Als Migrantifa Nürnberg wollen wir zum Kampftag der Arbeiter*innenklasse über Migrant*innen in der Arbeitswelt informieren.
Zuerst mal grundsätzlich: Die kapitalistische Ausbeutung trifft alle, Migras aber verstärkt. Beispiele sind das Unrecht der Zeitarbeit und der Werksverträge. Migrantische Menschen erhalten öfter solche miesen Bedingungen als Deutsche. Studien bestätigen das. Migrant*innen arbeiten zu 33% als Minijober (Deutsche zu 11 %), Migrant*innen haben zu 16% befristete Verträge (Deutsche zu 7 %) und 9% der Migrant*innen stecken in der Leiharbeit (Deutsche zu 2 %). Das Märchen, dass solche Bullshit-JoYallabs ein Sprungbrett wären, glaubt niemand mehr, der jemals einen machen musste.
Der Rest sieht auch nicht besser aus: Migrant*innen leiden häufiger unter gesundheitsschädlichen Bedingungen, wie harten körperlichen Belastungen, Zeitdruck oder Schichtarbeit. Der psychosoziale Stress ist erheblich höher. Hinzu kommt noch oft genug rassistische Behandlung und Abwertung. Besonders deutlich wird das alles z.B. in der Fleischindustrie mit ihren Skandalen, in der Pflege und der Erntehilfe. Wir machen
die Knochenjobs – ob früher unsere Großeltern in den Fabriken oder heute unsere Leute in Altenheimen und auf den Feldern. Das Kapital nutzt die Möglichkeiten dieser Ausbeutung und geringeren Löhne von Migras, um den deutschen Arbeiter*innen zu drohen und uns gegeneinander auszuspielen. Das sollten alle kapieren!
Für Menschen, die neu nach Deutschland kommen, ist die Sprache ein Hauptproblem. Die Kurse vom Jobcenter sind meist schlecht, es unterrichten oft selbst ausgebeutete Migras. Später zeigt sich dann, dass es verdammt hart ist, nach drei Putzjobs noch vernünftig Deutsch zu lernen. Ohne gute Sprache aber bleibt man ewig ganz unten in der Drecksarbeit. Das gilt sogar für Leute, die Qualifikationen mitbringen.
Die werden oft nicht anerkannt oder abgewertet. Abitur zählt etwa in Deutschland als Mittlere Reife. Eine besondere Härte ist es, wenn sogar der Aufenthalt am Arbeitsplatz hängt.
Doch wir wehren uns dagegen. Schon beim legendären Ford-Arbeiter-Streik 1973, der hauptsächlich von türkeistämmigen Linken geführt wurde, war so. Sie betonten, was heute noch gilt. Wir kämpfen für alle, nicht nur für uns. Wir sind aus der Not heraus nach Deutschland gekommen, nicht freiwillig!
Wie schon damals bei den so genannten „Gastarbeitern“ hat die Arbeitsmigration auch heute einen schlechten Ruf. Es gibt viele Vorurteile, Rechte behaupten, die Leute wollten nur mehr Geld verdienen, deshalb kämen sie nach Deutschland. Akzeptiert werden nur Krieg und politische Verfolgung als Gründe, hier zu leben, aber die Not wird vergessen und dass es oft keine andere Möglichkeit gibt als auszuwandern. Selbst, wenn man nicht direkt hungert. Wir wissen: Mangelnde Perspektive kann auch quälend sein!
Flucht vor Kämpfen und Elend sollte ohnehin akzeptiert und selbstverständlich sein.
Kein Mensch ist illegal!
Betrachtet man das alles, ist es nicht erstaunlich, dass Migras weltweit oft vorn mit dabei sind bei Arbeitskämpfen. Wer die Brutalität des Kapitalismus hautnah spürt, ist oft auch bereit zu kämpfen. Ob es die Riders beim Fahrrad-Lieferdienst Gorillas oder die LKW-Fernfahrer betrifft – wir werden in eigener Sache aktiv! Besiegen wir gemeinsam den Kapitalismus! Wer sich spalten lässt, verliert, wer zusammensteht, gewinnt!
Hoch die internationale Solidarität!