Plakatwand zur Krise des Kapitalismus in Nürnberg
Am Vorabend zu den Großdemonstrationen in Frankfurt und Berlin, unterbreitetet die organisierte autonomie (OA) und die Autonome Jugendantifa (AJA) den BewohnerInnen des Nürnberger Stadtteils Gostenhof auf einer großen Plakatwand einen Vorschlag zur Lösung der Finanz- und Wirtschaftskrise:
„Unser Krisenmanagment heißt Widerstand! Banken und Konzerne dauerhaft enteignen und vergesellschaften! Es wird nie gerechten Lohn im Kapitalismus geben! Es wird nie eine sichere Zukunft im Kapitalismus geben! Aber es kann eine Welt ohne Kapitalismus geben. Hinein in den antikapitalistischen Kampf!“
Die Plakatwand wird seit dem von vielen PassantInnen gelesen und sorgt sicherlich im Stadtteil für die eine oder andere Diskussion.
Wir zahlen nicht für eure Krise – Demo in Frankfurt
Ab 12 Uhr sammelten sich an den Auftaktplätzen vor dem Frankfurter Hauptbahnhof und an der Bockenheimer Warte die TeilnehmerInnen zu den Auftaktkundgebungen der Frankfurter Großdemonstration unter dem Motto: „Wir zahlen nicht für eure Krise“. Die Logos von Attac, DKP und Linkspartei waren zu sehen, Blöcke von kommunistischen MigrantInnenorganisationen aus der Türkei, [’solid] und SDAJ Transparente sowie Fahnen verschiedenster DGB Gewerkschaften. Viele aus der Gewekschaftsbasis hatten anscheinend mit den Füßen abgestimmt und sich dem üblichen kneifen der DGB und Einzelgewerkschaftsbosse zum Trotz mit Bussen nach Frankfurt aufgemacht.
Die undogmatische radikale Linke beteiligte sich mit eigenständigen Blöcken an beiden Frankfurter Demozügen.
Im Block, der im Zug von der Bockenheimer Warte aus startete, zeigten neben zahlreichen anderen Gruppen GenossInnen von der anarchosyndikalistischen FAU mit starker personeller Beteiligung, zahlreichen Fahnen, Parolen und Transparenten deutlich Präsenz. Getragen wurde dieser Block unter anderem aber auch von der autonome antifa [f] aus Frankfurt, die Teil des bundesweiten Bündnisses: „ums Ganze“ ist und politisch antideutschen Positionen Nahe steht. Die Stimmung hier lässt sich, von einigen Böllern abgesehen, in weiten Teilen des Blocks mit dem Wort Party wohl am besten beschreiben.
Vom Hauptbahnhof aus startete der andere Block unter Beteiligung von zahlreichen Gruppen und Organisationen. Es beteiligten sich unter anderem alerta! aus Frankfurt, Libertad! , Revolutionärer Auktion Stuttgart und die interventionistische Linke. Aus dem Großraum Nürnberg zeigten die organisierte autonomie, Autonome Jugend Antifa, Antifaschistische Linke Fürth und radikale Linke Präsenz. Auf dem Fronttransparent des Blocks stand „Die Krise heißt Kapitalismus – heißt Krieg. Für die Soziale Revolution“.
Auf dem Lautsprecherwagen des antikapitalistischen Blocks wurde ein Papp-Panzer mitgeführt und zahlreiche Block-TeilnehmerInnen unterstrichen durch orangene Westen mit dem Aufdruck Abrüstungsteam dass hier unter anderem auch die kapitalistische Kriegspolitik im Mittelpunkt der Kritik stand. Folgerichtig wurde hier über den Lautsprecherwagen auch immer wieder für die Aktivitäten gegen den NATO-Gipfel in Strasbourg mobilisiert.
Die Abschlusskundgebung
Am Abschlusskundgebungsplatz auf dem Frankfurter Römer zeigte sich noch einmal deutlich, dass hier eine Großdemonstration stattgefunden hatte. Der Platz war schlichtweg zu klein um die TeilnehmerInnen der beiden Züge aufzunehmen und so standen zu Beginn die Menschen bis hinunter zum Main, während auf der anderen Seite die Kundgebung auf einen weiteren Platz über Lautsprecheranlage übertragen wurde.
Irgendwann zwischen den zahlreichen Redebeiträgen, (Betriebsräte, Lafontaine, Interventioniostische Linke) die sich mit recht unterschiedlicher Ausrichtung (Reform-Revolution) mit der Krise und ihren Folgen sowie dem Kapitalismus im allgemeinen auseinandersetzten, fand auf dem Platz eine symbolische Abrüstungsaktion statt. Begleitet von der Parole: „Deutsche Waffen deutsches Geld morden mit in aller Welt“ wurde der mittlerweile auf dem Platz stehende Papp-Panzer unter lautstarken Beifall in Brand gesetzt und brannte trotz eines verzweifelten Löschversuchs eines unfreiwilligen gesetzestreuen Statisten komplett aus.
Versuch eines ersten kurzen Resümees
Mit über 50 000 TeilnehmerInnen, nach VeranstalterInnenangaben 30 000 in Berlin und 25 000 in Frankfurt kann die erste bundesweite Mobilisierung seit dem offiziellem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise sicherlich unter den in der BRD herrschenden Bedingungen als Erfolg gewertet werden. Der Knoten ist geplatzt und die gesamte politische Linke hat endlich auf der Straße Präsenz gezeigt. Das dies natürlich nicht ohne Widersprüche abgehen kann ist selbstverständlich und so überraschte es auch wenig, dass sich unter dem konsensfähigen Demomotto: „Wir zahlen nicht für eure Krise“ unterschiedlichst ausgerichtete Gruppen und Organisationen einfanden.
Positiv aufgefallen ist, dass sich neben den üblichen Verdächtigen allerdings auch viele Menschen beteiligten, die wohl zum ersten mal überhaupt an einer Demonstration teilnahmen.
Bei Demonstrationen, Agitation und Propaganda kann es allerdings nicht bleiben. Die radikale Linke muss heraus aus dem Szeneghetto, sie muss im Alltag beginnen den Klassenkampf gegen die Krise, die Kapitalismus heißt zu organisieren. Konkret heißt das, an allen gesellschaftlichen Orten (Schule, Betrieb, Stadtteil, Ämter etc.) für unsere Interessen, die Interessen der Mehrheit Kämpfe loszutreten. Kämpfe um die Verteilung des von der Mehrheit, produzierten Reichtums die sich im Kapitalismus eine Minderheit aneignet. Wir müssen Kämpfe organiseren und führen die eine geselllschaftliche Perspektive aufmachen und den Weg frei machen für eine Gesellschaft jenseits des Kapitalismus und der ihm innewohnenden menschenfeindlichen Mechanismen.
In diesem Sinne:
Den Klassenkampf organisieren auf der Straße und in der Fabrik!
Für die soziale Revolution!