Links in Bewegung – November

Interview mit dem SchülerInnenbündnis Nürnberg
Wie seid ihr darauf gekommen diesen Schulstreik zu machen?
Speziell dieser Schulstreik am 12. November wurde durch eine bundesweite Koordination von SchülerInnen und Schulstreikgruppen beschlossen. Anstoß war die Initiative einer Tübinger Gruppe (Freie SchülerInnen Organisation Tübingen), die bereits im Sommer einen bundesweiten Schulstreik ausgerufen hat.

Was erhofft ihr euch davon?
Wir haben das Ziel, dass alle SchülerInnen merken, dass sie nicht alleine sind, sondern voll viele, die genau so dran sind. Wir wollen Motivation hinein tragen und vermitteln, dass Selbstorganisation und Kampf wichtig sind, wenn wir Verbesserungen oder komplette Umgestaltungen in der Gesellschaft haben wollen. Hoffentlich tragen unsere Aktivitäten zum Aufbau einer SchülerInnenbewegung bei, die für die Interessen der SchülerInnen selbstständig eintritt und nicht nur das Bildungssystem verändern kann. Dabei sind unsere ganz konkreten Forderungen für das jetzige Bildungswesen:
* Mitbestimmung an allen schulpolitischen Entscheidungen. Wir wollen mehr bestimmen als die Farbe unseres Klassenzimmers.
* Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems! Wir wollen eine gemeinsame und solidarische Schule für alle!
* Kostenlose Bildung für alle!
* Ein besseres Lernumfeld. Für eine komplette Umgestaltung des Schulkonzeptes.
* Abschaffung des G8!. Wir wollen keinen weiter steigenden Leistungsdruck.

Was für eine Perspektive gibt es für eine SchülerInnenbewegung?
In Frankreich und Italien gibt es viel lebendigere SchülerInnenbewegungen und Widerstand. Das wäre schon gut hier auch so etwas zu haben. Aber letztendlich ist eine Bewegung nur so aktiv wie ihre Mitglieder. Das heißt für jedeN EinzelnE selbst aktiv werden. Die Berliner SchülerInnenkonferenz hat gezeigt, dass das Bildungssystem in seinem Kern umzugestalten ist und die länderspezifischen Ausformungen dabei eine weniger wichtige Rolle spielen.

Was sagt ihr zu den Aktivitäten in anderen Ländern?

In Italien gibt es zur Zeit einen großen Zusammenschluss von LehrerInnen, Schülerinnen, StudentInnen und ProfessorInnen, die gegen die astronomische Kürzung von 8 Mrd. im Bildungssystem kämpfen. Dabei sind nicht nur die – wie evtl. vermutet – „linken“ StudentInnen aktiv. Weil es wirklich alle betrifft, sind alle dabei um für ihre Interessen zu kämpfen. In Frankreich haben die Menschen etwas geschafft, was niemand gedacht hätte. Alle standen zusammen und haben gegen den CPE* gekämpft und das Gesetz zu Fall gebracht.

Wo seht ihr die Schwierigkeiten bei dem Projekt?
Die größte Schwierigkeit ist, dass es kein ordentliches Streikrecht gibt. Weder für die Beteiligten im Bildungssystem noch ein Generalstreikrecht für die Gewerkschaften. Aber jedes Recht wurde erkämpft, abgerungen und zugestanden. Das heißt, dass es möglich ist diese Rechte zu erhalten. Aber natürlich nicht umsonst. Dafür müssen wir noch einiges anstellen… Grundsätzlich ist es so, dass je mehr sich am Streik beteiligen, um so schwieriger wird es für mögliche Bestrafungen eine akzeptierte Rechtfertigung zu geben.

Unterstellt eure Kritik am Bildungssystem eine Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem?
Bildung orientiert sich immer an der Wirtschaftsform und kann nicht total umgestaltet werden. Die Prinzipien von Leistungssteigerung, Verwertung und Sortierung sowie Unterordnung werden erhalten bleiben. Dennoch können wir Verschlechterungen abwenden und Verbesserungen erkämpfen. Letztendlich ist Bildung, im Sinne von Erwerb von Wissen und Fähigkeiten aber wichtig, denn sie trägt auch zur Mündigkeit der Menschen und somit zu einem kritischen Standpunkt gegenüber dem Gesellschaftssystem bei.
Vielen Dank für das Interview.
*(http://de.wikipedia.org/wiki/Contrat_premiere_embauche)

Der größte Jugendaufstand in Italien seit 68
In Italien findet derzeit ein Jugendaufstand gegen die von der Berlusconi-Regierung geplante „Bildungsreform“ statt. Diese würde die Nichtverlängerung von ca. 140.000 prekären Arbeitsverträgen im Schul- und Hochschulbereich und die Schließung zahlreicher kleiner Grundschulen in ländlichen Gegenden bedeuten, außerdem die Kommerzialisierung der Hochschulen, den zwangsweisen Verkauf von Gebäuden zur Haushaltsdeckung bis hin zur völligen Privatisierung.
Seit Wochen vergeht kein Tag ohne große Demonstrationen gegen die „Bildungsreform“. Universitätsgebäude und Schulen werden bestreikt und besetzt. Den bisherigen Höhepunkt erreichte der Kampf gegen die „Bildungsreform“ am 30. Oktober mit einem landesweiten Generalstreik mit sehr hoher Beteiligung, allein in Rom nahmen über eine Million Menschen an der Demonstration teil. Die Faschisten griffen unter dem Schutz der Polizei die Demonstration an und zeigten nochmals ihre Funktion für die Herrschenden im Klassenkampf von oben.
Dennoch will die Regierung die schon verabschiedete „Reform“ durchsetzen und der Ausgang der Auseinandersetzung wird vom Kampfwillen der Jugend und ihrer Verbündeten in Italien abhängen.

HAUS GESUCHT!
„Alternative Kultur Nürnber e.V.“ sucht Räumlichkeiten zur Einrichtung eines selbstverwalteten Jugendzentrums. Gebraucht wird ein Haus, das geeignet ist für Konzerte, Veranstaltungen und Werkstätten. Wenn Dir ein Objekt bekannt ist, das in Frage käme, setz Dich mit der AKN in Verbindung! azjetzt@hotmail.de