Brandanschlag auf geplante Asylunterkunft in Vorra – ?über 1000 Menschen demonstrieren gegen rechte Gewalt
In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember setzten Nazis im mittelfränkischen Vorra drei Gebäude in Brand, die für die Unterbringung von Flüchtlingen vorgesehen waren. Hakenkreuzschmierereien und der Schriftzug: „Keine Asylaten (sic!) in Vorra“ ließen diesmal keinen Spielraum für Spekulationen über die Täter zu. Denn bereits in der Vergangenheit kam es zu Brandstiftungen in der Umgebung von Gebäuden, die für AsylbewerberInnen vorgesehen waren. (z.B. Erlangen, Bad Windsheim und Neustadt) Nur fehlte hier das offene Bekenntnis der FaschistInnen. Nur der „3. Weg“ postete einen Artikel zum Brand in Erlangen und begrüßte diesen ausdrücklich. Ein Vorgehen, das die Vorgängerorganisation „Freies Netz Süd“ bereits in der Vergangenheit an den Tag legte, wenn sie sich indirekt mit den Anschlägen auf linke Einrichtungen, Autos oder Häuser von Antifas oder ähnliches brüstete. Mittlerweile ist dieser Artikel aber nicht mehr auf ihrer Seite. Sicherlich um Repressionen vorzubeugen.
U.a. die CSU hatte durch Propaganda gegen „Asylmissbrauch“ und „Sozialtourismus“ zuvor Öl ins Feuer gegossen – im wahrsten Sinne des Wortes. Das mag an den Anfang der 90er erinnern, wo ähnliche Debatten stattfanden, bewohnte Asylheime brannten und dann das Asylrecht faktisch abgeschafft wurde. Auch heute steht wieder eine Verschärfung der Asylgesetze auf der Agenda und die Debatte wird angeheizt. Nicht zuletzt verleihen Pegida & Co dem dann noch einen Ausdruck auf der Straße – zumal in Dresden. In vielen anderen Orten scheiterten sie kläglich.
Denn eines ist anders als Anfang der 90er: wir erfahren eine krassere Polarisierung in der Gesellschaft. Einen Tag nach den Anschlägen in Vorra mobilisierte das Antifaschistische Aktionsbündnis Nürnberg zu einer Demo in dem kleinen Ort. Über 200 Leute fuhren nach Vorra und wurden dort bereits von einer überwältigenden Menschenmasse erwartet. Die Demo durch den Ort mit etwa 1500 EinwohnerInnen zählte über 1000 Leute. Lautstark zog sie bis zum Ort des Verbrechens. In einer Rede wies das Antifaschistische Aktionsbündnis auf die Zusammenhänge zwischen dem Anschlag und kapitalistischer Logik hin. So hieß es: „(…) dieser Wahnsinn hat Methode! Wir sollen gegeneinander aufgestachelt werden. Das Muster ist immer dasselbe: In Krisenzeiten wird den Menschen vorgemacht, dass nun diejenigen, die flüchten, ihnen die letzten Reste, die sie zugebilligt bekommen, streitig machen werden. Es wird so getan, als gäbe es nicht genug für alle und wir müssten nun mit noch mehr Menschen darum konkurrieren. Seien es Jobs, Sozialleistungen oder Wohnraum in den Ballungszentren. Dass es nicht naturgegeben ist, wer wie viel bekommt in diesem System, wird dabei geflissentlich verschwiegen. Dass der Verteilungskampf nicht zwischen Frau Müller und Herr Said statt findet, sondern zwischen uns und Banken, die mit Milliarden-Paketen gerettet werden, zwischen uns und Konzernen, die nur wegen unserer Ausbeutung – genannt Lohnarbeit – Milliardenprofite einfahren, das alles wird verschwiegen. Und zwar bewusst und gewollt. Denn das schlimmste, was ihnen passieren könnte, wäre, dass Frau Müller und Herr Said gemeinsam für bessere Löhne, bezahlbaren Wohnraum und ein gutes Leben für alle kämpfen würde.n“ Dem ist wenig hinzuzufügen. Klar ist jedoch, dass die revolutionäre Linke verstärkt in die Offensive gehen muss und nicht abwarten darf bis der nächste Anschlag stattfindet.
Erschienen in barricada – Januar/Februar 2015