Wale statt Wahlen
Die Inszenierung der vermeintlich „freien Bürgergesellschaft“ wird in Kürze wieder einmal einen langweiligen Höhepunkt mittels eines immer wiederkehrenden scheindemokratischen Mechanismus erreichen: Das Spektakel der Wahl! Die angebliche Medizin gegen Totalität und Diktatur. Das heute vermeintlich geeignetste Instrument für „fair“, „gleich“ und „gerecht“. Die organisierten bürgerlichen politischen Formationen wetteifern um die Gunst der Menschen. Kein Wahlslogan scheint dämlich genug zu sein um damit doch noch irgendwo ein verwirrtes Menschlein zu finden, das auf diesen abgefahrenen Schwachsinn anspringt! Die Herrschenden haben große Bedenken, dass der/die brave BürgerIn, WählerIn, KonsumentIn am Ende noch vergessen könnte, wie nötig eine derartige Legitimitätsprozedur für ihren selbstgesetzten bzw. selbstgerechten Anspruch ist. Warum? Die große Illusion der angeblichen Möglichkeiten und Alternativen muss erhalten bleiben – bis zum bitteren Ende. Mensch soll hierzulande begreifen, dass Wählen in einem engen Zusammenhang mit dem Begriff der bürgerlichen Freiheit steht. So wie Menschen hierzulande scheinbar frei wählen können, welchen Beruf sie erlernen möchten, welches Supermarktregal sie bevorzugen, welche Automarke sie fahren und welche Klamotten sie tragen – so scheint es da nur konsequent, das hierfür passende Angebot zu wählen, welches sich dafür stark macht, diese scheinbar für jedermann/frau frei verfügbaren Errungenschaften, weiterhin zur Verfügung zu stellen. Dass es dabei nicht viel zum rumdoktorn gibt, kann man ausgezeichnet an der Wirklichkeit überprüfen. Die bürgerlichen Parteien jeder Couleur bedienen sich des Standardrepertoirs des politischen Reformismus. Im Zentrum deren Politik geht es um die politische Repräsentanz gewisser Interessensgruppen deren ureigenstes Ziel es ist, das große Ganze im Sinne eines spezifischen ökonomischen Systems namens Kapitalismus zu verfestigen und die dafür nötigen Bedingungen zu reproduzieren. Diese Funktionsweise der bürgerlichen Gesellschaft und die daraus resultierende Politik der Ignoranz konstruiert eine Art von Selbstbild, welches gegen alle politischen Vorschläge erhaben zu sein scheint, die im Gegensatz zu dieser Markideologie stehen. Bedeutet: Dass bei einer Wahl, die im Grunde genommen darauf ausgerichtet ist, dass wer auch immer gewählt wird, zum einen der Staatsräson entsprechend zu handeln verpflichtet ist und weiter einer höheren Marktphilosophie hörig sein muss um folgerichtig bereit zu sein, die Menschen als Werkzeuge seiner perversen Machtphantasie zu benutzen, damit zum Anderen mit den entsprechenden Manipulationsstrategien namens Angst und Abhängigkeit, für die „Intellektuellen“ (Wer ist das eigentlich?) sich in ihrer ganzen Primitivität eher die Sachzwanglogik eignet – um Leistungswillen, Konformität und Glauben herzustellen, damit vermarktbare Werte zu Stande kommen. Was wir damit konkret aussagen möchten: Wahlboykott!!! – Warum?: Gleiches Theater wie immer. Wir können Menschen sehen, die ihren Sieg vorbereiten. Wie wollen sie das bewerkstelligen? Antwort: Betrügereien, Unwahrheiten, Verleumdungen, Lügen und unzähligen Wiederholungen! Ziel: Dem „demokratischen“ Wahlsystem kollektiv den Gehorsam zu verweigern. Dieses verteidigt die herrschenden Interessen und die herrschende Moral. Die herrschende Moral ist und bleibt die Unmoral. Es geht darum die Initiativen der Bevölkerung zu kontrollieren um im Sinne des Systemerhalts flexibel und frühzeitig korrigierend eingreifen zu können. Unser Vertrauen wird an keine dieser zur Wahl stehenden Parteien verschenkt. Dies wäre nicht mehr als eine falsche Hoffnung eines Scheines der Freiheit und des Wohlstandes. Was sie mit der Wahl bezwecken ist, uns ihre Macht aufzuzwingen, ihre Macht zu stärken, sich in alle Angelegenheiten und alle Initiativen des Proletariats einzumischen um diese gegebenfalls zum Scheitern zu bringen. Es geht ihnen darum die Menschen zu kontrollieren, da es für sie unvermeidlich ist, jeden Menschen von klein auf steuern zu wollen, sie von Gesetz zu Gesetz zu schleppen, von Drohung zu Drohung, von Strafe zu Strafe – von der Geburt bis in den Tod – die totale Vormundschaft des Staates! Dieses repräsentative System ist die organisierte Herrschaft der Reichen (so war es immer und so ist es heute noch). Mensch muss sich vor Augen führen, dass dieses System, das wir radikal ablehnen, einige sehr gut erzogen hat, zu anderen ungeheuer brutal war und ist. Vorschlag: Um die Wirklichkeit unter der unzählige Menschen heute leiden anzugreifen, bedarf es einer anderen politischen Organisationsform, basierend auf einem System ohne Vertretung. Die Selbstverwaltung. ´Geben wir unser Schicksal nicht länger aus unseren Händen. Keine passive Stimmenthaltung. Wir fordern: einen Marsch bis zum Aufstand und der Abschaffung des existierenden Systems. Geht in den Landtag um „eure RepräsentantInnen“ zu sehen und das ganze repräsentative System zu hassen, bis der Ekel euch über den Mund kommt. Kapiert es endlich!
Erschienen in barricada – August/September 2013