Links in Bewegung – März 2013

Der internationale Frauenkampftag 2013 in Nürnberg

?Bericht und Auswertung

Ökonomische Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen, die spezifische Situation von Flüchtlingsfrauen, Geschlechteridentitäten und patriarchaele Rollenbilder: Das waren die Themen, über die sich PassantInnen am diesjährigen 8. März am Weißen Turm informieren konnten. Reden wurden gehalten und massenhaft Flyer verteilt. Immer wieder bildeten interessierte und neugierige PassantInnen Trauben rund um die Aktion. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren war das Interesse groß und der Platz vor dem Weißen Turm war gut gewählt, da die Aktion sehr zentriert wahrgenommen wurde.
Am selben Abend fand die Bündnis -Party in der Desi statt. Die Öffnung speziell für Frauen wurde vor allem aus den Reihen des Internationalen Frauencafes sehr gut angenommen. Die Frauen tanzten ausgelassen. Ab 23 Uhr feierten alle zusammen bis in die frühen Morgenstunden den internationalen Frauenkampftag. Figuren, die zusammen mit Aussagen zu Homosexualität, Diskriminierungserfahrungen und Rollenkorsetts ausgestellt waren trugen ebenso wie Zitate rund um den Frauenkampf zur Politisierung der Party bei.
Am nächsten Tag begann um 13 Uhr die Demonstration vor dem K4. Etwa 250 Menschen folgten dem Aufruf des 8. März Bündnisses und demonstrierten durch die Innenstadt über den Plärrer bis zu Gostenhofer Hauptstraße. Einige kurdische GenossInnen waren zur gleichen Zeit in Paris um gegen die Ermordung von drei PKK Aktivistinnen zu demonstrieren. Dieser Skandal wurde auch hier vor Ort bei den Aktionen thematisiert. Die Moderation war auf türkisch-deutsch gehalten, was im Großen und Ganzen auch dem Bild der Teilnehmenden entsprach. Aber auch Frauen aus den Flüchtlingslagern beteiligten sich zahlreich an der Demo. Eine Frau aus Eritrea berichtete von der allgemeinen Militärpflicht in ihrem Herkunftsland, die eine der Hauptursachen für die Flucht vieler Frauen dort sei. In einer Abendveranstaltung am 11. März wurde dieses Thema noch ausführlicher dargestellt. Auch über die Gewalt an Frauen und die traumatisierenden Folgen wurde referiert. Abschließend wurden gemeinsam Widerstandsperspektiven andiskutiert.
Alles in Allem war der diesjährige internationale Frauenkampftag durchaus als Erfolg zu werten. Wenn auch die Messlatte in der BRD noch relativ niedrig liegt. In vielen deutschen Städten finden gar keine Aktionen statt, während in den anderen Städten die TeilnehmerInnenzahlen oft stagnieren.. Gerade Linke aus ländlichen Regionen fahren für das Verhindern und Stören von Naziaufmärschen quer durch die Bundesrepublik, tun dies aber nicht für den 8. März. Das ist nicht als Vorwurf zu verstehen, zeigt aber, dass der 8. März selbst für viele revolutionäre Linke nach wie vor kein etablierter Kampftag ist. Aber in den letzten Jahren ist Nürnberg auf einem guten Weg. Der gemeinsame Prozess von sozialistischen Gruppierungen, migrantischen Organisationen, autonomen Gruppen und anderen ist durchaus produktiv. Die Verknüpfung von Frauenkampf und Flüchtlingsbewegung birgt sowohl inhaltlich als auch für die praktische Entwicklung der Kämpfe viel Potential. Und es sei daran erinnert, dass der revolutionäre 1. Mai in Nürnberg einst mit 150 Menschen begonnen hat. Es braucht also Geduld und Kontinuität bis der 8. März dann endlich als fixer Termin in den Kalendern aller revolutionären Linken steht und der anti-patriarchale Kampf darüber hinaus auch in der alltäglichen politischen Theorie und Praxis präsent ist.

Kein Platz für Nazis in Fürth

Das sogenannte Freie Netz Süd (FNS), ein staatlich geduldeter Dachverband von nationalsozialistischen Gruppierungen aus mehreren Städten, organisiert seit geraumer Zeit wieder monatlich in Fürth Veranstaltungen. Wie in der Vergangenheit schon mehrmals geschehen, wurde nun erneut von AntifaschistInnen der Veranstaltungsort der konspirativ organisierten Nazi-Veranstaltungen aufgedeckt und es fand Ende Februar eine erste Kundgebung vor dem Laden statt, an der sich ca. 80 AntifaschistInnen beteiligten. Ob das Gasthaus Wilhelmshöhe, der neue Nazitreff in der Wilhelmstr. 21 in Fürth, ähnlich schnell einlenken oder kapitulieren wird wie andere Fürther Kneipen, die Nazis Unterschlupf boten, wird sich zeigen. Diese haben nach massiven antifaschistischen Protesten den Faschisten entweder die Tür gewiesen oder mussten schließen. Eines steht jetzt jedoch schon fest: Mit dem Spruch „wir haben von nichts gewusst“ können sich die BetreiberInnen der Wilhelmshöhe nicht herausreden. Zu offensichtlich handelt es sich bei den bis zu 40 aus ganz Süddeutschland angereißten Gästen schon rein äußerlich um Faschisten, zu bekannt ist dank antifaschistischer Aktivitäten das Treiben der Nazis einschließlich ihrer Tarnorganisationen in der Fürther Öffentlichkeit und zu lange (mehrere Monate) geht das ganze schon.

Antifaschistische Selbsthilfe in Nürnberg

Am 2. März machten dann der NPD-Kader und Stadtrat der Bürgerinitiative Ausländerstopp Ralf Ollert samt einiger seiner Kameraden am Nürnberger U-Bahnhof Röthenbach einmal mehr Bekanntschaft mit antifaschistischer Selbsthilfe. Nachdem sie sich an einem Infostand eine halbe Stunde gemüht hatten, PassantInnen anzusprechen, trafen einige AntifaschistInnen ein und machten laut Polizeibericht dem Treiben ein Ende bevor beobachtende Beamte schützend eingreifen konnten. Der Nazibande kam dabei angeblich Infomaterial und ein Plakatständer abhanden. Nach kurzer Beratung verließ Ollert samt Kameraden im Anschluss den Platz.