Gostenhof ist gefragt – Antworten müssen her!

Zwischenstand: 750 Fragebögen sind da! „hunderte Gespräche wurden geführt und es gibt bereits jetzt eine Fülle von Informationen, Erkenntnissen, Einschätzungen und Aussagen zu verarbeiten.“ Wir sind für euch dran geblieben und präsentieren Antworten der organisierten autonomie (OA) auf unsere Fragen zur Untersuchung in Gostenhof. Desweiteren erwarten euch in diesem Zusammenhang: Ein paar Worte zur Geschichte und Aktualität organisierter Befragungen innerhalb der ArbeiterInnenklasse.

Wird es gelingen, tausend GostenhoferInnen zu befragen? Und was kommt dabei heraus?

Für Interesse, Nachfragen, Wetten und Gesprächsstoff inner – und außerhalb der Nürnberger Linken sorgt weiterhin eine politische Umfrage, die die organisierte autonomie (OA) zusammen mit der Initiative „Mietenwahnsinn stoppen“ im Stadtteil Gostenhof durchführt. (Siehe Interview in der letzten Ausgabe.) Unter dem Motto: „Gostenhof ist gefragt Antworten müssen her“, werden derzeit zahlreiche GostenhoferInnen mit Hilfe eines Fragebogens an Wohnungstüren, auf Straßen, in Parks, Kneipen und bei Events im Stadtteil mit Nachfragen zur sich verändernden Wohnsituation in ihrem Viertel konfrontiert.

und was wird da eigentlich gefragt?

Neben persönlichen Fragen zur Miete und Erhöhung derselben, stehen im Mittelpunkt der Befragung die diktatorisch betriebene Umstrukturierung und Gentrifizierung des ArbeiterInnenviertels, steigende Mieten, die Vertreibung alteingesessener BewohnerInnen, Luxussanierungen, die wachsende Anzahl nobler Neubauten, sowie die für die Mehrheit nahezu vollständige Abwesenheit von Möglichkeiten der Gestaltung des eigenen Stadtteils. Gefragt wird aber auch nach der Bereitschaft, sich zu widersetzen und ob ein Ende der Warenwirtschaft mit Wohnraum und die Vergesellschaftung desselben eine Option für die Mehrheit darstellt, ihre Probleme im Bereich Wohnen langfristig zu lösen.

Ziel der Umfrage ist es…

verkürzt zusammengefasst: gestützt auf Informationen, Erkenntnisse und konkrete Aussagen der Befragten eine kollektive Basis für den Kampf gegen hohe Mieten und die Gentrifizierung Gostenhofs herzustellen.

Ein Zwischenergebnis ist jetzt da

Nach sechs Wochen unermüdlicher Aktivität meldeten die AktivistInnen der organisierten autonomie und der Initiative „Mietenwahnsinn stoppen“ am Sonntag, den 22.6., in einer bei uns eingegangenen Pressemitteilung, ein erstes Zwischenergebnis zur Umfrage: „Es geht voran! Stunden auf den Straßen, an Haustüren, in Parks, Wohnungen und Gaststätten liegen bereits hinter uns. Bis heute haben wir 750 Gespräche geführt, 750 GostenhoferInnen investierten Zeit,  beteiligten sich, brachten sich ein. Es liegen deshalb bis heute 750 ausgefüllte Fragebögen bei uns vor! Mit eurer Hilfe und Beteiligung werden wir den Rest wohl auch noch schaffen…“ hieß es da.
Das wollten wir genauer wissen, haben nachgefragt und Sabine, Sprecherin der organisierten autonomie, hat sich bereit erklärt ein paar kurze Fragen zu beantworten.
barricada: Wie kommt die Umfrage in Gostenhof bisher an? Auf welche Probleme seid ihr gestoßen?
Sabine: Erstaunlich gut. Vielerorts werden wir nach den Flugblattverteilungen, die die Umfrage ankündigen, bereits erwartet und die Mehrheit der Angesprochenen ist bereit, sich zu beteiligen. Für Probleme sorgen oftmals sprachliche Verständigungsschwierigkeiten und manchmal der allgemeine Zeitmangel der bei Einigen eine Teilnahme verhindert.
barricada: Trefft ihr auch auf HausbesitzerInnen, politische GegnerInnen und wie geht ihr mit diesen um?
Sabine: Grundsätzlich gilt: wir treffen keine Auswahl, was die Befragten betrifft, außer dass sie in Gostenhof wohnen müssen. HausbesitzerInnen, wie politische GegnerInnen können teilnehmen und so haben sich auch Angehörige bürgerlicher Parteien (SPD-Grüne etc.) und HausbesitzerInnen beteiligt und unsere Fragen entsprechend ihrer politischen wie klassenspezifischen Verortung kommentiert.
barricada: Könnt ihr uns schon etwas dazu sagen, wie die Mehrheit der GostenhoferInnen sich zu euren Fragen positioniert?
Sabine: Abgerechnet wird am Schluss und so ist es für uns klar, dass wir Ergebnisse erst nach dem Abschluss der Umfrage und einer korrekten Auswertung präsentieren. Jetzt kann ich dazu deshalb eigentlich nur sagen: hunderte Gespräche wurden geführt und es gibt für uns eine Fülle von Informationen, Erkenntnissen, Einschätzungen und Aussagen zu verarbeiten. Ansonsten bleibt nur zu sagen, die Klarheit mit der die Mehrheit ihre Situation erfasst und auch die klare Positionierung der Mehrheit der Teilnehmenden übertrifft bereits jetzt unsere Erwartungen.
barricada: Gibt es schon einen Termin, an dem die Auswertung präsentiert wird?
Sabine: Die Auswertung wird Mitte-Ende Juli im Rahmen einer öffentlichen Pressekonferenz am Jamnitzer Park präsentiert. Einen genauen Termin können wir jetzt noch nicht nennen, weil dieser von der Geschwindigkeit, in der sich die Auswertung bewerkstelligen lässt, abhängt. Neben dieser Pressekonferenz planen wir, die Ergebnisse unserer Umfrage auch über Briefkastenverteilungen in Gostenhof zu verbreiten und zugänglich zu machen.
barricada: Dann danken wir dir für das Gespräch und harren gespannt der Dinge. Kommen die eintausend Fragebögen zusammen? Wie wird sich Gostenhof positionieren? Ist die Mehrheit der GostenhoferInnen gewillt, die eigenen Interessen gemeinsam durchzusetzen? Ist das Geschäft mit der Ware Wohnraum in Gostenhof zumindest umstritten und kann sich eine Mehrheit die Vergesellschaftung des Wohnraums perspektivisch vorstellen? Im Juli erfahren wir alle hoffentlich mehr!

Erschienen in barricada – Zeitung für autonome Politik und Kultur – Juli/August 2014