Enough is Enough – Antifa Demo in Amberg

Sa, 25.09.10, 14 Uhr

Der Po­li­tik des Ver­drän­gens und Igno­rie­rens ent­ge­gen­tre­tenenoughisenough

Sa, 25.?09.?2010 | 14.00 Uhr | Am­berg/Pau­la­ner­platz
Zug­treff­punkt Nürn­berg: 12.15 Uhr | Hbf/Ost­hal­le

Dass Neo­fa­schis­mus und rech­te Ge­walt nicht nur in den gro­ßen Städ­ten der Re­pu­blik zu Hause sind, son­dern auch in der Pro­vinz einen ge­eig­ne­ten Nähr­bo­den fin­det, ist längst kein Ge­heim­nis mehr. Gerne blickt man in der Ober­pfalz gen Osten und ver­ur­teilt die Taten dor­ti­ger Neo­na­zis. Schließ­lich scheint vor der Haus­tü­re alles in Ord­nung zu sein.
Be­son­ders Am­berg die so ge­nann­te „Perle der Ober­pfalz“ sieht sich gerne als welt­of­fe­nes und to­le­ran­tes Städt­chen und die hie­si­gen Stadt­vä­ter be­to­nen immer wie­der Am­bergs reich­hal­ti­ge Stadt­ge­schich­te.

Das dun­kels­te Ka­pi­tel der Am­ber­ger Ge­schich­te bleibt dabei meist un­er­wähnt. Als Am­berg bei­spiels­wei­se im letz­ten Jahr sein 975-?jäh­ri­ges Stadt­ju­bi­lä­um be­ging, wurde den Bür­gern ei­ni­ges ge­bo­ten. Feste, Aus­stel­lun­gen, Kon­zer­te und noch vie­les mehr. In un­zäh­li­gen Le­sun­gen und Vor­trä­gen wur­den sämt­li­che As­pek­te der Am­ber­ger Ge­schich­te be­leuch­tet, vom Mit­tel­al­ter bis zur Re­for­ma­ti­ons­zeit, von der In­dus­tria­li­sie­rung bis zur Nach­kriegs­zeit. Nicht ein Vor­trag, nicht eine Ver­an­stal­tung des Fest­pro­gramms der Stadt Am­berg be­schäf­tig­te sich je­doch mit der Zeit der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Bar­ba­rei in Am­berg. Diese zwölf Jahre des Ter­rors waren den Ver­ant­wort­li­chen der Stadt nicht ein­mal eine Er­wäh­nung wert.

Wie schon so oft zuvor zeigt sich auch hier das Ge­schichts­bild Am­bergs: Wäh­rend man gerne an die mit­tel­al­ter­li­che Be­deu­tung der Stadt, den Win­ter­kö­nig und die Am­ber­ger Hoch­zeit er­in­nert, wird alles, was nicht zum Bild der „Perle der Ober­pfalz“ passt, igno­riert und ver­drängt.
Dass die Ver­ant­wort­li­chen der Stadt Am­berg die Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus lie­ber igno­rie­ren als sich mit ihr aus­ein­an­der zu set­zen zeigt auch der Um­gang mit Josef Fil­big.

1952 wurde der Na­zi-?Funk­tio­när Fil­big von den to­le­ran­ten und welt­of­fe­nen Am­ber­gern zum Bür­ger­meis­ter ge­wählt. Es war nicht Fil­bigs erste Amts­zeit. Schon 1933-?1945 war er Bür­ger­meis­ter von Am­berg. Als Statt­hal­ter des NS-?Re­gimes war er in die­ser Zeit ver­ant­wort­lich für die Ver­haf­tung von op­po­si­tio­nel­len Ge­werk­schaf­te­rIn­nen, So­zi­al­de­mo­kra­tIn­nen und Kom­mu­nis­tIn­nen, sowie die Durch­füh­rung der Reichs­po­grom­nacht. Sei­ner Wie­der­wahl, nur sie­ben Jahre nach dem Ende der NS-?Bar­ba­rei, stand dies nicht im Weg. Noch heute hängt das Por­trät Josef Fil­bigs un­kom­men­tiert im Rat­haus, in der Ah­nen­ga­le­rie Am­ber­ger Stadt­ober­häup­ter.

Mit die­sem Teil der Am­ber­ger Ge­schich­te wird sich je­doch, von Sei­ten der po­li­tisch Ver­ant­wort­li­chen in Am­berg, eben­so un­gern be­schäf­tigt wie bei­spiels­wei­se mit der Funk­ti­on der Fron­fes­te im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. Als im letz­ten Jahr im Stadt­rat ge­neh­migt wurde, dort ein Hotel ein­zu­rich­ten und die Am­ber­ger Zei­tung dies mit „Rast im Knast“ be­ti­tel­te, hielt es nie­mand für nötig, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass hier von einem ehe­ma­li­gen Ge­sta­po-?Knast die Rede ist. Dass am sel­ben Ort, an dem nun Ho­tel­gäs­te näch­ti­gen sol­len, vor­her Wi­der­stands­kämp­fer und Geg­ner des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus grau­sam ge­fol­tert wur­den, schien die Stadt­rä­te bei ihrer Ent­schei­dung nicht zu in­ter­es­sie­ren.

Doch nicht nur die Aus­ein­an­der­set­zung mit ihrer ei­ge­nen NS-?Ver­gan­gen­heit be­rei­tet der Stadt Am­berg so ei­ni­ge Pro­ble­me. Auch rechts­ra­di­ka­le Gräu­el­ta­ten der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit fin­den keine Er­wäh­nung. Noch heute wird bei­spiels­wei­se der Mord an Klaus Peter Beer tot­ge­schwie­gen. Am 7. Sep­tem­ber jähr­te sich der sog. Vils­mord zum fünf­zehn­ten Mal.
Da­mals traf der Bus­fah­rer Klaus Peter Beer in einem Am­ber­ger Gast­haus zwei junge Män­ner und spen­dier­te ihnen meh­re­re Biere. Er ahnte nicht, dass es sich bei den bei­den um den ge­walt­be­rei­ten Rech­ten Ri­chard Lo­renz und Die­t­er Mül­ler aus der Amer­ger Neo­na­zi­sze­ne han­del­te. Als diese fest­stell­ten, dass Klaus Peter Beer ho­mo­se­xu­ell war, fass­ten sie den Ent­schuss „es dem Schwu­len zu zei­gen“. Da­nach gin­gen sie mit ihrem Opfer zum Vils­steg, wo ihn Ri­chard Lo­renz nie­der­schlug. An­schlie­ßend tra­ten beide mit Sprin­ger­stie­feln auf Kopf und Kör­per von Klaus Peter Beer ein. Als die­ser be­wusst­los war, war­fen sie ihr hilf­lo­ses Opfer in die Vils, wo er er­trank. Der Grund für sei­nen Tod war al­lein seine Ho­mo­se­xua­li­tät und dass er nicht in das fa­schis­ti­sche Welt­bild sei­ner Mör­der pass­te. Durch den so ge­nann­ten Vils­mord mach­te Am­berg bun­des­weit Schlag­zei­len.

Be­kannt ist Am­berg aber auch für ge­schichts­re­vi­sio­nis­ti­sche Äu­ße­run­gen, die sol­chen offen rechts­ra­di­ka­len Ge­walt­ta­ten erst den Weg ebnen.

So bei­spiels­wei­se die Aus­sa­ge des an­ge­se­he­nen Am­ber­ger Bür­gers Dr. Wal­ter Satt­ler, da­ma­li­ger Vor­sit­zen­der der Lands­mann­schaft der Schle­si­er im Herbst 2000 bei der all­jähr­li­chen statt­fin­den­den Bar­ba­ra­fei­er. Dr. Wal­ter Satt­ler sprach hier von der Ver­trei­bung als dem „größ­ten Ho­lo­caust aller Zei­ten, der durch nichts, aber auch gar nichts an Grau­sam­keit zu über­bie­ten“ sei.

Dass eine Aus­ein­an­der­set­zung mit der NS-?Zeit in Am­berg nicht statt­ge­fun­den hat, of­fen­bar­te Ober­bür­ger­meis­ter Wolf­gang Dan­dor­fer höchst per­sön­lich mit sei­nen re­la­ti­vie­ren­den Aus­sa­gen über die Am­ber­ger Kul­tur­po­li­tik von 1937. Wenn sogar die höchs­ten Ver­tre­ter der Stadt Am­berg noch nicht be­grif­fen haben, dass das Jahr 1937 – wie alle Jahre zwi­schen ´33 und ´45- für Bar­ba­rei und Ter­ror steht, nicht aber für kul­tu­rel­le Blüte, ist von Sei­ten der Stadt na­tür­lich auch kein Wi­der­stand gegen die rech­te Szene zu er­war­ten.

So wun­dert es nicht, dass die Exis­tenz einer sol­chen Szene von Sei­ten der po­li­ti­schen Ver­tre­ter der Stadt, wie auch von Sei­ten der Po­li­zei ge­leug­net und igno­riert wird.

Ob­wohl Über­grif­fe auf An­ders­den­ken­de in Am­berg in­zwi­schen zur Nor­ma­li­tät ge­hö­ren und die Am­ber­ger Neo­na­zi­sze­ne in bay­ern-? und bun­des­wei­te Struk­tu­ren ein­ge­bun­den ist, be­haup­tet der Po­li­zei­di­rek­tor Kirsch: „In Am­berg gibt es keine rech­te Szene“. Wäh­rend Neo­na­zis nun bei­na­he wö­chent­lich Flug­blät­ter in der In­nen­stadt ver­tei­len, Ver­an­stal­tun­gen durch­füh­ren und mit Kon­zer­ten für ihre men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gie wer­ben, herrscht auf Sei­ten der Ver­ant­wort­li­chen der Stadt Stil­le. Wäh­rend Ka­me­rad­schaf­ten wie die „Na­tio­na­len So­zia­lis­ten Am­berg“ öf­fent­lich, in der Fuß­gän­ger­zo­ne Am­bergs, für die er­neu­te Zer­schla­gung der Ge­werk­schaf­ten plä­die­ren schwei­gen die Ver­ant­wort­li­chen der Stadt Am­berg.

Diese Po­li­tik des Ver­drän­gens und Igno­rie­rens spielt den rech­ten Ideo­lo­gen in die Hände.
Diese Po­li­tik des Schwei­gens kön­nen und wol­len wir nicht mehr ak­zep­tie­ren.
Wir haben uns ent­schlos­sen, diese Po­li­tik der Stadt nicht län­ger hin­zu­neh­men.

So­lan­ge man sich nicht kri­tisch mit der Ge­schich­te der Stadt Am­berg im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus be­schäf­tigt, so­lan­ge einem Po­li­zei­di­rek­tor der be­haup­tet, in Am­berg gäbe es keine rech­te Szene. nicht öf­fent­lich wi­der­spro­chen wird, so­lan­ge Neo­fa­schis­ten in Am­bergs Fuß­gän­ger­zo­ne un­ge­stört ihre Pro­pa­gan­da ver­brei­ten dür­fen – so­lan­ge wer­den wir uns der Po­li­tik des Ver­drän­gens und Igno­rie­rens der Stadt Am­berg ent­ge­gen­stel­len.

Wir wer­den das Ver­hal­ten der po­li­tisch Ver­ant­wort­li­chen der Stadt Am­berg nicht län­ger ak­zep­tie­ren, son­dern un­se­ren Pro­test laut und ent­schlos­sen auf die Stra­ße tra­gen.

Un­ter­stützt un­se­ren Kampf gegen Neo­fa­schis­mus und gegen die Po­li­tik der Stadt Am­berg!

Kommt zur De­mons­tra­ti­on:
En­ough is En­ough
Der Po­li­tik des Ver­drän­gens und Igno­rie­rens ent­ge­gen­tre­ten


Sams­tag, 25.?09.?2010 um 14 Uhr, Am­berg/Pau­la­ner­platz


Mehr Infos gibts unter:
www.?enoughisenough-?am­berg.?de.?vu