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Rede der organisierten autonomie Nürnberg zu antifaschistischer Gedenkkultur

[1]Im folgenden lest ihr eine Rede der organisierten autonomie Nürnberg [2] die am 14. Juli 2023 auf der Kundgebung „Wagnerdämmerung – Für eine antifaschistische Gedenkkultur“ [3]gehalten wurde:

Für eine antifaschistische Gedenkkultur ist das Motto unserer Kundgebung heute und leider entspricht das Motto wohl kaum dem herrschenden Zeitgeist. Die Bürgerliche Politik fordert munter weiter hin einen Schlussstrich unter den deutschen Faschismus: Angefangen von Alexander Gauland von der AfD, für den der Nationalsozialismus ein Vogelschiss der Geschichte ist; bis hin zur ehemaligen SPD Kriegsministerin Lambrecht welche die Aufrüstung Deutschlands propagiert.

Ja, Sie fordern den Schlussstrich aus unterschiedlichen Gründen aber die politische Wirkung bleibt eine ähnliche. Nachdem inzwischen fast alle Zeitzeug*innen tot sind sollen die Lehren aus dem Deutschen Faschismus ebenfalls begraben werden.

Die Losung nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg soll getilgt werden im Interesse aktueller Politik.

Dem verwehren wir uns. Gedenkpolitik und Gedenkkultur bedeutet daran zu Erinnern wo die Wurzeln liegen für Krieg und Faschismus. Es bedeutet an die Menschen zu erinnern die sich konsequent dem Faschismus entgegengestellt haben und es bedeutet aufzuzeigen wo historische Kontinuitäten liegen.

Geschichte ist kein abgeschlossener Prozess und Geschichte wiederholt sich auch nicht so einfach. Aber eine antifaschistische Gedenkkultur sollte zum Beispiel die Frage stellen, wieso es sein kann dass es heute eine faschistische Partei wie die AfD gibt? Sie sollte fragen warum ein Profiteur von Zwangsarbeit und Krieg wie der Waffenfabrikant Karl Diehl immer noch Ehrenbürger dieser Stadt sein kann? oder sie sollte Fragen warum im angeblich entnazifizierten Staatsapparat heute immer noch Faschistische Netzwerke bestehen?

Wir möchten dabei erinnern an all Diejenigen die verfolgt wurden vom deutschen Faschismus und an Diejenigen die sich aktiv dem Nationalsozialismus entgegenstellten. An alle Kommunist*innen, Widerstandskämpfer*innen und Partisan*innen. Sie sind es die eben keine Ehrenbürgerschaften verliehen bekommen haben und nach ihnen sind in der Bundesrepublik keine Plätze benannt.

Und das kommt nicht von Ungefähr.

Die Bundesrepublik wurde aufgebaut als Frontstaat gegen den real existierenden Sozialismus. Dadurch rutschten die Täter*innen durch und blieben in Amt und Würden. In der BRD konnten die Profiteure von Krieg und Zwangsarbeit einfach weiter wirtschaften, Wehrmachts und SS Offiziere bauten die Bundeswehr auf und der gesamte Staatsapparat wurde aufgebaut mit Nazi-Personal.

Auch die Faschisten die nicht im Staatsdienst untergekommen sind durften sich schon bald wieder Politisch engagieren und hatten im Vergleich zu Linken kaum politische Repression zu befürchten.

Kurzum die Eliten welche den Faschismus an die Macht gebracht hatten oder von ihm Profitiert hatten wurden nicht zur Rechenschaft gezogen.

Deshalb ist es auch kein nerviger Kulturkampf wenn sich Antifaschist*innen heute dafür einsetzen das Plätze umbenannt werden. Denn hinter dieser Symbolischen Ebene steht der konkrete Kampf um die Zukunft, den die Kritiker*innen fürchten. Denn ihnen ist klar geht es erst den Symbolen einer chauvinistischen, deutschtümelnden und elitären Kultur an den Kragen ist der Schritt die realen materiellen Machtstrukturen anzugreifen nicht weit.

Und für diese Kämpfe stehen wir hier, für die Aktuellen und die Gewesenen. Für alle Menschen welche die Macht des Kapitals nicht hingenommen haben, Die Macht des Staates angegriffen haben und sich eingesetzt haben für die Sache der Armen und Arbeitenden.

Sie sind Unvergessen! Erinnern heißt Kämpfen! Nie wieder Faschismus, nie wider krieg!

Enden möchten wir mit zwei Versen des kommunistischen Lyrikers und Dramatikers Bertolt Brecht:

Sowas hätt‘ einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Daß keiner uns zu früh da triumphiert –
Der Schoß ist fruchtbar noch,
aus dem das kroch.

Und die da reden von Vergessen
Und die da reden von Verzeihn –
All denen schlage man die Fressen
mit schweren Eisenhämmern ein.