Nürnberger Kriegstagung ruft Protest hervor

Am Freitag und Samstag den 24. und 25. Juni trafen sich VertreterInnen von NATO, Bundeswehr, Presse und Bundestag zur Nürnberger Sicherheitstagung 2011 am Gewerbemuseumsplatz. Unter dem Motto „Die Bundeswehr im Auslandseinsatz – Politische Verantwortung und militärische Führung“ sollten Konzepte für künftige Kriegseinsätze diskutiert werden.
Im Rahmen einer breit angelegten Propagandakampagne, versucht die Bundeswehr sich seit längerem in der Gesellschaft zu verankern.
So hielt auch Brigadegeneral Johann Langenegger, Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade Bad Reichenhall einen Vortrag. Es sind die selben Gebirgsjäger_Innen die beim Tag der offenen Tür ihrer Kaserne neue Wege der Öffentlichkeitsarbeit probierten. Bei einem Schießspiel durften Kinder auf die Miniatur-Stadt „Klein-Mitrovica“ schießen. Im echten Mitrovica, im Kosovo, hatten Nazis Gräueltaten begangen. Die kleinen sollen bereits in jungen Jahren an den Dienst mit der Waffe herangeführt werden, ganz wie die großen Heckenschützen.

Um diese Propagandaveranstaltung nicht einfach ungestört über die Bühne gehen zu lassen, wurde eine kritische Begleitung des Kriegstreiberspektakels organisiert.

Freitag

Am Freitag, traf sich spontan organisiert eine Gruppe von 20 Leuten, um gegen die Nürnberger Sicherheitstagung zu protestieren.Vor dem Tagungsraum stellten ortsansässige Unternehmen unter anderem ihre Raketen und Bomben aus. So auch beispielsweise die Firma Diehl, dessen ehemaliger Chef zum Ehrenbürger der Stadt Nürnberg gemacht wurde. Auf dem Firmengelände in Röthenbach befindet sich mittlerweile ein Museum für altes Kriegsmaterial. Das Gebäude diente im zweiten Weltkrieg als Unterkunft für Zwangsarbeiter.
An einem solchen Ort Kriegsmaterial auszustellen, ist eine absolute Verhöhnung der Opfer, und zeigt deutlich wie die Firma zur NS Zeit steht.
Das Museum in Röthenbach feiert sein „Museumsfest“ am gleichen Wochenende, damit sich die Kriegsbefürworter nach ihrer Tagung bei funke gelenkten Panzern und Böllerschützen entspannen können.

Einige der Gruppe schafften es in den Tagungsaal vorzudringen und gelangten bis vor die Rednertribüne, wo sie die Versammlung mit Parolen wie „Krieg dem Krieg überall bringt die NATO jetzt zu Fall “ und ähnlichem störten. Des weiteren trug eine Person ein blutverschmiertes T-Shirt mit der Aufschrift „Kollateralschaden“ um damit auf das menschenverachtende Kriegstreiben, der beteiligten Gäste und Institutionen zu verweisen. Eine weitere Person legte sich mit blutverschmiertem T-Shirt vor den Eingang des Tagungsraumes, das die Aufschrift „Nur Banken und Konzerne sehen Kriegseinsätze gerne“ trug. In relativ kurzer Zeit schafften es dann auch zwei Bullen, an den Ort des Geschehens heranzukommen, waren aber sichtlich überfordert mit den 20 Störenden. Nachdem der eine Teil des Hauses verwiesen wurde, mussten bald darauf auch die Antimilitarist_Innen, die es in den Tagungssaal geschafft hatten fluchtartig das Gebäude verlassen, verfolgt durch die zwei Beamten. Am Eingang des Gebäudes platzierte man eine blutbefleckte Puppe, ohne Arme und Beine, neben dran Zeitschriften der Militär-Aussteller und einen Zettel mit der Aufschrift „Soldaten sind Mörder – Stoppt die Nato“. Auch der geplante „Spaziergang“, der Kriegstreiber, durch die Nürnberger Altstadt, verlief nicht ganz so, wie ihn sich die Militarist_Innen vorgestellt hatten. So verlor beispielsweise ein sichtbar „hohes Tier“, der Berufsmörder sein Barett. Seine Kollegen mussten sich Pöbeleien und Anderes von den Antimilitarist_Innen gefallen lassen.

Das Treiben zog sich circa eine Stunde hin. Bis sich dann insgesamt inzwischen sechs Bullen versammelten, die es bis dahin immer noch nicht geschafft hatten, die Situation unter Kontrolle zu bringen. So blieb es bei vereinzelten Platzverweisen und zwei Personalkontrollen.

Samstag

Am Samstag wurde dann am Gewerbemuseumsplatz eine Kundgebung vor dem Gebäude abgehalten in dem sich die Gewaltbereiten zur ihrer Tagung versammelten. Auch die Repressionsbehörden haben sich nicht lumpen lassen, und waren zahlreich anwesend, um die friedfertige Kundgebung zu schikanieren. Flugblätter und Redebeiträge sollten zur Aufklärung der vorübergehenden Passanten dienen. Auch ein Eingang wurde blockiert um zu verhindern, dass weitere Besucher zur Tagung gelangen konnten.
Während der Kundgebung trat der Leiter der Kriegstagung Hildebrand Braun an die KundgebungsteilnehmerInnen heran, um „anzubieten“ auf der Tagung zu sprechen und zu diskutieren. Dieses „Angebot“ wurde mit deutlichen Worten abgelehnt. Keiner der AntimilitaristInnen wollte mit Kriegsbefürwortern und Militärs diskutieren. Auch wenn sich die Veranstalter noch so pluralistisch geben: Sie stehen für eine mörderische Kriegspolitik, die derzeit in der Bevölkerung breit abgelehnt wird. Die Aufgabe von AntimilitaristInnen ist es nicht, mit den für Krieg verantwortlichen PolitikerInnen und Militärstrategen in Dialog zu treten, sondern diese daran zu hindern weiter weltweit blutig die Interessen des Kapitals durchzusetzen. Das geht nur mit klaren Positionen: Bundeswehreinsätze verhindern und die Bundeswehr abschaffen.

Die Mehrheit der Menschen hierzulande spricht sich gegen den Krieg in Afghanistan aus, doch davon lassen sich Politik und Militär nicht beirren und setzen weiter auf Gewalt als Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen.

Wir fordern den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und ein Ende der militärischen Propaganda im Alltag.
Lasst uns gemeinsam kämpfen für eine Welt, in der alle Menschen frei, gleich und in Frieden miteinander leben können!
Bundeswehr abschaffen!

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