Fürth: Nazis machen sich erneut lächerlich

Am 19.12.2009 wollte die Gurkentruppe „Freie Nationalisten Nürnberg“, deren Mitglieder teilweise aus München nach Franken migriert sind, eine rassistische Kundgebung in Fürth abhalten. Angeblich, weil etliche Faschos von weiter her anreisen wollten, kündigten die Nazis außerdem einen Treffpunkt in Nürnberg, am Südausgang des Hauptbahnhofes an.

Die bloße Ankündigung, dass es am Nürnberger Treffpunkt der Nazis eine antifaschistische Gegenveranstaltung geben könnte, führte jedoch dazu, dass die Nazis kurz vorher diesen Treffpunkt wieder öffentlich absagten und sich stattdessen lieber unter Polizeischutz im Bahnhofsinneren trafen. Einige Antifaschisten, die sich das etwas genauer ansehen wollten, wurden durch die Polizei zunächst gehindert, den Bahnhof zu betreten. Der ebenfalls anwesende engagierte Stadtrat Hans Patzelt, von der Nürnberger Linken Liste konnte jedoch schließlich die Ordnungshüter davon überzeugen, dass auch Linke die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen dürfen.

In Fürth begann ab 13:30 Uhr mit etwa 1000 Fürther und Nürnberger NazigegnerInnen die Gegendemonstration des Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus, zu der ein breites Spektrum von autonomen Linken und antifaschistisch engagierten Menschen über die Linkspartei bis hin zu Grünen, Kirchendekanen, örtlichen Politikern von SPD und dem Fürther Oberbürgermeister aufgerufen hatte. Während der Auftaktkundgebung betonte der Moderator vom  Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus, wie wichtig es ist, Nazis auch im Alltag die Straße nicht zu überlassen und ihnen entschlossen entgegen zu treten. Ein Vertreter der Antifaschistischen Linken Fürth (ALF), die zu einem Antifa-Block innerhalb der Demo aufgerufen hatte, an dem sich etwa 500 Menschen beteiligten, sagte in seinem Redebeitrag: „Wir werden den jahrelangen erfolgreichen antifaschistischen Widerstand mit aller Entschlossenheit fortsetzen und weiterhin jegliche Versuche der Nazis in Fürth und anderswo Fuß zu fassen bekämpfen. Und im Gegensatz zur Polizei schauen wir nicht tatenlos dabei zu, wie Woche um Woche Antifaschistinnen und Antifaschisten in der Innenstadt von Nazis angegriffen werden!“ Nach einer sehr kurzen Demonstration blockierten die DemonstrationsteilnehmerInnen über Stunden die Zugänge zum Kaiserplatz, auf dem die Nazis ihre Kundgebung abhalten wollten.

Doch die Fürther Polizei, die seit Jahren in der Kritik steht, besonders jugendliche Antifas mit Repression zu überziehen, während Nazis diesbezüglich geradezu Narrenfreiheit in der Stadt genießen, hatte beschlossen, dass die Nazikundgebung stattfinden muss. Auch nach der vollmundigen Ankündigungen des Fürther Polizeichefs Roman Fertinger dass die Nazis sich ihren Weg selbst suchen müssten, folgte das übliche widerwärtige Prozedere: Ein VGN-Sonderbus transportierte etwa 40 Nazis zum Kundgebungsplatz, die Polizei räumte den FaschistInnen bereitwillig den Weg frei. Somit konnte nach drei Stunden Verspätung die faschistische Hetze doch noch stattfinden. Wieder einmal ermöglichte die VGN – in dem Fall wohl eher die städtische Nürnberger VAG – zusammen mit der Polizei den Nazis eine Kundgebung, die sonst durch antifaschistische Blockaden unmöglich gewesen wäre.

Die Nazi-Kundgebung wurde jedoch bis zum Schluss, trotz eisiger Temperaturen, konsequent gestört. Das machte offensichtlich einige Nazis so wütend, dass sie versuchten, die Antifaschistische Gegenkundgebung anzugreifen. Zum Glück für die Faschisten wurde das von der Polizei weit vor einem Aufeinandertreffen verhindert. Der übermütige ex-NPD-Bundestagskandidat Rainer Biller zog sich bei dieser unschön anzusehenden Eskapade offensichtlich ein paar Blessuren zu.

Alles in allem lässt sich feststellen, dass engagierte AntifaschistInnen es wieder geschafft haben, dass eine Naziveranstaltung in Fürth zum lächerlichen Debakel wurde. Da sich aber nun offenbar sogar die Nürnberger Nazis Fürth als Aktionsfeld aussuchen, sollten AntifaschistInnen aus der ganzen Metropolregion weiter jeglichen Versuch der Nazis in Fürth politisch Fuß zu fassen konsequent vereiteln.

Erschienen in barricada – Januar 2010