Heisser Sommer reloaded!

Das Ende des letzten Jahres war aufgeheizt: Hunderttausende von SchülerInnen, Azubis und Studierende trugen ihre Wut und ihren Widerstand gegen das Bildungssystem auf die Straße und rund 100 Hochschulen wurden europaweit teils über Monate besetzt gehalten. Auch regional demonstrierten über 4000 Menschen und eigneten sich anschließend Räumlichkeiten der Ohm-Hochschule und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen an.
Über einen Monat hinweg lebten, diskutierten und organisierten die verschiedensten Menschen zusammen eine Alternative zum jetzigen Bildungssystem. Von Infoveranstaltungen über Forderungskataloge bis hin zu Konzerten zeigten die BesetzerInnen, dass man auch ohne Chefs, Direktoren oder ähnlichem ganz gut zurecht kommen kann. Diese Wochen waren vor allem für den Austausch zwischen den AktivistInnen sehr wichtig. Es haben sich Netzwerke von UnterstützerInnen gebildet, die nun wieder aktiviert werden können.
Nun sind die Besetzungen vorbei, aber die Bewegung noch lange nicht am Ende. Kleine Erfolge, wie die Absenkung der Studiengebühren in einzelnen Städten, konnten verzeichnet werden, aber echte Veränderung sieht anders aus. Also, muss es weiter gehen. In Nürnberg/Erlangen befindet sich das Bildungsstreikbündnis deswegen mitten in der Vorbereitung für den nächsten bundesweiten Streiktermin am 9.6.2010. Allerdings wollten die AktivistInnen diesmal noch einen Schritt weiter gehen. Nachdem das Thema „Azubis“ bundesweit oft zu kurz kam, hatte Nürnberg bei der Mobilisierung zum letzten Bildungsstreik zumindest den Versuch unternommen, Problematiken von Auszubildenden zu thematisieren. Den meisten von ihnen war es aber im Endeffekt nicht möglich auf die Streikdemo zu kommen, weil sie im Betrieb sein mussten und dort mit einem unentschuldigten Fehlen mit mehr Konsequenzen zu rechnen hätten, als die meisten SchülerInnen und StudentInnen.
Deswegen wird in diesem Jahr zusätzlich zum bundesweiten Streiktermin eine Abenddemo am 10.6. um 18:00 Uhr stattfinden. Azubis, Eltern, LehrerInnen und alle, die sich ansonsten mit den Protesten solidarisieren wollen, sind aufgerufen, sich zahlreich zu beteiligen. Den Rahmen der Aktionen stellt das „Bildungscamp“ am Hallplatz in Nürnberg dar, welches an beiden Tagen allen Beteiligten zur Mitgestaltung offen steht. Von Workshops bis hin zu Konzerten und Fußball ist alles geboten. Ansonsten sind alle aufgefordert sich selbst einzubringen und natürlich ist das Bildungsstreikbündnis Nürnberg/Erlangen jederzeit offen für alle, die mitmachen wollen.

Erschienen in barricada – Mai/Juni 2010