Tønsberg – Ein Anlaufpunkt für Nazis und der Widerstand dagegen

In Nürnberg gibt es seit Ende November in der Innenstadt ein Bekleidungsgeschäft, das als Treffpunkt der überregionalen Naziszene fungiert. Der Laden Tønsberg in der Dr. Kurt-Schumacher-Str. 8 verkauft Artikel der Marke „Thor Steinar“ der Firma Mediatex. Wie in der letzten Ausgabe schon ausführlich berichtet wurde, ist Thor Steinar eine Marke, die von Nazis getragen wird. Die auf den Kleidungsstücken aufgedruckte Symbolik kann völkisch und nationalsozialistisch gedeutet werden. Der Kundenstamm besteht somit auch zum großen Teil aus Leuten, die kein Problem damit haben, für Nazis gehalten zu werden. Natürlich versucht die Firma Mediatex sich einen unpolitischen Anstrich zu geben, um ihren Profit zu maximieren und geht gerichtlich gegen alle vor, die über Thor Steinar und deren nazistische Hintergründe aufklären. Fakt ist, dass im Nürnberger Thor Steinar-Laden die überregionale Naziszene ein- und ausgeht. Der Laden Tønsberg ist somit in kurzer Zeit zu einem öffentlichen Treffpunkt für Nazis und rechtsoffene Menschen geworden, in dem man T-Shirts mit aufgedruckten V2-Raketen kaufen kann und gleichzeitig Gleichgesinnte kennen lernt.

Widerstand und Repression

Um den Nazitreffpunkt wieder loszuwerden, gab es seit dessen Eröffnung zahlreiche Aktivitäten: Eine Demonstration kurz nach der Eröffnung und tägliche Flugblattverteilungen des Antifaschistischen Aktionsbündnisses schufen öffentlichen Druck. Jugendorganisationen der Gewerkschaften, vor allem Ver.di- und IG-Metall-Jugend wurden ebenfalls antifaschistisch aktiv und unterstützten die Verteilaktionen. Von den GewerkschafterInnen wurde auch eine Postkartenaktion ins Leben gerufen und Oberbürgermeister Maly erhielt einige Hundert bis Tausend Postkarten, mit der Aufforderung „alle Möglichkeiten auszuloten“ um den Laden zu schließen. Ob OB-Maly bis jetzt „etwas ausgelotet“ hat wissen wir nicht, von der Stadt Nürnberg kam allerdings bis jetzt zur Thematik wenig brauchbares. Spürbarer für die Betreiber des Ladens dürften verschiedene Farbattacken gegen dessen Schaufenster gewesen sein.
Am 20. Dezember beteiligten sich etwa 2000 Menschen an einer Demonstration des Antifaschistischen Aktionsbündnis unter dem Motto „Naziladen Tønsberg dicht machen!“. Auf der Abschlusskundgebung vor dem Nürnberger Gewerkschaftshaus prügelten USK-Schläger wild in die Menge. Einige Polizisten verschaffen sich sogar Zugang zum Gewerkschaftshaus und attackiert dort mindestens eine Gewerkschafterin grundlos. Wenige Tage nach der Demonstration gab es noch eine Farbattacke gegen die Schaufenster des Ladens, die im Gegensatz zu früheren Sprühereien immer noch sichtbar ist. Auch die Ladentür wurde von Unbekannten zerstört. Diese Schäden sind bis heute nur notdürftig behoben. Mittlerweile soll auch der Vermieter dem Laden gekündigt haben, allerdings haben die Ladenbetreiber, wie in ähnlichen Fällen in anderen Städten, dagegen geklagt. Wie in Berlin, Magdeburg, Leipzig und Dresden ist also eine Räumung des Ladens auf legalem Weg in naher Zukunft eher unwahrscheinlich. Umso unverständlicher ist es, dass es nach Weihnachten kaum Aktivitäten gegen den Naziladen gab. Weder bürgerliche Kräfte, die sich gegen den Laden ausgesprochen hatten, noch linksradikale AntifaschistInnen hatten Nennenswertes in der letzten Wochen unternommen. Von der Plakataktion des DGB, die darauf abzielte, dass Nachbargeschäfte Plakate gegen Nazis in die Schaufenster hängen, ist im Moment kaum etwas zu bemerken. Sicher, es gibt wichtigere und spannendere Themen, mit denen man sich beschäftigen kann, als Naziläden. Doch wenn im Tønsberg der Geschäftsbetrieb ungestört ablaufen und der Dorfnazi sich dort beim Klamottenkauf mit Gleichgesinnten treffen kann, dann entsteht ein gesellschaftlicher Raum in Nürnberg, in dem faschistische Kultur Teil des Alltags wird. Deshalb ist zu hoffen, dass das kulturfaschistische Modeexperiment Thor Steinar bald beendet wird. Auf Gerichtsentscheidungen sollte dabei nicht gewartet werden.