Gegen Sexismus, Klerikalismus und Polizeistaat
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten sitzen in Russland seit dem 3. März zwei Personen wegen „Gotteslästerung“ in Haft. Den Feministinnen Maria Alechina und Nadeschda Tolokonnikowa von der Punk-Gruppe „Pussy Riot“ wird vorgeworfen, in einer Kirche unangemeldet aufgetreten zu sein und dabei mit ihrem Lied „Mutter Gottes, vertreibe uns den Putin“ die religiösen Gefühle der Gläubigen verletzt zu haben. Am 14. März erklärte ein Moskauer Stadtgericht die Untersuchungshaft erneut für rechtens und schmetterte einen Antrag der Anwählte, die Haft in Hausarrest umzuwandeln, ab. Später wurde auch eine dritte Feministin, Katharina Samutskevitsch verhaftet. Bei einer Verurteilung drohen ihnen bis zu sieben Jahre Haft. In einem Aufruf „Russische Rechtssprechung auf dem Weg zur Inquisition“ fordern zahlreiche Menschenrechtler, unter ihnen Ljumdmilla Alexejewa von der Helsinki Gruppe, Swetlana Gannuschkina von „Memorial“, Chodorkowskij – Anwalt Jurij Schmidt und Jurij Samodurow, ehemaliger Direktor des Sacharow-Zentrums, die Freilassung der Feministinnen.
Die Frauen werden entsprechend der Gerichtsentscheidung noch bis zum 24. April in Haft sein.
Nach Auffassung der Verteidigung von Alechina, Tolokonnikova und Samutskevitsch gibt es keinen Hinweis auf eine Mitwirkung der beschuldigten Frauen an dem Auftritt von „Pussy Riot“ in der Kirche. Der Fall, so die Verteidigung, ist ein politischer Fall, den Putin persönlich zur Chefsache gemacht hat. Die Verteidigung plant einen Gang zum Europäischen Menschengerichtshof. Unter dessen haben sich viele Menschen vor Gericht versammelt, um gegen die Verhaftung der beiden Frauen zu protestieren. Einige der DemonstrantInnen wurden dabei (vorübergehend) festgenommen. Neonazis und Putinjugend „Naschi“ haben die DemonstratInnen straflos angegriffen.
Weitere Infos: freepussyriot.org