Mieterhöhung – Kündigung – Ausverkauf

Gostenhof spielt nicht mehr mit! – Wir wehren uns gemeinsam!

Von Mai bis Juli 2014 wurden im Rahmen einer Stadtteilumfrage der organisierten autonomie (OA) 1000 GostenhoferInnen zu steigenden Mieten, Gentrifizierung, und der Möglichkeit den eigenen Stadtteil mitzugestalten befragt. Auf Grundlage der Ergebnisse und gewonnenen Erkenntnisse setzt die OA nun die Aktivitäten im November in Gostenhof mit einer Flyerverteilung zum Thema Mietrecht, mehreren Infotischen und einer Lärmdemo am 7.11. fort. Vier Fragen zum Thema stellten wir Hans Bott von der OA.

barricada: Ihr habt in den letzten Wochen im Stadtteil Gostenhof einen Flyer an nahezu alle BewohnerInnen mit „Rechtstipps für Mietrebellen“ verteilt, wie kam es dazu?
Hans Bott: Im Rahmen unserer Umfrage zum Thema Wohnen in Gostenhof, haben wir an Hand von Fragebögen und Gesprächen festgestellt, dass der Wille sich gegen Hausbesitzer zu wehren bei vielen GostenhoferInnen durchaus präsent ist, aber, und das leider ebenfalls bei vielen, wenig Wissen über die eigenen rechtlichen Möglichkeiten vorhanden ist. Nun ist es ja so, dass gesetzliche Rechte zu haben im Kapitalismus natürlich noch lange nicht heißt auch Recht zu bekommen. Dennoch halten wir es für notwendig, wenn wir uns mit steigenden Mieten, Verdrängung, mit mißerablen Wohnverhältnissen, unverschämten HausbesitzerInnen und Hausverwaltungen nicht abfinden wollen, dass wir unsere Rechte kennen und die rechtlich vorhandenen Möglichkeiten Widerstand zu leisten auch ausschöpfen. Es ist ein erster Schritt und jeder und jede kann und sollte da mitmachen. Ein Stadtteil, der so aufgestellt ist – dessen BewohnerInnen sich wehren, erschwert den GentrifiziererInnen ihr Handwerk, zwingt den SpekulantInnen und Imobilienhaien langwierige Auseinandersetzungen auf, wo sie kurzfristige Profite erwarten, vermießt den ProfiteurInnen des kapitalistischen Wohnungsmarktes das leichte Spiel und setzt unsere Interessen, die Interessen der Mieter so auf die Tagesordnung. Unser Flyer soll deshalb informieren, notwendige Tips liefern und zum Widerstand anregen.

barricada: Nun habt ihr ja im November nicht nur die Flyer in die Briefkästen geschoben, sondern Infotische gemacht und einen von euch Lärmdemo getauften Umzug, unter dem Motto: „Gostenhof spielt nicht mehr mit – Wir wehren uns gemeinsam!“, im Stadtteil durchgeführt. Was war da so geboten und warum das ganze?
Hans Bott: „Gostenhof spielt nicht mehr mit – Wir wehren uns gemeinsam!“ ist das Motto unter dem bis auf weiteres die Aktivitäten gegen die Umstrukturierung unseres Stadtteils stehen sollen. Wir denken, dass das auf den Punkt bringt worum es gehen muß, wollen wir dem Ausverkauf unseres Stadtteils etwas entgegensetzen: Wir verhalten uns nicht länger wie es von uns erwartet wird, wir komunizieren, werden aktiv und kämpfen gemeinsam für unsere Interessen! Das alles setzt Komunikation unter den Menschen im Stadtteil, Kommunikation der GostenhoferInnen untereinander voraus. Deshalb haben wir uns entschieden die Flyer nicht nur anonym in die Briefkästen zu stecken damit sie alle bekommen, sondern Infotische in allen Teilen Gostenhofs durchzuführen an denen Menschen mit uns reden können. Die Lärmdemo zu der wir im Vorfeld nur intern und in der Wohn-AG des Sozialforums mobilisiert hatten, fand am 7. Nov. zum Auftakt statt. Von der Gostenhofer Hauptstraße aus zogen wir unter Musik und kurzen Redebeiträgen durch den gesamten Stadtteil in die Feuerleinstr und schließlich zum Jamnitzer Park wo wir uns auflösten. Es waren Schilder dabei, die dazu aufforderten, die NachbarInnen kennenzulernen, Mieterhöhung und Ausverkauf eine klare Absage zu erteilten und runter mit den Mieten und rauf mit den Einkommen forderten. Mit Rasseln, Tröten, Kochlöffeln und Töpfen wurde dabei die ganze Route über ein Höllenlärm veranstaltet der für Aufmerksamkeit sorgte und dem Protest akustischen Nachdruck verlieh. Ziel der Demo war es darüberhinaus, zum Auftakt der Kampagne für die notwendige Aufmerksamkeit zu sorgen.

barricada: Und wie war die Resonanz die ihr erzielt habt?
Hans Bott: Die Resonanz die wir erzielten war großartig. Einige GostenhoferInnen beteiligten sich spontan an der Demo, an den Infotischen führten wir zahlreiche Gespräche. Uns wurde von Kündigungen berichtet und wir erhielten andere Infos, wir führten Diskussionen über Gentrifizierung, Widerstand, Vergesellschaftung von Wohnraum und den kapitalistischen Wohnungsmarkt, bei einigen Problemen konnten wir hoffe ich weiterhelfen, anderen hilft vieleicht der Flyer oder die empfohlene Beratung beim Mieterverein und wir haben viele neue Leute kennengelernt. Angesichts dessen, das in Nürnberg laut immowelt.de in den letzten 10 Jahren die Mieten um 25 Prozent gestiegen sind und der Preisanstieg damit eine ähnliche Dynamik wie in München erreicht hat, ist das aber auch kein Wunder, die Unzufriedenheit steigt.

barricada: Wollt ihr abschließend noch einen Satz zur Zukunft sagen?
Hans Bott: Wir stehen heute alle noch am Anfang des Kampfs um unseren Stadtteil, viele sind es auch noch nicht gewohnt sich zu widersetzen, ihre Interessen zu formulieren und für diese zu kämpfen. Als nächsten gemeinsamen Schritt wollen wir deshalb gestützt auf die Ergebnisse der Umfrage, mit allen interessierten GostenhoferInnen eine Erklärung erarbeiten in der wir unsere Kritik, unsere Interessen und Forderungen und Ziele formulieren. Wir würden uns freuen wenn ihr auch Vorschläge und Anregungen beisteuert. Wie, wann und wo das möglich ist werden wir noch bekannt machen.
Den Flyer zum Mietrecht findet ihr auf redside.tk

Erschienen in barricada – Januar/Februar 2015