ser für Alle sind. Tat­säch­lich ist für die „Über­flüs­si­gen“ (die­je­ni­gen die nicht in die Pro­fit­lo­gik der herr­schen­den Klas­se pas­sen) – seien es auch 10% der Stadt­ge­sell­schaft – kein Platz. Sei es die Mo­bi­li­tät für Be­nach­tei­lig­te, sei es Dis­kri­mi­nie­rung auf un­ter­schied­lichs­ten Ebe­nen oder sei es der Um­gang mit Er­werbs­lo­sen. Und genau aus die­sem Grund zielt Stadt­ent­wick­lung – und damit auch Ge­sell­schafts­ent­wick­lung – nicht auf die Be­frie­di­gung ihrer Be­dürf­nis­se, son­dern auf die Pro­fit­ma­xi­mie­rung der Herr­schen­den ab.
Eine nicht-?pro­fit­ori­en­tier­te Stadt scheint mit der der­zei­ti­gen Herr­schafts­form nicht mög­lich, auch wenn kon­kre­te Kämp­fe Ver­bes­se­run­gen be­wir­ken kön­nen. Wich­tig wäre dies je­doch, weil die Stadt in der mo­der­nen Welt einen ge­sell­schafts­be­stim­men­den Ein­fluss er­reicht hat. Die so­zia­len Pro­tes­te welt­weit, sei es in La­tein­ame­ri­ka, in Eng­land oder Spa­ni­en gin­gen immer häu­fi­ger von der Stadt aus und hän­gen di­rekt mit ihr zu­sam­men. Sie ist nicht mehr nur geo­gra­phi­scher Raum, sie hat Ein­fluss auf uns. Tag­täg­lich be­we­gen wir uns in ihr und die For­de­run­gen nach einer an­de­ren Ge­sell­schaft und so­zia­len Ver­bes­se­run­gen sind auch immer die For­de­rung nach einer an­de­ren Stadt. Das Recht auf Stadt äu­ßert sich also als eine hö­he­re Form von Rech­ten: Recht auf Frei­heit, auf Selbst­be­stim­mung, auf Wohn­raum und Woh­nen.
Neh­men wir uns also das, was oh­ne­hin schon uns ge­hört. Las­sen wir Po­li­tik und Wirt­schaft nicht län­ger über un­se­re Köpfe hin­weg ent­schei­den wie Stadt­pla­nung für uns am sinn­volls­ten ist. Zei­gen wir, was wir von der ka­pi­ta­lis­ti­schen Stadt­um­struk­tu­rie­rung hal­ten! Zei­gen wir, was wir davon hal­ten, dass das Pro­fit­in­ter­es­se ein­zel­ner höher be­wer­tet wird als das kol­lek­ti­ve In­ter­es­se von vie­len! Neh­men wir uns das Recht auf Stadt für Alle.

Den Auf­ruf un­ter­stüt­zen:

Linke und kri­ti­sche Stu­den­tIn­nen, Ra­di­ka­le Linke Nürn­berg, Young strugg­le, Die Linke im Für­ther Rat­haus, Fürther Sozialforum, DKP Fürth, Netz­werk lin­ker Ak­tivis­tInnen, Au­to­no­me Ju­gend­an­ti­fa Nürn­berg, Or­ga­ni­sier­te Au­to­no­mie Nürn­berg, Ju­gend­an­ti­fa Fürth, Al­ter­na­ti­ve Kul­tur Nürn­berg, Pro­jekt 31, Banda Si­nis­tra Er­lan­gen, Ju­gend­an­ti­fa Er­lan­gen, An­ti­fa­schis­ti­sches Ak­ti­ons­bünd­nis Nürn­berg, Kof­fer­fa­brik Fürth

Die Ver­an­stal­tun­gen un­ter­stüt­zen:
Für­ther Er­werbs­lo­sen­in­itia­ti­ve, Für­ther Was­ser­bünd­nis