1. Mai Zeitung 2014: Gostenhof ist gefragt – Antworten müssen her

Seit Jahren stellen wir fest, dass sich unser Stadtteil verändert. HausbesitzerInnen, MaklerInnen und BauspekulantInnen preisen Gostenhof seit einiger Zeit als „In-Viertel“ an. Dadurch sollen höhere Gewinne mit der Vermietung und dem Verkauf von Wohnungen  erzielt werden. Die Umstrukturierung ist in vollem Gange und wir müssen auf immer mehr andere Dinge des Lebens verzichten, um unsere Mieten zahlen zu können. Über unsere Köpfe hinweg wird unser Stadtteil verändert. Großprojekte, wie der Frankenschnellweg und Bürokomplexe der DATEV, werden ebenso von der Stadt durchgesetzt wie die zunehmende Überwachung unseres Viertels. Gleichzeitig steigen die Mieten ins Unermessliche.
Wohnraum wird im Kapitalismus – wie alles andere auch – als Ware gehandelt. Die Minderheit, die in Immobilienbesitz ist, versucht möglichst viel Profit damit zu machen. Wenn das Haus in dem wir wohnen aufgekauft wird, und wir rausgeschmissen werden oder uns die Mieten nicht mehr leisten können, beginnt die nervenaufreibende Suche nach einer neuen Bleibe. In Gostenhof ist diese Suche nach bezahlbaren Wohnungen ähnlich erfolgversprechend wie die nach der berühmten Nadel im Heuhaufen.
Widerspruchslos verläuft die Umstrukturierung jedoch nicht: an etlichen Wänden von Neubauten finden sich umstrukturierungskritische Graffiti, öffentliche Besichtigungen werden gestört, AnwohnerInnen informiert und Informationen gesammelt. Nun ist es höchste Zeit diese punktuellen Aktionen zusammenzubringen. Den Beginn wollen wir mit einer breit angelegten Befragung der Gostenhofer Haushalte markieren. Ziel ist es, zum einen mit den verschiedensten Menschen ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, wie sie die Situation erleben. Zum anderen soll aber auch der Propaganda der Stadt Nürnberg entgegengehalten werden. Sie leugnet die Verdrängung in Gostenhof, bejubelt den Prozess der Aufwertung und kann es gar nicht erwarten, diesen auch in der Südstadt zu exerzieren.
Wir wollen im Rahmen unserer Befragung herausfinden: Steigen die Mieten in Gostenhof? Ist es schwieriger geworden hier eine Wohnung zu finden? Was halten die BewohnerInnen von der Politik der Stadt Nürnberg, den Großprojekten und dem Geschäft mit unserem Zuhause? Und natürlich wollen wir auch wissen, was die Menschen in den letzten Jahren für Erfahrungen gemacht haben. Was hat sich verändert und wie wirkt es sich auf ihr Leben aus?  Wollen sie sich das gefallen lassen oder wehren wir uns gemeinsam?
Gostenhof ist gefragt – Antworten müssen her! Die Umfrage soll dazu führen, gemeinsame Antworten zu finden. Wir, die hier wohnen, ob Alleinerziehende, Großfamilien, RentnerInnen, GeringverdienerInnen, Hartz-VI EmpfängerInnen, Studierende, ArbeiterInnen, kurzum die Mehrheit, spüren die Entwicklungen deutlich und nun gilt es, uns alle gegenseitig aus der Vereinzelung heraus zu holen. Denn nur ein solidarisches und gemeinsames Handeln kann uns als Werkzeug in der Hand dienen, wenn wir den Immobilienfirmen und der Logik des Kapitals entschlossen entgegentreten wollen.

Für weitere Informationen achtet auf aktuelle Ankündigungen auf www.redside.tk oder kommt montags ab 19:00 Uhr im Stadtteilladen Schwarze Katze vorbei.